«Unser erster eigener Trüffel war faustgross»

  09.09.2020 Gipf-Oberfrick, Persönlich

Seit zehn Jahren hegt und pflegt das Ehepaar Plattner aus Gipf-Oberfrick ihren selbst angelegten Trüffelgarten. Dieses Jahr endlich können sie mehr als nur einzelne dieser besonderen Pilze ernten. Sie bieten nun erstmalig eigene Trüffel-Produkte zum Verkauf an.

Birke Luu

Viele Menschen besitzen einen Garten, aber Marie-Christine und Micha Plattner können einen Trüffelgarten ihr Eigen nennen. Und das kam so. 2006 übernahm Micha Plattner den Hof seiner Eltern auf dem Kornberg, wo er auch aufgewachsen war. Der gelernte Landwirt betreibt dort seitdem eine Schweinezucht und auf 10 Hektaren Ackerbau. 2009 brachte ihn ein Kollege seines Vaters auf die Idee, selbst Trüffel anzubauen. Das neue gemeinsame Hobby der Plattners war damit geboren. Micha Plattner sah zudem die praktische Seite dieses Hobbys: «Schweinezucht ist sehr intensiv, da konnte ich nur ein extensives, zeitlich unabhängigeres zweites Standbein gebrauchen.» Doch der Weg dorthin war lang und bedurfte grosser Geduld.

Ohne Erfolgsgarantie
2010 bestellten sie 60 spezielle Baumsetzlinge, jeweils 20 Zentimeter hoch, die bereits die nötigen Mykorrhiza-Pilze an ihren Wurzeln trugen. Trüffel sind nämlich Mykorrhiza-Pilze, die unterirdisch in Symbiose mit Bäumen leben. Oberirdisch betrachtet sieht man bei einem Trüffelgarten somit nur die Wirts-Bäume, die wahren Schätze liegen im Boden verborgen und offenbaren sich nur der trainierten Hundenase. Und auch dieser erst rund fünf bis zehn Jahre nach dem Anpflanzen.

Seit 2010 also hegten und pflegten die Plattners den Trüffelgarten mit Hilfe des Kollegen, mähten Gras, wässerten die Bäumchen und bekämpften wurzel-anfressende Mäuse. Und sie drückten die Daumen, denn eine Garantie, dass wirklich einmal Trüffel geerntet werden können, gibt es nicht. Es kommt nämlich noch, vereinfacht gesagt, auf den richtigen Boden an. Die 54-Jährigen nahmen diese Unsicherheit mit Humor. «Garantiert wurde uns, dass es zumindest Holz gibt», lacht Micha Plattner. Ohne Trüffelerfolg hätte er einfach den Garten wieder zu Acker gemacht – doch vor drei Jahren dann wuchsen plötzlich die ersten Burgunder-Trüffel. Erst nur vereinzelt, aber seit diesem Jahr nun in grösserer Anzahl. Nun wissen sie endlich: «Ja, es funktioniert!»

Übers Austüfteln zum Produkt
Es gibt eine Vielzahl an Trüffelsorten. Diese reifen auch zu unterschiedlichen Zeiten. Burgunder-Trüffel gibt es etwa von Mai bis November. Während dieser Monate gehen nun die Plattners abwechselnd mit ihrem Hund auf Trüffelsuche. Astor ist auf diesen Job trainiert, liebt Trüffel genau so sehr wie seine Besitzer und frässe die nussig-riechenden Pilze am liebsten alle selbst. Doch das Ehepaar Plattner hat mit ihren Trüffeln anderes vor.

Seit der ersten Ernte vor drei Jahren tüfteln sie an verschiedenen Rezepturen, probieren Neues aus und optimieren. Fehlschläge gehörten dazu. «Beim ersten Versuch war unser Trüffelöl grauenhaft. Es war zu alt geworden und hat schliesslich gestunken», erinnert sich Micha Plattner lachend. Inzwischen jedoch sind sie parat und bieten ein paar ihrer ausgereiften und kontrollierten Trüffel-Produkte zum Verkauf an. Direkt ab Hof wie auch in der Metzgerei Biland in Gipf-Oberfrick werden Trüffel-Öl, Trüffel-Salz und getrocknete Trüffelscheiben angeboten. «Zu erschwinglichen Preisen», wie Marie-Christine Plattner betont, denn «viele Leute haben grossen Respekt vor Trüffeln, weil sie denken, dass diese extrem teuer wären, was so nicht stimmt». Burgunder-Trüffel seien etwas günstiger als der edlere Perigord-Trüffel, zudem seien sie etwas milder im Geschmack und für ein Gericht werden Mengen im Gramm-Bereich benötigt.

Nachhilfe in Sachen Trüffel
Die gebürtige Walliserin hat gemerkt, dass in der Bevölkerung viel Unwissen in Bezug auf Trüffel vorhanden ist. «Viele wissen nicht, wie man Trüffel zubereiten kann. Also, ja nie erhitzen, bitte nur temperieren oder roh verwenden!» Trüffel seien einfache Pilze, man solle daher auch in der Zubereitung einfach bleiben. «Am besten auf ein warmes Butterbrot oder über Risotto, Teigwaren oder Salzkartoffeln raspeln», rät sie. Doch ihr absoluter Favorit ist die Verwendung als kreativer Apéro: dünne Sbrinz-Stückchen mit frischen Trüffel-Scheiben belegen und mit essbaren Blüten oder Kräutern dekorieren, fertig. Frische Trüffel werden übrigens ausschliesslich ab Hof angeboten, ein bis zweimal wöchentlich wird momentan geerntet.

«Die Trüffel sind momentan unser Hobby, doch vielleicht ändert sich das jetzt», werweisst Micha Plattner. Er hofft auf anwachsende Erträge in den nächsten Jahren, ja auch auf den Verkauf von frischen Trüffeln an Restaurants. Seine Frau hingegen bevorzugt den Direktverkauf. «Da kann ich mit den Leuten reden und erklären wie man unsere Produkte benutzt» schmunzelt sie. Gerne nehme sie sich Zeit für Rezept-Vorschläge und weitere Ratschläge in Sachen Trüffel.

Besonders wichtig ist dem Ehepaar, zu erwähnen, dass ein Trüffelgarten ein langfristiges Engagement sei und nicht als interessante neue Mode gesehen werden dürfe, die man schnell mal selbst ausprobieren könne. «Ein Trüffelgarten bedeutet Arbeit und Geduld. Wir machen das, weil wir es gern machen, den Geruch von frischen Trüffeln lieben», erklärt sie und resümiert: «Keiner darf glauben, dass er mit Trüffeln schnell und einfach reich wird.» In diesem Zusammenhang rät Marie-Christine Plattner auch dringend davon ab, sich extra wegen der Trüffelsuche einen Hund anzuschaffen. «Jeder Hund sucht unterschiedlich gern. Wenn man dann mit ihm keinen Erfolg hat oder das Hobby doch wieder aufgibt, landet der Hund schlimmstenfalls im Tierheim», gibt sie zu bedenken. Also, lieber erst mal lokale Trüffel kaufen und diese dann entspannt geniessen. Marie-Christine und Micha Plattner hingegen haben bewiesen, dass sie genügend Geduld und Enthusiasmus für den Trüffelanbau besitzen. Jetzt müssen sie abwarten, wie sich ihr Trüffelverkauf entwickelt. Es wäre schade, wenn ihr Kundenstamm nicht genauso gut wachsen würde wie ihre Fricktaler Burgunder-Trüffel.


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