«Wir müssen viele Dinge neu angehen»

  24.08.2020 Persönlich

Seit Dezember 2019 ist Trinidad Coi Zentrumsleiterin im Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach in Möhlin. Die Institution hat unruhige Zeiten hinter sich. Im Interview erklärt Coi unter anderem, welche Massnahmen zur Verbesserung der Situation ergriffen wurden.

Janine Tschopp

NFZ: Frau Coi, Anfang Dezember haben Sie Ihre Stelle als Zentrumsleiterin im Wohn- und Pflegezentrum Stadelbach angetreten. Wie ist es Ihnen in den ersten Monaten ergangen?
Trinidad Coi:
Ich wurde vom Vorstand gut empfangen und integriert. In den ersten Monaten war vor allem meine Präsenz bei den Mitarbeitenden und den Bewohnern wichtig. Sie brauchten eine Ansprechperson.

Wie empfinden Sie die Stimmung unter den Mitarbeitenden?
Wie überall gibt es Menschen, die am Alten hängen und andere, die sich auf Neues freuen. Ich versuchte vor allem, für die Mitarbeitenden da zu sein, sie zu verstehen und ihnen meine Zukunftsvorstellungen näherzubringen, damit sie eine Perspektive bekommen.

An der vergangenen Generalversammlung wurden unter anderem Resultate einer Umfrage bei den Bewohnern präsentiert. Dabei schnitt das Stadelbach bei vielen Kriterien, wie zum Beispiel «Verpflegung» oder «pflegerische Leistungen», schlecht ab. Welche Massnahmen haben Sie ergriffen, um die Zufriedenheit der Bewohner zu steigern?
Man muss sich bewusst sein, dass die Befragung schon über ein Jahr zurückliegt und sich die Welt seit dieser Zeit völlig anders dreht, Stichwort Corona. Aber gerne gehe ich auf ein paar Massnahmen seit Anfang 2020 ein. So wurde die Zusammenarbeit mit den Ärzten intensiviert. In der Pflege wurden klare Zuständigkeiten vorgenommen. Und im Wohnbereich gibt es neu zwei Stationen, statt eine wie vorher. Somit auch zwei Stationsleitungen und zwei Teams, also kleinere Einheiten, was mehr Individualität bedeutet. Zudem wird der korrekte Pflegebedarf laufend überprüft und die Aktivierung wird noch stärker auf die einzelnen Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet. Wir haben auch spezielle «Corona-Massnahmen» ergriffen.

Zum Beispiel?
Wir setzen einen Kioskwagen ein, der täglich die Tour durch die Bewohnerzimmer macht. Seit Corona erscheint jeden Tag das «Stadelbach Tagblatt» und es gibt Gartenkonzerte.

Auch die Mitarbeitenden sind laut dieser Umfrage nicht zufrieden und bewerteten Kriterien wie «Anstellungsbedingungen» und «Kommunikation, Information, Betriebskultur» schlecht. Was unternehmen Sie, um dies zu verbessern?
Da haben wir schon einiges unternommen. So gab es bis vor einem Jahr keine Personalinformationen. Das wurde wieder eingeführt und nun Corona bedingt unterbrochen. Bei den Anstellungsbedingungen halten wir uns an die Vorgaben unseres Verbandes und liegen dort in einem guten Durchschnitt. Wir müssen viele Dinge neu angehen, sie hinterfragen und beurteilen. Wir gehen mit einer Beraterfirma die wichtigsten Abläufe, vor allem in der Pflege und Hotellerie, durch und beziehen die Mitarbeitenden wenn möglich mit ein. Es gibt im Haus bereits viele Unterlagen, die es lediglich zu überprüfen gilt. Vieles ist also bereits vorhanden. Wenn es neue Abläufe oder Anweisungen braucht, werden diese erstellt.

Das alles geschieht aber nicht von heute auf morgen?
Es ist ein Prozess, der das ganze Haus betrifft und ungefähr zwei Jahre dauern wird.

Wieso wurden die Ergebnisse der Umfrage erst jetzt bekannt?
Dazu habe ich keine Informationen und es war lange vor meiner Zeit.

Sie kamen zu einem Zeitpunkt zum Stadelbach, in welchem die Institution in einer ziemlich schwierigen Lage war. Wie gehen Sie damit um?
Es hängt nicht nur von der Situation ab, sondern vielmehr auch vom Umfeld, das einen unterstützt oder unterstützen kann. Ich habe mit Hanspeter Müller, der den Stadelbach vor mir interimistisch führte, eine enge Zusammenarbeit, die er dann auch in den Vorstand führt. So sind alle Gremien jederzeit auf einem aktuellen Stand, und man arbeitet Hand in Hand.

Welches sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Kriterien, die eine Wohn- und Pflegeinstitution wie das Stadelbach erfüllen muss?
Man muss eine gute Mischung finden zwischen Bedürfnissen der Bewohner und der Angehörigen, zwischen Mitarbeitenden und kantonalen Vorgaben (Stichwort Stellenplan) und das alles in Relation zur Wirtschaftlichkeit setzen.

Welches sind Ihre persönlichen Ziele, die Sie als Zentrumsleiterin im Stadelbach erreichen wollen?
Ich bin sehr dankbar, dass ich diese verantwortungsvolle Aufgabe übernehmen durfte und der Vorstand mir auch das Vertrauen gegeben hat. Ich arbeite gerne im Stadelbach und ich möchte hier eine gute Leistung erbringen. Es gibt einige sehr gute Mitarbeitende, die zusammen mit mir für die Bewohnerinnen und Bewohner etwas Gutes tun wollen. Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen sich im Stadelbach wohl, sicher und gut aufgehoben fühlen. Ich bin überzeugt, dass wir dies zusammen mit der Unterstützung des Vorstands auch erreichen können. Wir möchten Menschlichkeit und Kompetenz zusammenführen.

Wo sehen Sie das Stadelbach in zehn Jahren?
Wir werden sicherlich noch im Langzeitbereich aktiv sein. Angepasst an neue Herausforderungen, wie zum Beispiel die Babyboomer-Generation, Veränderungen in Kommunikationsmittel und -techniken, Gebäudeinfrastruktur, Arbeitszeitmodellen und eventuell neuen Wohnmodellen.


Neun Monate im Amt

Trinidad Coi (56) lernte ursprünglich Pflegefachfrau und bildete sich sowohl im pflegerischen Bereich als auch im Management-Bereich stetig weiter. Sie eröffnete ein Seniorenzentrum in der Region Baden und war unter anderem im Inselspital Bern in der Pflege und im Qualitätsmanagement tätig.

Geboren und aufgewachsen ist sie in Bern und lebt seit zehn Jahren in Wallbach. Im Dezember 2019 übernahm sie die Zentrumsleitung des Wohn- und Pflegezentrums Stadelbach in Möhlin. (jtz)


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