Unternehmer, ehemaliger Friedensrichter und Blasmusikliebhaber

  08.07.2020 Gansingen, Persönlich, Musik

Eugen Riedener ist ein grosser Fan von Böhmisch-Mährischer Volksmusik

«Eigentlich bin ich nicht pensioniert», meint der siebzigjährige Eugen Riedener einleitend zu unserem Gespräch. Im Alter von 65 habe sich bei ihm lediglich mit dem Erhalt der AHV-Rente etwas verändert.

Dieter Deiss

«Meine Frau und ich hatten das Glück, dass wir sehr oft im Leben das machen konnten, was uns Freude bereitete», blickt Eugen Riedener auf sein bisheriges Leben zurück. Dieses Leben verlief freilich nicht einfach schön geradlinig. Stets gab es wieder Änderungen und Kurskorrekturen. Da waren zunächst die Wanderjahre, welche den jungen Mann im Anschluss an eine Mechanikerlehre durch halb Europa führten. Er montierte für eine Schweizer Firma Transportanlagen für die Kleiderindustrie.

Ein kleines Teilchen im Kraftwerkbau
Nach rund zehn Jahren hatte er genug vom Nomadenleben eines Monteurs. Er trat in eine Firma ein, welche Überwachungsanlagen im Bereich Vibrationen und Dehnungen für grosse rotierende Maschinen entwickelte und herstellte. Hauptkunden waren die damalige BBC und heutige ABB, sowie der französische Alstom-Konzern. «Das, was wir entwickelten und produzierten waren nur einige wenige, aber wichtige Messeinrichtungen für die Überwachung», erzählt der Siebzigjährige und weist darauf hin, dass zu grosse Abweichungen der vorgegebenen Werte bei einer Turbine verheerende Folgen für die Maschine haben könnten.

Mitte der Achtzigerjahre neigte sich die Blüte im Kraftwerkbau dem Ende entgegen. Altersbedingt liess das Interesse seines Patrons an dem Unternehmen nach und 1988 kam es letztlich zu einer Handänderung. Intensive Weiterbildung im Bereich Elektronik und Informatik erleichterten Riedener den Schritt in die Selbständigkeit. Obwohl der Kraftwerkbau seinen Zenit überschritten hatte, mussten bestehende Aufträge erfüllt, Unterhalt und Reparaturen sichergestellt werden.

In der Raiffeisenbank Gansingen wurde 1989 eine Wohnung mit Gewerberäumen frei. Wohnen und arbeiten am selben Ort, also beste Voraussetzungen für ein kleines Unternehmen. Bis zum Umbau der Bankräume im Jahr 2013 wurde dieser Standort genutzt. Der Schritt in das Fricktaler Dorf war freilich kein Zufall. Den Weg nach Gansingen fanden nämlich die aus der Ostschweiz stammenden Eltern von Riedener bereits 1964, als sie hier einen geeigneten Bauplatz fanden.

Eintritt ins Hörgerätegeschäft
Der Unternehmer Riedener suchte noch ein zweites Standbein und fand dieses in der Produktion von Hörgeräten. Er hatte das Glück, dass er ein bestehendes Produkt übernehmen und weiterentwickeln konnte. Seine Spezialität waren wasserdichte und staubgeschützte Hörgeräte. «Dies war damals ein Nischenprodukt», erzählt er. In der Blütezeit beschäftigte er bis zu sechs Festangestellte und zwölf Heimarbeiterinnen. Ähnlich wie bei den Messgeräten für den Kraftwerkbau, wird auch bei den Hörgeräten eine ausgeklügelte Technologie benötigt.

«Hörgeräte sind ein Medizinal Produkt und unterstehen deshalb besonders strengen Vorschriften», erzählt er. Die gleichbleibende Qualität der Produkte sicherzustellen und der damit verbundene Aufwand für Dokumentationen wurden im Laufe der Jahre immer anspruchsvoller. Auf der Suche nach Nischenprodukten drängten zudem mächtige Konkurrenten auf den Markt. Riedener betrieb das Hörgerätegeschäft bis 2012. «Es war eine äusserst lehrreiche Zeit für mich», meint er rückblickend. Insbesondere habe es ihm stets gefallen, dass er auch selber Hand anlegen konnte.

Seine Unternehmen führte er übrigens jeweils zusammen mit seiner Frau Vreni. «Vreni und Geni waren und sind ein gutes Team», meint er dazu. «Meine Frau hat sehr viel zu unserem beruflichen Erfolg beigetragen», betont er. Als Unternehmer müsse man etwas wagen, also etwas unternehmen, fügt er an. Das Risiko freilich trage man stets selber.

Der Friedensrichter als Vermittler
Mehr als ein Vierteljahrhundert, bis Mitte letzten Jahres, war Eugen Riedener Friedensrichter im Bezirk Laufenburg. Diese Tätigkeit habe ihn sehr geprägt, führt er dazu aus. «Dies war mein Beitrag an die Gesellschaft.». Als Friedensrichter habe man das Ziel, möglichst viele Fälle definitiv erledigen zu können. In dieser Funktion habe man die Aufgabe, den Menschen zu helfen. «Zunächst gab ich jeweils den Parteien Gelegenheit, ihren Standpunkt darzulegen. Dabei wurde hie und da auch zuerst einmal Dampf abgelassen. Anschliessend suchte man gemeinsam nach einer Lösung», erzählt er. Stets habe er sich viel Zeit für die Vorbereitung eines Falls genommen. Oft lerne man im Rahmen einer Verhandlung die Leute plötzlich von einer ganz anderen Seite kennen, gleichzeitig erhalte man auch Einblick in zahlreiche Schicksale. «Ein Friedensrichter muss zuhören können, die richtigen Fragen stellen, Lösungsansätze suchen und den Parteien einen Weg aufzeigen, wie der Streit beigelegt werden könnte», beantwortet Eugen Riedener die Frage nach der Qualifikation für dieses Amt. Man müsse an einer Sitzung Ruhe und Sicherheit ausstrahlen. Das nötige Wissen eigne man sich an Instruktionsversammlungen mit dem zuständigen Bezirksgerichtspräsidenten an sowie an den jährlichen Weiterbildungen. Im Gedankenaustausch unter den Friedensrichtern könne man stets sehr viel lernen, sowie Wissen und Erfahrungen weitergeben.

Liebe zur Blasmusik
«Wir fühlen uns in Gansingen zuhause», betont Eugen Riedener, der auch aktives Mitglied in der Musikgesellschaft Gansingen ist. Überhaupt ist für den Euphonium- und Tenorhornspieler die Musik von grosser Bedeutung. «Ich bin unheilbar erkrankt am Böhmisch-Mährischen Virus», meint er zu seinem wichtigsten Hobby. Da kann es nicht verwundern, dass er gleich in zwei Blaskapellen mitspielt, welche diesen Musikstil pflegen, nämlich bei den «Argovia Musikanten» und den «Rhybuebe». Es sei ein tolles Erlebnis, wenn man beim Musizieren spüre, wie der Funke von der Kapelle auf das Publikum überspringe, die Leute aufstehen und von unserer Musik berührt werden.

«Böhmisch-Mährische Musik muss man fühlen, man muss sie spüren, sonst kann man sie nicht spielen», erzählt ein begeisterter Musikant, der übrigens über das Akkordeon zur Blasmusik gefunden hat. Durch regelmässiges Üben bekomme man nicht nur einen guten Ansatz und Ton, mit der Zeit spiele man ganze Stücke auswendig. Das gibt einem die Möglichkeit, frei vor dem Publikum zu spielen. Highlights sind für den Musiker Riedener die regelmässigen Auftritte in der bekannten Konzertmuschel im Schlosspark von Bad Säckingen oder im Haus des Gastes in Höchenschwand.

Der Wahl-Gansinger stellte seinen Mann aber auch in verschieden Funktionen in der Gemeinde und der Region, sei dies als Vorstandsmitglied in der Musikgesellschaft, als Präsident des Gewerbevereins oder OK-Mitglied an Gewerbeausstellungen. Eugen Riedener ist nach wie vor unternehmungslustig. «Ich nehme mir heute die Zeit und Musse im Garten zu sitzen, in die prächtige Landschaft hinauszuschauen und neue Projekte auszuhecken», ergänzt er abschliessend.


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