Na dann, Petri Heil!

  14.07.2020 Möhlin

Junge Männer fischen Panzergranate aus dem Rhein

Es war ein aussergewöhnlicher Fang, den ein paar junge Männer am Samstagabend in Möhlin machten. Die Polizei alarmierten sie auf eigene Faust.

Ronny Wittenwiler

Eigentlich war von Anfang an klar, dass hier kein Fisch anbeissen würde. Bei dieser Tätigkeit, die als neuer Trend seit einiger Zeit im Netz kursiert, haben es die Protagonisten am anderen Ende der Leine jeweils auf metallene Gegenstände abgesehen: Beim sogenannten Magnetfischen wird mit einem langen Seil und einem Magneten der Gewässergrund durchkämmt. Genau das versuchten am Samstagabend ein paar junge Männer am Rhein beim Möhliner Schlossplatz. Es sollte nichts mehr als eine Spielerei sein. Kurze Zeit später sperrte die Kantonspolizei den Bereich grossräumig ab.

«Wir dachten, er macht Witze»
«Ein Kollege hatte davon im Internet gehört und sich ein solches Magnet gekauft», erklärt einer der jungen Männer, der sich allerdings sicher war: Hier draussen beim Schlossplatz auf dem Gewässergrund vor dem Fischersteg liege höchstens ein alter Baumstrunk. Er sollte Recht behalten, zumindest für den Moment. «Wir hatten das Magnetfischen Freitagnacht ausprobiert. Natürlich passierte nichts. Am Samstag badeten wir dort, fischten ein wenig und wollten dann mit dem Boot noch raus.» Einfach so zum Spass habe der Kollege dann aber noch einmal seinen Magneten am fünfzehn Meter langen Seil in den Rhein geworfen. «Plötzlich sagte er, es hänge etwas am Magneten. Fünf Meter vor dem Fischersteg. Wir dachten, er macht Witze.» Zum Vorschein, ganz langsam, kam eine Granate.

«Ja, uns ging die Kinnlade runter. Da erschrickt man schon.» Die Clique entschied sich, das Corpus Delicti mit allerhöchster Vorsicht aus dem Wasser zu ziehen und die Finger davon zu lassen. Darauf verständigten sie die Polizei.

Entwarnung
Aline Rey von der Kantonspolizei Aargau bestätigt den Einsatz. Man habe das Gebiet grossf lächig abgesperrt. Sie kann Entwarnung geben: Beim aussergewöhnlichen Fang der jungen Männer handle es sich um die leere Hülle einer Panzergranate. Sowas kommt offenbar vor. Am 24. August 2019 hatte ein Magnetfischer eine Handgranate aus dem Ersten Weltkrieg aus dem Rotsee gezogen. Woher die aus dem Möhliner Rhein gefischte Granate stammt, darüber konnte Aline Rey keine Angaben machen – man werde dem Fall auch nicht nachgehen. Der Einsatz vom Samstagabend ging rund zwei Stunden, teilt sie mit.

Nebst mehreren Polizeiautos sei auch ein Militärfahrzeug im Einsatz gestanden, erklärt allerdings der junge Mann, der genauso wie seine Kollegen seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Man wolle schliesslich nicht mit einem grossen Fang prahlen. Doch es scheint, als wollten die jungen Männer zuerst wieder die konventionelle Fischerei vorziehen. Na dann, Petri Heil.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote