Germanist, Volkskundler und Historiker mit Leidenschaft

  29.07.2020 Laufenburg, Persönlich

Martin Blümcke – ein nimmermüder grosser Heimat- und Kulturkenner

Das Engagement, das der 85-jährige Martin Blümcke in Laufe seines Lebens an den Tag legte, ist derart vielfältig, dass gar nicht alles aufgezählt werden kann. Er wird mitunter auch als «wandelndes Lexikon» bezeichnet. Darüber hinaus ist er ein Mensch, der leidenschaftlich gerne und spannend Geschichten zu Papier bringt und sie erzählt.

Charlotte Fröse

Mit grosser Neugier verbunden mit einem umfassenden Wissen und der ihm eigenen Sorgfalt hat Martin Blümcke Laufenburg erobert. In den letzten 20 Jahren, in denen er in der Stadt lebt, hat er sich ein grosses Wissen über Laufenburg und die Gegend angeeignet. Sein kulturelles Wissen bringt er mannigfach ein und er lässt bereitwillig viele Menschen daran teilhaben.

Bereits 2003 hatte er die erste Begegnung mit dem grenzüberschreitenden Museumsverein Schiff und gleich darauf gestaltete Blümcke die Wechselausstellung «Altes Handwerk» mit. Es sollte nicht seine letzte sein. So entstand unter anderem zusammen mit Alois Schmelzer 2009 die Ausstellung «Feuerrad und Martinsritt». Von Menschen und Maschinen und der Industrialisierung in beiden Laufenburg handelte 2012 eine weitere grosse Ausstellung. Der Ausstellungsgruppe unter der Federführung von Martin Blümcke ist es dabei gelungen, die Zeit der epochalen Veränderung in den beiden Schwesterstädten am Hochrhein auf eindrückliche Art und Weise darzustellen. Zuletzt war er als Leiter an der aktuellen Ausstellung «Biblia deutsch» aktiv. Die Ausstellung ist noch bis zum 6. September im Museum Schiff zu sehen. Nahezu zu allen Ausstellungen sind Begleitbroschüren erschienen und nicht selten ist Martin Blümcke darin als Autor verzeichnet und viele Besucher konnten ihn bei Führungen oder Vorträgen erleben. Die Zusammenarbeit mit den Menschen in der Schweiz hat Blümcke immer positiv erlebt. Er sei stets mit offenen Armen aufgenommen worden und es seien auch einige Freundschaften entstanden, wie er bei einem Gespräch mit der NFZ berichtete.

Sichten, ordnen und benennen
Eine wahre Herkules-Aufgabe bewältigte Martin Blümcke bei der Aufarbeitung des Stadtarchivs in Badisch Laufenburg, das er seit 2004 betreut. Der damalige Bürgermeister Roland Wasmer erkannte, erst selbst wenige Wochen im Amt, die Qualität Blümckes und konnte ihn als ehrenamtlichen Stadtarchivar für das jahrzehntelang vernachlässigte städtische Archiv gewinnen. An seine erste Begegnung mit dem chaotischen Archiv erinnert sich Blümcke noch ganz genau. Die Türe liess sich nur einen Spalt weit öffnen und nur ein schmaler Gang, von Aktenbergen gesäumt, führte zum Schreibtisch. Dort fand er vor sich ein altes Radio sowie Berge von Akten und hinter sich ein Regal voller Bücher. Mit grosser Akribie ging er an die Arbeit. Er hat es geschafft die zahllosen Akten zu sichten und zu ordnen. Seit 2016 haben die Akten im Feuerwehrhaus einen sicheren und wohlgeordneten Platz gefunden. Bei seiner Arbeit ist er auf so manche Überraschung und Schätze gestossen. Als wahre Rarität kam dabei der Ehrenbürgerbrief aus dem Jahre 1921 der «Schlössle-Madame» und Laufenburger Ehrenbürgerin Mary Codman (1839 – 1919) zu Tage. Einige Fundstücke konnte Blümcke der Schweizer Schwesterstadt zuordnen, die er in kundige Hände übergab.

Sorgenvoller Blick in die Zukunft
Das negative Ergebnis der Abstimmung zur Finanzierung betreffend der Sanierung des Museum Schiff hat Blümcke mit Bedauern aufgenommen. Aber auch die Corona-Zeit, die noch weniger Besucher ins Museum Schiff bringt, und der Pool der Aktiven im Verein, der immer älter wird, bereiten ihm Sorge. Darüber hinaus sieht er den Status als Kulturstadt, mit dem Laufenburg sich gerne schmückt, langsam aber sicher bröckeln.

Bewegtes und erfüllte Leben
Geboren wurde Martin Blümcke am 6. Juli 1935 in Sorau, Niederlausitz. Von 1955 bis 1965 studierte er Germanistik, Volkskunde und Geschichte in Tübingen. 1966 kam er als Hörfunkredakteur zum Süddeutschen Rundfunk und war dort von 1970 bis 1998 Leiter der Redaktion «Land und Leute», 2000 trat er in den Ruhestand. Blümcke war langjähriger Vorsitzender des Schwäbischen Heimatbundes und von 1983 bis 2012 Redakteur der Zeitschrift Schwäbische Heimat. Zahlreiche Veröffentlichungen zu volks- und landeskundlichen Themen begleiten seinen Lebensweg. Anlässlich des Jubiläums «800 Jahre Laufenburg» kam 2007 das Buch «Laufenburg – Bilder erzählen Geschichten» heraus, an dem er massgeblich beteilig war. Obwohl er kein aktiver Narr ist, hat Blümcke sehr interessiert die traditionelle schwäbisch-alemannische Fasnacht beobachtet und sie den Menschen auf vielfältige Art nähergebracht. Seit 2000 lebt er in Laufenburg-Baden. Es ist die fünfte Heimat Blümckes und er betont dazu: «Man kann mehrere Heimaten haben.» Die Liebe brachte ihn nach Laufenburg. Während einer Recherche über die Laufenburger Fasnacht, damals als leitender Redakteur des Süddeutschen Rundfunks, lernte er 1977 seine heutige Frau Barbara Rueb kennen und lieben und er blieb ihr und der Stadt Laufenburg treu. Das Amt des ehrenamtlichen Laufenburger Stadtarchivars übernahm er 2004. In der evangelischen Kirchengemeinde Laufenburg engagierte er sich bis 2015 als Ältester. Für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement erhielt er 2012 aus der Hand der Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer im Laufenburger Ratssaal als grosse Auszeichnung das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse.

Auch über die Landesgrenze hinweg war Martin Blümcke ganz nach dem Laufenburger Motto «Eine Stadt in zwei Ländern» tätig. Einige Jahre bis 2012 war er im Vorstand des grenzüberschreitenden Bewohnervereins Laufenburg tätig. Der Germanist, Volkskundler und Historiker war auch bis vor kurzem im Museumsverein Schiff aktiv. Über viele Jahre war er an zahlreichen Ausstellungen und am Geschehen im Museum Schiff aktiv beteiligt. Der Museumsverein Laufenburg ernannte Blümcke 2014 zum Ehrenmitglied. Zu seinem 85. Geburtstag, den Blümcke kürzlich feiern durfte, lässt er es jetzt langsamer angehen. Er zog sich auch aus der Museumsarbeit zurück und seine Ämter hat er weitgehend abgegeben. Aber so ganz hat er sich noch nicht auf Altenteil zurückgezogen. Gerade ist er dabei die Familiengeschichte der Blümckes aufzuschreiben.


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