Ein kleiner Flecken Paradies

  16.07.2020 Frick

Campingplatz Frick: Begeisterte kommen seit Jahrzehnten

Die dritte Saison managen nun Roger Mösch und Fabian Benz das Geschehen auf dem Campingplatz in Frick als umtriebige Unternehmer. Viele Campierer, die seit Jahrzehnten ihre Freizeit auf dem Platz verbringen, fühlen sich verbunden wie in einem Dorf und die Freiheit auf den kleinen Parzellen ist fast ein Stück Paradies.

Paul Roppel

«Wir waren uns bewusst, auf was wir uns da einlassen als wir den Campingplatz vor zwei Jahren übernommen haben», sagt Roger Mösch im Gespräch zur NFZ, das während seiner zweistündigen «Zimmerstunde» am Nachmittag stattfindet. «Ich habe die Situation von meinen Eltern her gekannt, die das Geschäft während 14 Jahren geführt hatten», fügt er an. Zusammen mit seinem Lebenspartner Fabian Benz führt er den Campingplatz unter der faro living GmbH und teilen sich sämtliche anfallenden Tätigkeiten. Mösch war zuvor tätig als Hochbauzeichner, Maurer, Bauführer und Architekt. Benz wirkte als Offsetdrucker, Schweizergardist, arbeitete bei der Securitas und zehn Jahre lang in der Administration des Notfalldienstes eines Spitals.

Inzwischen haben die beiden während zwei Saisons erlebt, was da alles zu tun ist. Aber vom Wetter her kam keine Routine auf. «In der ersten Saison hatten wir einen extrem heissen Sommer und die zweite Saison war ein sehr langer Sommer», erinnert sich Mösch. «Gegen Ende Saison waren unsere Batterien nach den 14-Stundentagen schon etwas aufgebraucht», gibt er freimütig zu. Aber es seien zwei gute Geschäftsjahre gewesen, fügt er an.

Komplett veränderte Situation
Neue Energie getankt haben sie dann während den Überwinterungen in Australien und Südafrika. Mit einer komplett neuen Situation konfrontiert sahen sie sich aber in diesem Jahr; die neue Saison ist geprägt vom Lockdown wegen der Coronapandemie und den angelaufenen Schutzmassnahmen. Normalerweise ist am 1. April Saisoneröffnung. «Aber wir haben es kommen sehen, dass damit wohl nichts wird», sagt Mösch. «So haben wir den Dauermietern empfohlen nur zu kommen, wenn es unbedingt nötig ist», erwähnt er. Tatsächlich durfte der Platz schliesslich erst am 6. Juni geöffnet werden. «Es machte sogar den Eindruck, dass die Campingplätze bei den Behörden in den Eröffnungsphasen vergessen geblieben sind», meint Mösch. «April und Mai sind mit Ostern, Pfingsten und Auffahrt unsere umsatzstärksten Monate», erklärt er. Das drücke sich auch im Restaurant aus, das zudem am Muttertag zusätzlichen Andrang habe. An guten Feiertagen werden 40 bis 60 Menüs verkauft.

Mehrheitlich Dauermieter
«In der Zwischenzeit ist unser Restaurant auch im Dorf bekannter geworden und wird zusehends von mehr Leuten aus der Umgebung besucht», freut sich Mösch. Das Restaurant ist über Mittag und am Abend geöffnet. Während dem Lockdown war es natürlich geschlossen, aber es wurden über das Internet Vorbestellungen aufgenommen und im Take-away bereit gestellt, was sogar von Externen benützt worden sei. «Finanziell wird es sicher kein gutes Jahr», fasst Mösch zusammen, ist aber froh, dass sie beide von der Entschädigung für Kurzarbeit profitieren konnten. Auf dem 1,3 Hektaren grossen Gelände sind 75 Dauermieter, worunter 15 sogar das ganze Jahr in ihren Wohnwagen am Ort leben. «Die Dauermieter sind unsere finanzielle Basis», erklärt Mösch und diese sorgen für recht stabile Einkünfte. 25 Parzellen sind für Durchzüger, hauptsächlich aus Deutschland und Holland, reserviert. «Als Folge der geschlossenen Grenzen hatten wir die ungewöhnliche Situation, dass an Fronleichnam der Platz nur von Schweizern belegt war», zeigt Mösch die veränderte Zeit auf. «Es macht aber auch den Eindruck, dass Campieren wieder im Trend ist, denn Anfragen aus der Schweiz sind viel häufiger geworden», stellt er fest.

Geniesser seit Jahrzehnten
Die momentane Auslastung ist hoch und erfreulich. Ein ganz grosses Plus für den Platz ist das nebenan liegende Hallen- und Freibad, welches viele Gäste, insbesondere mit Kindern, sehr schätzen. Für Dauercamper ist der Eintritt in der Miete inbegriffen; für Touristen wird er vergünstigt. Üblicherweise warten die Gastgeber mit belebenden Events für ihre Gäste auf, was aber vorläufig alles auf Eis gelegt worden ist. Trotzdem sind viele Gäste vom idyllischen Platz begeistert. «Es ist hier wie in einem kleinen Dorf, man kennt einander und hat auch Freundschaften aufgebaut», sagt Kurt Burri aus Regensdorf, der seit 17 Jahren Dauercamper ist und auch gerne mal mit seinem chromverzierten Motorrad eine Ausfahrt in den Schwarzwald unternimmt. «Wir geniessen die schönen Velotouren in der Gegend», verrät Sandro Alessio aus Oberwil der NFZ, der auch nach 32 Jahren den Platz nicht missen möchte und während vielen Wochen das kleine Paradies übers Jahr geniesst. Sein 88 Jahre alter Schwiegervater campiert im Wohnwagen daneben.


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