Restaurieren macht Freude

  15.06.2020 Zuzgen

Hansjörg Sacher versteht es immer wieder, morschen oder beschädigten Holzgegenständen neue Schönheit zu geben und Prachtstücke daraus herzustellen. Geduld dazu und Freude daran liegen ihm in hohem Masse.

Hans Zemp

Schon in jungen Jahren hatte der Zuzger Hansjörg Sacher Freude am Werken. Die Stunden in der Werkstatt seines Grossvaters zusammen mit seinem Onkel erfüllten ihn mit Genugtuung. Nach der Bezirksschulzeit brachte ihn eine gewisse Schulmüdigkeit dazu, die Kunstgewerbeschule in Basel zu besuchen und nicht das angedachte Studium in Geologie anzustreben. Seine Ausbildung zum Grafiker brachte ihm das Grundwissen in verschiedenen gestalterischen Sparten. Holz und Steine blieben aber seine Steckenpferde. Darum arbeitete er nie im gelernten Beruf. Vielmehr packte ihn die Freude am Medium Holz. Damit verbunden war, dass er sich oft in der Werkstatt auf der gegenüberliegenden Strassenseite aufhielt.

Besonders interessierten ihn marode, alte Sachen. Das erste grössere Möbelstück, das er restaurierte, war ein rund 200-jähriger Kirschbaum-Kleiderschrank vom Lohnberg. Seine Freude an dieser Arbeit nahm laufend zu. Vielen Kunden konnte er deren alte Möbelstücke wieder zu neuem Glanz verhelfen.

Auf das Spezielle am Restaurieren angesprochen, meint Hansjörg Sacher, dass neben der Freude an der Arbeit, die Kenntnis des Holzes, der verschiedenen Stilrichtungen und das Wissen über Oberflächenbehandlungen wichtig sind. Weiter brauche es ein gerüttelt Mass an Geduld und Ausdauer. Alle diese Kriterien erfüllt Hansjörg Sacher. Es verwundert daher wenig, dass er sich an Kästen, Tische, Stühle, Schränke, Buffets und anderes wagte und mit der Arbeit erfolgreich blieb. Obwohl er meistens für Kunden und nicht für den Handel arbeitete, war er immer beschäftigt. Mitte der 90er-Jahre änderte der Geschmack der Bevölkerung und die Nachfrage nach alten Möbeln ging zurück. Er liess sich jedoch nicht beirren, sondern setzte sein Talent für Grösseres ein. Er wagte sich an die Instandstellung von alten Bauernhäusern. Selbst Oldtimer in sehr schlechtem Zustand erhielten durch ihn neuen Glanz und wurden wieder zum Funktionieren gebracht.

Manchmal kommt gar Seltsames an den Tag
Auf die Frage, was er am liebsten machte, leuchten seine Augen und er meint: «Beim Freilegen von Teilen an Möbeln, auch Häusern kommt eigentliche Goldgräberstimmung auf.» Einmal sind in einer alten Müllerei drei, leider leere Tresore zum Vorschein gekommen. Aber auch andere, recht wundersame Sachen kommen ans Licht. Wie zum Beispiel als Bodenbelag verwendete Emailschilder.

Wenn man neben dem Neuen Altes bewahrt, erschliessen sich durch diese Vielfalt Einblicke in die Geschichte verschiedener Epochen. Der Erhalt solcher Zeitzeugen ist ihm ein grosses Anliegen. Neue Sachen brauche es aber auch. «Es braucht beides», so Sacher. Damit man aber so arbeiten kann, wie er, braucht es ein gutes Vorstellungs- und Formengefühl sowie die Liebe zum Detail. Die Möbelstücke erhält er meistens von Familien, die zu ihren Exponaten noch eine besondere Beziehung haben, weil sie Erbstücke oder historisch wertvoll sind. Letzteres ist aber eher selten. Das Spiel zwischen Neuem und Altem beherrscht Hansjörg Sacher sehr gut, entsprechend widmet er sich beidem.

Die Liebe zu alten Häusern
Hansjörg Sacher wollte eigentlich immer ein Bauernhaus. 1994 erhielt er die Chance, eines zu kaufen. Er machte sich gleich das erste Zuzger Schulhaus zu eigen. Das Schulzimmer befand sich im Obergeschoss des Bauernhauses, unten wohnte die Familie. Dem Erwerb dieses Hauses folgten zwei weitere. Dabei achtete er immer darauf, dass die Grundsubstanz noch gut ist. «Dann lässt sich sehr viel machen, wenn man noch Herzblut mit einbringt», meint er dazu. Seine Erwartungen an die Rendite waren nicht hoch, vielmehr interessierte ihn die gute Lage des Objektes. Er betont aber, dass ihm all das nur möglich war, weil ihn seine Familie in allen Bereichen unterstützt hat und Freunde manchmal tatkräftig Hand angelegt haben. Renovationen führte er immer in Eigenregie und nicht im Auftrag durch. Dies wäre nicht sein Ding gewesen. Er betrachtet diese Arbeit denn auch als interessanten Lebensabschnitt. Er glaubt aber nicht, dass nach den drei Renovationen eine weitere folgen wird. Obwohl das Treffen von Entscheidungen bis zum Abschluss des Projektes immer spannend waren.

Hobbys und Familie neben dem Beruf
Hansjörg Sacher sammelt in seiner Freizeit sehr gerne Fossilien. Schon viele dieser Versteinerungen befinden sich in seinem Besitz. Sie sollten aber gelegentlich geordnet und beschriftet werden, schmunzelt er. Wichtig ist ihm auch das Heuen und Emden auf der Matte «Under Thüel» zusammen mit Franz und Ruedi. Auf dieser Magerwiese gibt es zur Blütenzeit ganz spezielle Blumen und Pflanzen. Die Vegetation bereitet dem Zuzger grosse Freude.

Ein spezielles Erlebnis stellt für ihn auch jeweils das Herstellen von Gärmost dar. Ist der Most genussfertig, biete er eine Gelegenheit für eine gemütliche Zusammenkunft mit seinen Kollegen. Hansjörg Sacher ist ein geselliger Mann, der es gerne auch immer wieder lustig hat, gerne gut isst, gelegentlich das Restaurant besucht und mit Freunden und Kollegen Zeit verbringt.

Er ist mit Charlotte verheiratet und hat mit ihr zwei Söhne, die aber schon seit einiger Zeit nicht mehr zu Hause wohnen. Er lebt in seinem «Hüüsli am Bach» mit bester Nachbarschaft. Das bedeutet ihm viel. Sein bevorzugtes Refugium ist und bleibt aber seine 1930 erbaute Werkstatt. Hier möchte er bis ins hohe Alter verweilen und sich betätigen. Wenn man ihn nach der Quelle seiner Ruhe und Vorliebe für gemütliches Zusammensitzen fragt, meint er mit einem Lachen, das habe er von seinen beiden Grossvätern geerbt. Seine ebenfalls geduldige und ruhige Gattin verstehe ihren Hansjörg ganz gut.


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