Lust auf ein neues Projekt

  28.06.2020 Frick, Persönlich

Der Fricker Bauverwalter Harri Widmer geht in Frühpension

Harri Widmer gehörte als Bauverwalter in Frick während 13 Jahren zu den Konstanten in dieser Gemeinde. Am 30. November geht er in Pension – etwas vorzeitig, weil er in Amden über dem Walensee ein Bauernhaus renovieren möchte.

Edi Strub

Als Bauverwalter sei man ein «Zehnkämpfer», sagt Harri Widmer, der Leiter der Abteilung Bau und Umwelt in Frick. Rund 120 Baugesuche müssten jedes Jahr gesichtet und auf ihre Zulässigkeit überprüft werden. Zuständig ist man als Bauverwalter auch für den Bau und Umbau von öffentlichen Gebäuden sowie für Strassen und Kanalisation. «Alles, was nicht so gut in andere Departemente passt, landet beim Bauverwalter», lacht Widmer. Das sei aber auch der Reiz dieser Arbeit: einerseits die Vielseitigkeit der Aufgaben, anderseits die Übersichtlichkeit einer relativ kleinen Gemeinde wie Frick. «Hätten mir diese Aufgaben nicht zugesagt, wäre ich nicht so lange in diesem Job geblieben.» Bauverwalter zu sein ist eine Aufgabe, die Sensibilität verlangt. Man muss mit den Leuten umgehen können, auch wenn nach einem nicht bewilligten Baugesuch mal harte Worte fallen können. Verglichen mit früher wird zunehmend härter gefightet. Immer häufiger werden am Ende Baujuristen eingeschaltet.

Als Bauverwalter im Clinch
«Das Baubewilligungswesen ist ein Spiegel der Gesellschaft», sagte Widmer. Die Bevölkerungszahl nimmt zu, der zur Verfügung stehende Raum zum Bauen aber nicht. Und so bleibe nur eines: es muss verdichtet werden, was natürlich nicht allen gefällt. Da sind dann alle gefordert: die Bauherren, aber auch die, die zum Beispiel um ihre schöne Aussicht oder die Sonneneinstrahlung bangen. In solchen Situationen gelte es Lösungen zu finden, mit denen alle leben können. Als Bauverwalter ist man im Clinch, einerseits muss Wohnraum geschaffen werden und Platz fürs Gewerbe, anderseits muss man versuchen, «die grünen Lungen» in der Gemeinde zu erhalten. Und alles muss ausserdem den geltenden Regeln und Vorschriften entsprechen. Keine leichte Aufgabe. «Aber ich finde, dass wir das in Frick eigentlich ziemlich gut hinbekommen haben», sagt Harri Widmer. Es gibt Weitsicht und Kontinuität in dieser Gemeinde. Die Leute in den verschiedenen Behörden und Gremien bleiben meist lange auf ihre Posten, sie nehmen ihre Arbeit ernst und verfügen über grosse Erfahrung. Gerade im Umgang mit Baugesuchen ist Konstanz wichtig. Sprunghaftigkeit wird als Willkür wahrgenommen und kommt beim Bürger schlecht an.

Keine Baupolizei
«Gibt es auch Leute, die die Dinge selber in die Hand nehmen, und ohne Baubewilligung bauen?» frage ich. – Das komme tatsächlich vor, vielleicht etwa zehn Mal pro Jahr. «Aber wir spielen trotzdem nicht Baupolizei und setzen keine Drohnen ein wie gewisse Gemeinden», sagt Harri Widmer. In einer Gemeinde der Grösse Fricks gibt es auch eine soziale Kontrolle. Da kann man kaum ohne Bewilligung bauen, ohne dass es andere merken. Und wenn das dann angezeigt wird, geht die Bauverwaltung der Sache nach. «Die Bausünder müssen für das bereits Gebaute ein Gesuch nachreichen und erhalten eine Busse. Das kann bis zweitausend Franken kosten.» Nur in seltenen Fällen musste das illegal Erstellte zurückgebaut werden.

Zurück in sein Kindheits-Ferienparadies
In ein paar Monaten geht Harri Widmer in Pension. Er will ein kürzlich gekauftes Bauernhaus in Amden über dem Walensee sanft renovieren und dann, wenn auch seine Frau in Pension geht, dort einziehen. Bislang wohnte er in Rüfenach. Amden war in der Kindheit Harri Widmers Ferienparadies. Sein Grossvater hatte wegen einer Staublunge dorthin ziehen müssen und so war Harri Widmer im Sommer oft dort. Hier hat er als Bub mit seinen Freunden Bäche gestaut und die freie Natur genossen. Nun möchte er dorthin zurückkehren. Um dieses neue Leben schon bald geniessen zu können, lässt er sich vorzeitig schon mit 63 pensionieren. Die Arbeit als Bauverwalter sei anstrengend gewesen, er habe sie sehr gern gemacht, aber jetzt möchte er noch einmal mit etwas Neuem beginnen. Zuvor war Harri Widmer in Ruolfstetten-Friedlisberg sowie in Windisch in dieser Funktion tätig. Die Renovation seines Bauernhauses vermag er zum grössten Teil selber zu bewältigen. Er hat eine Bauzeichnerlehre gemacht, arbeitete dann im Strassenbau und schliesslich als Polier. So ist er bestens gerüstet für sein Projekt. Daneben will er sich seinem grossen Hobby, den Hunden, widmen. Jahrelang war Harri Widmer Präsident des Vereins Hundesport Reusstal. Er hatte immer Berner Sennenhunde. Nun möchte er erstmals einen Australian Sheperd, der etwas agiler und leichter ist. Einen Sheperd könne man auch mal tragen, wenn man auf einer Wanderung eine Stelle passieren müsse, wo sich der Hund an den Pfoten verletzen könnte. Harri Widmer freut sich auf die Erziehung dieses temperamentvollen, mit vielen Farben gezeichneten Hundes.


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