Gedeiht der Reis auch im Aargau?

  18.06.2020 Aargau, Natur

Beim Reisanbau nördlich der Alpen hat vieles noch experimentellen Charakter, doch könnte sich diese Nische in Zukunft etablieren.

Im Kanton Aargau werden aktuell mit finanzieller Unterstützung des Kantons und dem Bundesamt für Umwelt (Bafu) insgesamt 4,8 Hektaren mit Nassreis bepf lanzt. Das Feld in Lauffohr umfasst 2,5 Hektaren, der Rest ist auf Felder von mehreren Landwirten aus der Region verteilt. «Wir streben eine langfristige Zusammenarbeit von Landwirten aus der Region an, die gemeinsam Wasserschlossreis produzieren», sagt Toni Suter. Er ist Bereichsleiter bei Schwarz Gemüsebau in Villigen und für dieses besondere Projekt zuständig.

Frösche quaken und Libellen schweben im Tiefflug über das Wasser. Überall strecken Reispf lanzen ihre Stängel aus dem seichten Wasser. Nein, wir befinden uns nicht in Asien, sondern in der Nähe von Brugg im Kanton Aargau. In Lauffohr wird bereits zum zweiten Mal Reis im Nassanbau angepflanzt. Seit Jahren baute er hier Reis an – im Trockenverfahren. Doch hat sich der Trockenreisanbau mässig gut bewährt und Schwarz hat mehr investiert als gewonnen. Dann hat Toni Suter eines Tages eine Aufnahme des Versuch-Feldes im Berner Seeland gesehen. «Ich dachte zuerst an Fake News», sagt er. Nassreis-Anbau im Schweizer Mittelland? Geht das überhaupt? Deshalb habe er sich intensiv mit Hans Rudolf Mühlheim ausgetauscht, der in Zusammenarbeit mit Agroscope im seeländischen Schwadernau von Trocken- auf Nassanbau umgestiegen ist. Doch musste zuerst ein geeignetes Feld gefunden werden: möglichst nahe an der Aare, ein nicht zu durchlässiger Boden und vor allem möglichst flach. «Sobald ein Gefälle vorhanden ist, ist kein regelmässiger Wasserpegel möglich. Und dieser muss auf den Zentimeter genau stimmen», weiss Suter mittlerweile aus Erfahrung. Im April 2019 konnte es mit der ersten Nassreis-Saison im Kanton Aargau losgehen. Doch auf einen kühlen April folgte ein kalter Mai mit tiefen Nachttemperaturen. Trotzdem konnten schlussendlich alle involvierten Landwirte im Oktober 2019 Reis ernten und erfolgreich verkaufen. Dennoch, ein Nischenprodukt wird der Reisanbau in der Schweiz vermutlich bleiben. Doch solange der Nassreis-Anbau in der Schweiz eine Rarität ist, sorgen die asiatisch anmutenden Reisfelder bei manchen Spaziergängern und Wanderern für Erstaunen. «Die Leute reagieren durchwegs positiv auf unser Vorhaben und zeigen sich sehr interessiert», sagt Toni Suter. Deshalb seien neue Info-Plakate aufgestellt worden und über einen Holzsteg ist das Feld noch besser für neugierige Passanten zugänglich. Von dort aus lassen sich auch die Frösche, die seltenen Vögel wie zum Beispiel Bekassinen oder Flussregenpfeifer und hoffentlich auch seltenen Amphibien wie Kammermolche oder Gelbbauchunken bestens beobachten. (LID/nfz)


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