Fonduefahrten erst wieder im September

  12.06.2020 Kaiseraugst

Regelbetrieb der Fähre Kaiseraugst startet am Dienstag

Coronabedingt fährt die Fähre Kaiseraugst – Herten ab Dienstag eine verkürzte Saison. Die Gesundheitsvorschriften für den Regelbetrieb sind überschaubar, Sonderfahrten aber erst ab Mitte August möglich.

Boris Burkhardt

Auch die Fährmänner Max Heller und Guido Frei warten geduldig auf die Wiederöffnung der Grenzen am Montag: Allein wegen der Corona-Massnahmen hätte die Fähre schon vor ein paar Wochen ihren Saisonbetrieb aufnehmen können; doch der Fährbetrieb macht natürlich nur Sinn, wenn er auch ans andere Rheinufer nach Deutschland führt. Denn öffentliche oder private Sonderfahrten ausserhalb des Fährbetriebs Kaiseraugst – Herten gibt es auch nach dem kommenden Dienstag, wenn erstmals der Regelbetrieb zwischen 14 und 17 Uhr wieder aufgenommen wird, vorerst noch nicht. Montags hat die Fähre Ruhetag.

Keine Mundschutzpflicht
Frei übernimmt am Dienstag die erste Schicht und wird ab 14 Uhr auf Zuruf auf die ersten Fahrgäste warten. Gemäss Corona-Regeln dürfen maximal zehn statt sonst 30 Passagiere auf das Boot. «Wenn grössere Gruppen kommen, fahren wir eben zweimal», sagt Heller, der die Massnahmen so überschaubar wie möglich halten will. Mundschutzpflicht gibt es gemäss Schweizer BAG-Regeln keine auf der Fähre – nach deutschem Recht wäre sie wohl nötig, sofern die von der Ortsbürgergemeinde betriebene Fähre als ÖV gälte. Heller und Frei gehen trotzdem davon aus, dass auch während des Aufenthalts an der Hertener Lände keine Mundschutzpflicht gilt.

Sonderfahrten finden bis vorerst Mitte August keine statt. Die nächste Barbecuefahrt ist für den 21. August, die nächste Fonduefahrt für den 2. September und die nächste Abendfahrt für den 4. September vorgesehen. Privatfahrten für Familienfeiern, Firmenausflüge oder ähnliches können aber jetzt schon bei der Gemeindeverwaltung Kaiseraugst gebucht werden. Die verkürzte Saison, die normalerweis am Karfreitag, spätestens aber am 1. April startet, wird regulär bis Allerheiligen laufen; der letzte Einsatz ist traditionell die Anlandung der Samichläuse aus dem Schwarzwald, dieses Jahr am 4. Dezember.

Neues elektronisches Ankergeschirr
Für die Fähre war zum Jahreswechsel die fünfjährliche Inspektion der Schweizerischen Schifffahrtsuntersuchungskommission (SUK) fällig, um die Konzession verlängert zu bekommen. Sie wurde wie bisher vom Fachmann Roland Steiner in Herten durchgeführt, der mittlerweile aber seine Selbständigkeit aufgegeben hat und beim Nautikzentrum Basel in Grenzach-Wyhlen arbeitet. Bereits seit einigen Tagen liegt die Fähre an der Anlegestelle in Kaiseraugst; die Fährmänner trauten sich nicht mehr, sie in ihren Schopf in der verschlammten Ergolzmündung zurückzufahren. Laut Heller und Frei hat es in der Mündung derzeit noch 40 Zentimeter Tiefgang, wo eigentlich ein Meter sein sollte. Das Risiko sei zu gross, dass das Boot auf eine Sandbank geraten und der Ansaugstutzen für das Kühlsystem am Kiel Sand statt Wasser ansaugen könnte. Das passierte zuletzt im Sommer 2015 – laut Heller ein Schaden in Höhe von 3000 Franken. Geld geben die Fährmänner lieber für sinnvolle Dinge aus wie das neue Ankergeschirr, das nun elektronisch statt mechanisch funktioniert und damit besser vom Fährmann bedient werden kann, der beim Regelbetrieb alleine für das Schiff verantwortlich ist. Der Anker wird laut Heller nur benötigt, um die Position auf dem Rhein zu halten, sollte der Motor ausfallen. Das sei in 25 Jahren zweimal passiert.

Wechsel am Steuerrad
Seit dieser Zeit engagiert sich Heller nun schon für die mittlerweile 65 Jahre alte Fähre; den Abkauf vom Kraftwerk Augst und die Einrichtung des Fährbetriebs ist massgeblich seiner Initiative als damaliger Gemeindepräsident zu verdanken. Wie viele Jahre er in dieser Zeit immer wieder Präsident der Fährkommission und Betriebsleiter war, weiss er schon gar nicht mehr: «Zuletzt acht bis neun Jahre», meint er. Deshalb wird es für den 79-Jährigen nun Zeit, das Steuerrad abzugeben: Er wird ab dem 1. Juli allerdings weiterhin Stellvertreter seines jetzigen Stellvertreters und designierten Nachfolgers als Präsident, Guido Frei, bleiben. «Mit dem Papierkram will ich nichts mehr zu tun haben; aber ich fahre noch», sagt Heller und lacht.

Der Kaiseraugster Frei gehört seit 2017 zu den 19 männlichen Fahrern, die sich im Dienst abwechseln. Die Hochseeausbildung für Segelboote hat Frei bereits 1996 abgeschlossen und ist seither laut eigener Aussage 15 000 Kilometer gefahren. Seine Arbeit als Lokführer machte es ihm aber bis vor drei Jahren auch am Wochenende unmöglich, Tagesdienste auf der Fähre zu übernehmen.


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