Falscher Ansatz

  23.06.2020 Leserbriefe, Frick

Die Rassismusdebatte in den USA ist der Auslöser, dass dieses Thema auf Europa und im Speziellen auf die Schweiz übergeschwappt ist. Es wird bei dieser Diskussion aber komplett ausser Acht gelassen, dass die USA schon seit Jahrhunderten ein echtes Rassismusproblem haben mit Verachtung, Ungleichbehandlung und roher Gewalt gegenüber Andersfarbigen. Hinzu kommt, dass die Polizei in den Staaten oft eine oberflächliche Ausbildung in nur wenigen Monaten ohne jeglichen Leumund und so weiter absolvieren, was in keiner Weise mit unserem System vergleichbar ist. Wenn diese Debatte dazu führt, dass unsere Polizeicorps verunsichert werden, oder nicht mehr Top Fachleute rekrutieren können, haben wir der Schweiz einen schlechten Dienst erwie- sen! Und wenn nun in unseren Breitengraden bereits die Frage nach der Herkunft als rassistisch eingestuft wird, so können wir erahnen, wie riesig doch die Unterschiede zur Situation in den USA ist.

Auf der Welle dieser Diskussion wirft die Migros die Mohrenköpfe aus dem Sortiment, ihr geht es aber nicht um den ethischen Aspekt, sondern allein um die Angst schwindender Umsätze. Ebenfalls werden im Sog dieser Debatte auch Gemeindewappen, Familienwappen & Statuen von ehemaligen Herrschern oder Architekten hinterfragt. Ich finde es sehr schade, dass die ganze emotionale Auslegeordnung vom eigentlichen Problem, nämlich jenem der Diskriminierung ablenkt. Hier liegt das eigentliche Problem, nämlich, sobald jemand nicht unserem Normverständnis entspricht, wird er oft gehänselt, links liegen gelassen oder ganz einfach von der Gesellschaft nicht akzeptiert. Da geht es um ganz viele Bereiche, Übergewichtige, körperlich oder geistig Behinderte, Homosexuelle, Andersfarbige und und und.

Wenn in der heutigen Zeit sogar die katholische Kirche ein Interview mit Kurt Aeschbacher nicht veröffentlicht, mit dem Hinweis auf die sexuelle Ausrichtung und nur auf dessen Intervention zurückkrebst, dann bleibt tatsächlich auch in der Schweiz noch sehr viel zu tun. Eigentlich müsste diese Debatte bereits in den Schulen geführt werden und unser doch oft sehr einseitiges engstirniges Verhältnis zu gesellschaftlichen Normen aufgeweicht werden. Wenn uns dies gelingt, haben wir viel mehr erreicht als die fadenscheinige Aktion der Migros mit den Mohrenköpfen!

MARKUS KUNZ, FRICK


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