Der Mann im Hintergrund tritt ab

  17.06.2020 Persönlich, Rheinfelden

Er ist der dienstälteste Mitarbeiter im Rheinfelder Rathaus. Knapp 44 Jahre hat Daniel Vulliamy hinter den Kulissen gewirkt und die «Drehbücher» zu zahlreichen Grossveranstaltungen geschrieben. Ende Juni tritt er in den Ruhestand.

Valentin Zumsteg

Wir treffen Daniel Vulliamy im Rheinfelder Rathaus – wo sonst? Hier arbeitet er seit rund 44 Jahren; damit ist er der dienstälteste Mitarbeiter der Verwaltung. Er hat vier Stadtammänner und vier Stadtschreiber miterlebt. Ende Juni geht diese lange Zeit zu Ende, dann tritt er in den Ruhestand. Doch allzu ruhig dürfte es nicht werden. «Am 30. Juni feiere ich meinen Geburtstag und meinen letzten Arbeitstag. Ich werde an diesem Tag 64 Jahre alt. Die Frühpensionierung um ein Jahr leiste ich mir», sagt er mit einem Lachen.

Nur ein kurzer Abstecher
Zwei Bilder des Rheinfelder Malers Jakob Strasser schmücken sein Büro. Beide zeigen Ansichten der Stadt. Das ist kein Zufall: «Ich habe ihn immer sehr verehrt. Als Kind konnte ich ihm über die Schultern schauen, wenn er im Städtchen gemalt hat.» Daniel Vulliamy hat nie irgendwo anders gearbeitet als in Rheinfelden. Nach der Lehre bei der Verwaltung machte er zwar einen kurzen Abstecher zu Feldschlösschen, doch schon bald kehrte er ins Rathaus zurück. Es gibt kein Stockwerk im Gebäude, wo er nicht schon sein Büro hatte.

Im Laufe der Jahrzehnte hat er zahlreiche Aufgaben gemeistert: Er führte das Schulsekretariat und war 19 Jahre lang Stadtschreiber-Stellvertreter. 2006 hat er die neu geschaffene Stelle des Leiters Stabsdienste/Stadtmarketing übernommen. Vulliamy erinnert sich noch gut: «Als mir Stadtammann Franco Mazzi damals diesen Wechsel vorschlug, war ich nicht sicher, ob es sich nicht um ein Abstellgleis handeln könnte. Ich habe lange mit mir gerungen und mich schliesslich dafür entschieden. Zum Glück, wie sich später herausstellte.»

In seiner neuen Aufgabe ist er aufgegangen und hat die Stelle massgeblich geprägt. Sein Aufgabengebiet ist breit gefächert: Neben dem Stabsdienst und dem Stadtmarketing führt er das Sekretariat der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission und der Sportkommission. Er hat im Auftrag der Stadt bei zahlreichen Organisationskomitees mitgewirkt, sei es beim Altstadtfest, dem Mittelalterfest oder der Etappenankunft und dem Etappenstart der Tour de Suisse im 2016 – um nur einige wenige aufzuzählen. Unvergesslich sind ihm die Fernsehsendungen «SRF Donnschtig-Jass» oder «SRF bi de Lüt live», die er mit Organisationsarbeit massgeblich unterstützen konnte. Als legendär gelten seine «Drehbücher», die er zu unzähligen Grossanlässen wie zum Beispiel zum grenzüberschreitenden Neujahrsempfang verfasst hat.

«Lieber organisieren als improvisieren»
Bei seiner Arbeit stellt er sich ganz in den Dienst der Sache, seine Person bleibt im Hintergrund. Dies entspricht seinem Charakter. Schon sein Vater, der als Kunstkeramiker bei der Zahner Manufaktur arbeitete, habe sich nie in den Vordergrund gedrängt. «Zudienen», «koordinieren» und «organisieren», so formuliert Vulliamy seine Tätigkeit. «Ein Anlass gelingt, wenn alle Details – und scheinen sie auch unwichtig – gut vorbereitet werden.» Sein Motto: «Lieber organisieren als improvisieren.»

Auch im Militär und im Sport lag seine Rolle im «Zudienen». Er war zwar Hauptmann, aber vor allem als Stabssekretär für das höhere Kader tätig. Im Fussball engagierte er sich als Schiedsrichter und Schiedsrichter-Assistent. Bei zahlreichen Spielen der damaligen Nationalliga A unterstützte er den Schiedsrichter.

«Fühle mich eng mit der Stadt verbunden»
Vulliamy ist ein Rheinfelder durch und durch: Er wurde hier geboren, hat immer in der Zähringerstadt gewohnt und gearbeitet. «Ich trage Rheinfelden im Herzen. Das ist meine Heimat. Ich fühle mich eng mit der Stadt verbunden.» Zu seinem Selbstverständnis als Rheinfelder gehört der enge Kontakt mit der deutschen Nachbarschaft. «Ich habe die vergangenen Monate mit der geschlossenen Grenze als schlimm empfunden.»

Auf den 30. Juni und seine Pensionierung freut er sich, auch wenn ein bisschen Wehmut mitspielt. «Mein Terminkalender war in den vergangenen Jahren immer sehr voll. Jetzt habe ich mehr Zeit.» Er wird sich aber weiterhin engagieren, vor allem für kulturelle Belange. Vulliamy gehört dem Vorstand des Barockorchesters Capriccio und seit kurzem dem Stiftungsrat der «Fricktaler Bühne» an. «Ich liebe Musik in allen Facetten, von Sol Gabetta bis zu den Toten Hosen.» Zudem ist der ehemalige SVP-Grossrat Vorstandsmitglied bei den «Freunden des Zentrums für Demokratie» in Aarau.

Daneben will er seine neu gewonnene Freizeit mit seinem Lebenspartner geniessen und bisher nicht besuchte Ecken der Schweiz auf eigene Faust erkunden. Rückblickend auf seine Zeit im Rathaus meint er: «Ich bin dankbar für das, was ich in diesen über 40 Jahren erleben durfte.»


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