Architekt von über hundert Einfamilienhäusern

  24.06.2020 Frick, Persönlich

Gespräch mit Willi Fankhauser über sein Tun, für das andere wohl zwei Leben bräuchten

Willi Fankhauser ist bereits seit mehr als zehn Jahren AHVberechtigt. Vermuten würde man das allerdings nicht. Beim Gespräch über sein Lebenswerk hat er ein dickes Dossier vor sich. Es enthält soviel, dass man kaum begreift, wie er das alles in einem Leben hat schaffen können.

Edi Strub

Zupfen wir doch gleich ein paar Daten aus seinem Dossier heraus: mit seinem Architekturbüro hat Willi Fankhauser insgesamt 104 Einfamilienhäuser gebaut. Projektiert hat er sie ganz undogmatisch in den verschiedensten Stilen. Einmal zum Beispiel im Stil der «Modernen Klassik» nach dem Vorbild des österreichisch-amerikanischen Stararchitekten Richard Neutra – mit Flachdach natürlich. Andere Häuser habe er eher im Landhausstil gezeichnet, was sehr gut angekommen sei. Später habe er die moderne klare Architektur bevorzugt. Er habe den Leuten nicht einfach seinen Stil und seine Ideen aufdrücken wollen, sagt Fankhauser, sondern immer auf ihre Wünsche gehört. «Am besten ist, wenn die Auftraggeber am Schluss denken: genau so habe ich mir mein Haus vorgestellt. So sollte es aussehen.» Nicht selten seien dann die Söhne und Töchter dieser Bauherren auch wieder zu ihm gekommen, wenn sie ein Eigenheim für ihre Familien bauten. Das sei ein gutes Zeichen, sagt Fankhauser.

Auch Banken und Ställe gebaut
Willi Fankhauser hat mit seinen Leuten auch Dutzende Industrie- und Gewerbebauten erstellt: zum Beispiel die Ausstellungshalle der Mercedes-Garage Walter Hasler in Frick. Das Fankhauser Architekturbüro hat auch Schulen gebaut. Zum Teil, nachdem das Büro als Sieger aus Wettbewerben hervorgegangen war. Auch Banken oder Landwirtschaftsbauten habe er erstellt. Fast jeder Bau sei eine neue Herausforderung gewesen. Denn um zum Beispiel einen Stall bauen zu können, müsse man verstehen, welche Bedürfnisse Kühe haben. Man müsse wissen, wieviel Platz sie brauchen und wie alles angelegt sein muss, damit die Tiere sich wohl fühlen und der Bauer gut und effektiv arbeiten kann. Dazu müsse man mit dem Bauern alles gründlich bereden und planen. Genauso bei einer Bank. Da gelte es mit den Bankern ins Gespräch zu kommen. Kein Bau sei wie der andere, nie sei es einfach Routinearbeit gewesen. Fankhauser hat nie Architektur studiert, er begann seine Karriere mit einer Hochbauzeichner-Lehre, die er später mit Kursen und Weiterbildung bei renommierten Architekten ergänzte. Schon als Zwanzigjähriger habe er im Lehrbetrieb die Projektierung und Bauleitung für die Turnhalle in Oeschgen übernehmen können. So etwas sei heute unvorstellbar. Aber es sei gut gekommen, die Oeschger waren zufrieden. Als es 2007 darum ging, die in die Jahre gekommene Turnhalle zu sanieren, sei man wie selbstverständlich wieder zu ihm gekommen. Das habe ihn sehr gefreut.

«Haben sie manchmal auch schlecht geschlafen?» frage ich Willi Fankhauser. Architekten bekundeten doch oft Mühe, Termine und Kostenvoranschläge einzuhalten. Natürlich sei er nachts auch mal wach geblieben, weil irgend etwas nicht nach Wunsch lief. Aber richtig schief sei es nie gelaufen. Es gelte eben von Anfang an sauber zu arbeiten und von allen Handwerkern und Lieferanten – oft für über vierzig – klare Offerten einzuholen. Wichtig sei auch, den Ablauf eines Bauvorhabens genau festzulegen, sonst werde es schwierig, zuerst mit den Terminen, dann mit den Kosten.

Erfolgreicher Lehrlingsausbilder
Auf etwas ist Willi Fankhauser besonders stolz. Insgesamt wurden in seinem Architekturbüro 18 Hochbauzeichnerinnen und Hochbauzeichner ausgebildet. Dazu kamen 30 Floristinnen im Garten-Center seiner Frau, bei der er neben seinem Job im Architekturbüro für das Personalwesen und die Finanzen zuständig war.

«Wie konnten sie eigentlich all diese Dinge bewältigen?» frage ich. Das denke er heute manchmal auch, antwortet Willi Fankhauser. Und es sei oft auch sehr streng gewesen. Und trotzdem habe er sich noch mit anderen Dingen beschäftigt. So sei er Mitglied der Steuerkommission gewesen und eine Zeitlang auch Gemeinderat. Dazu kamen die Feuerwehr und seine Tätigkeit in Vereinen. Er habe beispielsweise die Federführung bei der Organisation des ersten Handballturniers in Frick gehabt. Fankhauser hat früher als Torhüter selber Handball gespielt. Diese Kontakte hätten ihm sehr geholfen. Denn viele seiner Sportkollegen seien später zu ihm gekommen, wenn sie für ihre Familien ein Eigenheim bauten wollten. Wichtig war dieses Netz von Kontakten und Freundschaften auch, als kurz nacheinander zuerst seine Tochter, dann seine Frau und später auch sein Sohn starben. Das hat ihn schwer getroffen, doch seine Freunde und Bekannten gaben Halt. Zum Beispiel jene, mit denen er wandern geht. Vor ein paar Tagen machten sie ihren 101. Ausflug – den ersten nach der Corona-Zwangspause dieses Frühjahr.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote