«Ja, mein Rucksack ist ein bisschen gross»

  28.06.2020 Magden

Kein «Düpflischisser», aber unglaublich vielseitig: André Schreyer aus Magden

André Schreyer studierte Chemie und Wirtschaftswissenschaften. Zudem erlangte er das Gymnasiallehrer-Patent. Dann war er während 20 Jahren im Bauwesen tätig. Sein Rucksack sei ein bisschen gross, schmunzelt der Gemeindeammann von Magden und bringt eine Menge unter einen Hut.

Janine Tschopp

«Wir sind in Magden herzlich aufgenommen worden», erinnert sich André Schreyer. Vor über 20 Jahren kam er, aus beruflichen Gründen, zusammen mit seiner Familie ins Fricktal.

Als er nach Magden zog, trat er der FDP-Ortspartei bei. «Ich war schon zuvor politisch interessiert, war aber bis zu diesem Zeitpunkt noch nie Mitglied einer Partei.» Er erzählt, dass er sich ein politisches Engagement «von der Schulpflege bis zum Bundesrat» hätte vorstellen können. Schliesslich kandidierte er als Grossrat und als Gemeinderat. So wurde er, nur zwei Jahre nachdem er ins Fricktal zog, von den Magdenern in den Gemeinderat gewählt. Drei Jahre später, 2005, wurde er Vize-Ammann und seit Anfang 2017 ist André Schreyer Gemeindeammann von Magden.

Ihm gefällt das «Handfeste» bei der Arbeit im Gemeinderat. «Man kann im Dorf etwas bewegen.» Er lobt die Zusammenarbeit innerhalb des Rates und mit der Verwaltung. «Alle handeln immer zugunsten der Sache, ohne eigene Interessen», findet er.

Klar brauche es als Gemeinderat manchmal eine «dicke Haut» und auch «ein bisschen Diplomatie» sei wichtig. Mit Widerstand kann Schreyer umgehen. «Wenn die Argumente sachlich sind, ist auch eine Rückweisung eines Geschäftes an einer Gemeindeversammlung kein Problem.»

Wenn man sich im Gemeinderat engagiere, sei es ein Geben, aber auch ein Nehmen. «Positive Rückmeldungen machen Freude», sagt er.

In den letzten zwei Jahrzehnten verzeichnete Magden ein grosses Wachstum (um rund einen Drittel). Der Gemeindeammann beurteilt die Dorfgemeinschaft nach wie vor als sehr gut und findet, dass die Magdener ein offenes Volk sind.

Der Mann, der in der Stadt Bern aufgewachsen ist und später unter anderem in Winterthur wohnte, fühlt sich in Magden sehr wohl.

«Ein grosser Rucksack»
Nach der Maturität studierte André Schreyer Chemie an der Uni Bern und promovierte an der ETH Zürich auf dem Gebiet «Werkstoffwissenschaften». Anschliessend absolvierte er das Wirtschaftsstudium und erwarb das Gymnasiallehrer-Patent.

Während 20 Jahren war er im Bauwesen tätig. Seit drei Jahren ist er Geschäftsführer des Berufsverbands «Gebäudehülle Schweiz» sowie Geschäftsführer und Rektor der Berufsschulen Polybau in Uzwil und Les Paccots.

«Ja, mein Rucksack ist ein bisschen gross», schmunzelt der 54-Jährige. Er hängt es nicht an die grosse Glocke, aber auf Nachfragen der Journalistin «gibt er zu», dass ihm bereits in der Schule alles ziemlich leichtgefallen sei.

Und alles, was er einmal gelernt habe, sei ihm nützlich. Das Chemie-Studium auch? «Ja, da habe ich gelernt, analytisch zu denken.» Ein naturwissenschaftliches Studium helfe, ein komplexes Problem relativ schnell auf den Punkt zu bringen, ist André Schreyer überzeugt. So habe er das Glück, relativ strukturiert und effizient arbeiten zu können. Dass er nicht zu lange an einem Thema verweilt, bestätigt er lachend mit der Aussage: «Ich bin das Gegenteil von einem ‹Düpflischisser›».

Es hat also mit Effizienz zu tun, dass er relativ viel unter einen Hut bringt, aber auch mit der Freude, mit welcher er die Dinge anpackt. «Ja, ich habe den Luxus, dass ich alle meine Tätigkeiten sehr gerne ausübe.»

Eine grosse Familie
Seine Freizeit widmet André Schreyer gerne seiner Frau und den Kindern. Neben sechs eigenen Kindern (zwischen 18 und 27 Jahren) gehören auch drei Pf legekinder (zwischen eineinhalb und elf Jahren) zur Familie. André Schreyer und seine Frau setzen sich bereits seit vielen Jahren als Pflegeeltern ein. Er erklärt, dass die Zeitspanne, wie lange ein Kind bei einer Pflegefamilie sei, sehr unterschiedlich sein könne. Oftmals werde eine Pf legefamilie gesucht, um eine schwierige Situation in der leiblichen Familie des Kindes zu überbrücken. Man sei sich als Pflegeeltern bewusst, dass man sich in den meisten Fällen wieder früher oder später vom Kind trennen müsse.

Einige seiner Freizeitbeschäftigungen, zum Beispiel Golf spielen und reiten, teilt er mit seinen älteren Kindern. Eines seiner grossen Hobbys ist die Musik. Bereits seit der Primarschule spielt er Akkordeon und nahm später erfolgreich an internationalen Festspielen teil. Er lernte auch das Dirigieren eines Akkordeonorchesters.

Zur «Klangerweiterung», wie der leidenschaftliche Musiker dies bezeichnet, begann er später Trompete zu spielen. Auch hier wollte er mehr und liess sich zum Blasmusikdirigenten ausbilden.

Seit nunmehr zehn Jahren dirigiert er die Musikgesellschaft Sulz. Zudem spielt er Trompete beim Militärspiel Basel und beim Kammerorchester Allschwil. «Die Musik ist ein ganz wichtiger Ausgleich für mich», erklärt er und verrät, dass er sich nach der Matur überlegt habe, anstelle von Chemie Musik zu studieren. Damals spielte auch der Sport eine wichtige Rolle in seinem Leben. So war er Mitglied des Nachwuchs-Nationalkaders im Speerwerfen.

Stark in der Schule, in der Musik und im Sport: Das Multitalent in André Schreyer zeichnete sich schon in der Jugend ab. Ein Talent, das trotz seiner Fähigkeiten auf dem Boden bleibt und mit Freude seinen Tätigkeiten nachgeht.


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