Zentrumsleiter Heinz Stucki hinterlässt tiefe Spuren

  24.05.2020 Laufenburg

Ein Vierteljahrhundert im Dienst des Alterszentrums Klostermatte

Bereits ist die Stelle als Leiter des Alterszentrums Klostermatte in Laufenburg ausgeschrieben. In wenigen Monaten wird Heinz Stucki in Pension gehen und das von ihm äusserst erfolgreich geführte Haus verlassen.

Dieter Deiss

Es waren unruhige Zeiten, als Heinz Stucki 1996 die Stelle als Leiter des Pflegedienstes im Alterszentrum Klostermatte antrat. Der Vorstand des Altersheimvereins für das Obere Fricktal (VAOF) hatte sich laufend mit personellen Problemen auseinanderzusetzen. Zahlreiche freiwillige und unfreiwillige Wechsel in der Führungsetage veranlassten einen Journalisten, den Rücktritt des Vorstands zu fordern. Als dann 1999 erneut ein Heimleiter entlassen wurde, titelte eine Zeitung «Der Chefsessel im Altersheim Klostermatte entwickelt sich zum Schleudersitz.»

Vom «Notnagel» zum Gestalter
Und ausgerechnet auf diesen Schleudersitz setzte sich dann im Herbst 1999 als siebter Heimleiter innert elf Jahren Heinz Stucki. Nach der fristlosen Entlassung seines Vorgängers, war der damalige Vorstand in Nöten und fragte kurzerhand seinen Pflegedienstleiter Heinz Stucki an, ob er bereit sei, die Zentrumsleitung nebst seiner bisherigen Aufgabe interimistisch zu übernehmen. «Ich traue mir dies zu», habe er dem damaligen Vorstandspräsidenten geantwortet. Zwei Monate später wählte der Vorstand Heinz Stucki zum Zentrumsleiter unter gleichzeitiger Beibehaltung der Aufgabe als Leiter des Pflegedienstes. Diese Doppelfunktion behielt er inne bis zur Anstellung einer Pflegedienstleiterin vor drei Jahren. Heinz Stucki war freilich schon damals kein Neuling in diesem Metier, blickte er doch bereits auf 19 Jahre Arbeit als Psychiatriepfleger in verschiedensten Funktionen im Kanton Baselstadt zurück.

Die ersten Jahre von Heinz Stucki in der Klostermatte fielen in eine Zeit des Umbruchs. So befand man sich auf dem Weg vom Altersheim hin zu einem Alters- und Pf legezentrum. Dies brachte zahlreiche neue Vorschriften von Bund, Kanton und den Krankenversicherungen, die hausintern umgesetzt werden mussten. Der Vorstand des damaligen Altersheimvereins hatte zudem laufend mit personellen Problemen zu kämpfen und suchte deshalb nach neuen Strukturen. Die Heimkommissionen wurden abgeschafft, es wurde eine Geschäftsleitung installiert, welche für die Führung der Häuser Klostermatte und Bruggbach inskünftig verantwortlich war. Solche grundlegenden Umwälzungen brachte grosse Unruhe in den Betrieb.

Grundlegende Neuorganisation
Bei seiner Arbeitsaufnahme im Jahr 1996 in der Klostermatte habe er sofort gespürt, dass hier der Teamgeist fehlt. Stattdessen habe er einen «Haufen» gutwilliger Leute angetroffen, die wohl pf lichtbewusst, aber mehr oder weniger individuell ihrer Arbeit nachgingen, erzählt der Zentrumsleiter. Seine erste grosse Aufgabe sei deshalb die Neuorganisation gewesen. Entsprechend den Stockwerken wurden drei Abteilungen geschaffen, denen eine Stationsleitung und feste Teams zugeordnet wurden. Damit war der Weg frei weg von der Funktionspf lege hin zur Beziehungspflege. Den Stationsleitungen wurde Verantwortung übertragen, gleichzeitig erhielten diese aber auch die nötigen Kompetenzen.

«Dies war ein Prozess, der über mehrere Jahre hinweg zusammen mit den Mitarbeitenden entwickelt wurde und erst mit der Zertifizierung im Jahre 2003 seinen Abschluss fand», berichtet Stucki. Sogar der Stadtrat von Laufenburg habe damals mit einem Gratulationsschreiben zur Erreichung dieses Ziels seinen Dank ausgesprochen.

Wer vor den Corona-Zeiten durchs Alterszentrum ging, spürte sogleich den guten Geist, der hier herrscht. «Mir gefällt es hier ausserordentlich gut, ich habe alles, was ich für ein zufriedenes Leben benötige», meinte etwa ein bald 90-Jähriger. Auch jetzt, zu Corona-Zeiten, will man die Leute nicht einfach wegsperren und gewährt ihnen grösstmögliche Freiheiten. Dies entspricht dem obersten Credo von Heinz Stucki: «Den Bewohnerinnen und Bewohnern soll es hier gut gehen. Dies ist freilich nur dann möglich, wenn sich auch das Personal wohl fühlt.» Der Zentrumsleiter habe die Gesamtverantwortung. Diese Verpf lichtung nehme er als Mensch wahr. Wer sich in solchen Aufgaben als Machtmensch entfalte, sei ein Killer der Institution, betont er. «Es gibt in der Klostermatte keine Könige und keine Königinnen, es gibt lediglich Leute mit etwas mehr oder weniger Verantwortung», betont der Zentrumsleiter. Jeder und jede Einzelne werden benötigt und Wertschätzung haben unabhängig von der Aufgabe alle verdient.

Ausbildung und Schulung sind zentral
Ein zentrales Anliegen war Heinz Stucki stets auch die Fort- und Weiterbildung, zu der er seine Leute regelmässig ermuntert habe, jedoch auch die dazu nötigen Grundlagen zur Verfügung stellte. Dadurch konnten aus eigenen Beständen Kaderleute rekrutiert werden. Dies wiederum trug zu einer tiefen Personalfluktuation bei. Mit Stolz verweist Zentrumsleiter Stucki auf die zahlreichen langjährigen Mitarbeiterinnen. Aber auch die Klostermatte als Ausbildungshaus zu profilieren sei ihm stets ein grosses Anliegen gewesen. So wurde das Haus bereits 2001 offizielle Ausbildungsstation der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Basel-Stadt. Seit 2010 bildet die Klostermatte aargauische Pf legeleute aus. Heute sind hier zwölf Auszubildende, sogenannte Azubis: Im Bewusstsein um die Wichtigkeit von gutem Personal betont Stucki: «Wir möchten mit der Ausbildung von jungen Leuten unseren Teil dazu beitragen, dass wir über genügend qualifizierte Fachkräfte verfügen.» Ein Ärgernis ist für Stucki in diesem Zusammenhang die Haltung des Kantons, der seit 2015 eine Ausbildungsverpflichtung für die Pf legeinstitutionen kennt. Wer die Vorgaben nicht erfüllt wird mit einer Strafe belegt. Trotz zwölf Azubis müsste nun die Klostermatte eine Busse von über 70 000 Franken bezahlen, weil das Haus die Funktion Pf legefachfrau HF in der Ausbildung nicht anbieten kann. Dies deshalb, weil es diesen Lehrgang vorweg in Spitälern gibt.

Angehörige sind Teil der Klostermatte
Auf die Frage nach Highlights während seiner Tätigkeit kommt Heinz Stucki auf vieles zu sprechen. Da nennt er zum Beispiel die zahlreichen Projekte, die er innerhalb des Hauses zusammen mit dem Personal umsetzen durfte. Dabei sei ihm stets die Mitsprache der Mitarbeitenden sehr wichtig gewesen, denn angestrebte Ziele könne man nur gemeinsam realisieren. Regelmässige Höhepunkte sind insbesondere auch die Begegnungen mit zahlreichen Vereinen, welche mit ihren Darbietungen den Alltag in der Klostermatte auflockern. Ganz besonders erwähnt er die vier Frauenvereine, die für den reibungslosen Betrieb der Cafeteria verantwortlich zeichnen. «Alle diese Menschen sind für uns wichtig, weil sie das Geschehen in den einzelnen Gemeinden in den Alltag der Klostermatte tragen und damit zu einer unverzichtbaren Nahtstelle werden.»

Höhepunkte sind für Heinz Stucki aber auch die unzähligen Treffen mit den Angehörigen der Bewohnenden. «Hier sind wir auf einem absolut tollen Stand», meint Stucki wörtlich. Für ihn sind die Angehörigen ein wichtiger Teil der Klostermatte. Der jährliche Höhepunkt sei seit 2000 das traditionelle Sommerfest, das stets restlos von Freiwilligen organisiert wird. Gerade dieses Fest zeige die Verbundenheit der Klostermatte mit der ganzen Region.

Am Anschlag
Wohl das prägendste Erlebnis waren die Sanierungs- und Erweiterungsbauten in den Jahren 2014 bis 2016. Die grösste Herausforderung sei dabei der Bau unter laufendem Betrieb gewesen, meint Stucki rückblickend und schwärmt von der unglaublich guten Zusammenarbeit. «ich konnte meine Ideen, aber auch die Vorschläge des Personals, in die Neugestaltung einbringen», meint Stucki. «Mit dem Ergebnis sind wir alle hoch zufrieden!» Stucki macht keinen Hehl daraus, dass ihm während der zweijährigen Bauphase das Wasser mehr als einmal bis zum Halse stand und er an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit kam: «Ich konnte mich aber stets wieder retten.»

Nun wird Heinz Stucki schon bald mehr Zeit für seine Familie haben. Seine Familie, dies sind seine Frau Beatrix und seine erwachsene Tochter Catherine, haben ihn bei seinen Arbeiten in der Klostermatte tatkräftig unterstützt. So ist es denn auch kein Zufall, dass «seine» beiden Frauen in der Klostermatte keine Unbekannten sind.


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