Witte's Welt

  08.05.2020 Kolumne

Möhlin, Oberdorf

Ronny Wittenwiler

Ich habe es getan: Am Dienstag bin ich wirklich joggen gegangen. Deshalb lohnt es sich, diesen grossartigen Moment aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln zu verfassen.

Dienstagabend, 19.34 Uhr:
Verabschiede mich von Frau und Kindern. Es geht los und ich fühl mich gut. Wenn nicht jetzt, wann dann!

19.37 Uhr: Komme zurück. Turnschuhe vergessen.

19.38 Uhr: Zweiter Versuch. Jetzt aber. Packe zur Sicherheit noch einen Energieriegel ein.

19.41 Uhr: Maus bereitet das Nachtessen für die Kinder vor: «Hat jemand die Leberwurst gesehen?»

20.37 Uhr: Eine Stunde ist vorbei. Die Kinder merken endlich, dass ich gar nicht da bin. «Papi will heute nach Zeiningen und zurück joggen», sagt Maus zu den Kindern.

Zur selben Zeit spüre ich, wie ich langsam in Fahrt komme. Von unserer Überbauung im Riburgpark ruft jemand vom Balkon auf den Spielplatz runter: «He Sie! Die Rutschbahn ist nur für Kinder.»

20.44 Uhr: Brösmeli macht sich Sorgen. Muss man beim Joggen nicht genug trinken?

Die Cola, die ich mir beim Take-Away kaufe, ist ein wenig kalt und mit dem Portemonnaie um den Hals sehe ich aus wie ein Idiot.

20.57 Uhr: Maus bringt die Kinder ins Bett. «Euer Papi war als Kind mal ein richtig erfolgreicher Läufer. Er hat sogar mal den Stadtlauf gewonnen.»

Vorbei am Beck Maier. Ich hab’ Seitenstechen wie Sau!

21.03 Uhr: Krümel kann nicht schlafen. Er spielt noch ein wenig mit dem Polizeiauto.

Neben mir hält die Ambulanz und fragt, ob alles in Ordnung sei.

21.36 Uhr: Ich bin zuhause. Nach über zwei Stunden. Maus fragt: «Wie weit bist du gekommen?» Ich so: «Oberdorf.» Sie so: «Krass. Liegt das nicht im Baselbiet?»

Ha. Wie lustig.

witte@nfz.ch


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