Ruhende Bälle und verständnisvolle Präsidenten

  05.05.2020 Fussball, Möhlin, Wallbach

Abpfiff! Die Reaktionen auf die beendete Fussballsaison

Der FC Möhlin und der FC Wallbach hatten einiges vor in dieser Rückrunde. Der definitive Saisonabbruch kommt für die beiden Zweitliga-Vereine allerdings nicht überraschend. Die NFZ hat bei den Präsidenten nachgefragt.

Ronny Wittenwiler

«Natürlich stehen wir voll hinter dem Entscheid, der vom Schweizerischen Fussballverband in Absprache mit dem Bundesamt für Gesundheit beschlossen wurde», sagt Florian Guarda, Präsident des FC Wallbach. «Anhand der Informationen der letzten Wochen mussten wir mit diesem Entscheid rechnen.»

Abpfiff. Aus und vorbei.
Ganz im Gegensatz zum Handball oder Eishockey ging beim Schweizer Fussball das Warten auf einen Entscheid in die Verlängerung. Vergangene Woche nun fiel der Entscheid: Mit Ausnahme der beiden höchsten Spielklassen (Super League, Challenge League) wird die Meisterschaft 2019/2020 abgebrochen und nicht gewertet. Das teilte der Schweizerische Fussballverband SFV in einem Communiqué am Donnerstag mit. Der Zentralvorstand fasste diesen Entscheid einstimmig, auch in Absprache aller dreizehn Regionalverbände.

Der Abpfiff kommt quasi zur Halbzeit. Es war an einem Freitag, dem Dreizehnten, vergangenen März: «Sie kommen zurück auf den Rasen», titelte die NFZ und blickte mit den Zweitligisten FC Möhlin und FC Wallbach auf den Start zur Rückrunde, der am darauffolgenden Tag hätte erfolgen sollen. «Unser primäres Ziel ist ganz klar der Ligaerhalt», äusserte sich in jenem Zeitungsartikel Wallbachs Trainer Giuseppe Oliva. Wallbach lag zu diesem Zeitpunkt auf dem viertletzten Platz der Tabelle (Rang elf ), hatte aber immerhin zehn Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Doch statt dem nächsten Spiel kam der landesweite Lockdown.

Was wirklich auf dem Spiel steht
Der FC Wallbach hat somit unter besonderen Umständen den Ligaerhalt bereits geschafft. Die Frage, wie sehr es schmerze, nicht auch sportlich den Beweis erbringen zu dürfen, dass Wallbach definitiv in die zweite Liga gehöre, beantwortet Präsident Florian Guarda pragmatisch: «In der jetzigen Situation spielt das Sportliche eine sehr untergeordnete Rolle. Wichtig war und ist, dass alle gesund bleiben.» Der FC Möhlin-Riburg/Acli derweil legte nach dreissig jähriger Zweitliga-Absenz eine bemerkenswerte Hinrunde mit 23 Punkten hin. Präsident Thomas Metzger sagt: «Das Team hat mit attraktivem Fussball in den letzten Jahren bewiesen, dass es in die zweite Liga gehört. Die erfolgreiche Hinrunde mit dem vierten Platz hat dies eindrücklich unterstrichen. Wir sind gekommen, um zu bleiben – und bleiben positiv.» Selbstverständlich, sagt Metzger zudem, «die Fussballerherzen von jung bis alt bluten natürlich.» Dennoch ist auch beim Präsidenten des FC Möhlin das Verständnis für den Saisonabbruch gross: «Rein logisch überlegt, war der Entscheid alternativlos. In wenigen Wochen ein Pensum von drei Monaten zu bewältigen, ist schlicht nicht realistisch.» Was wirklich auf dem Spiel steht, darüber sind bei beiden aktuellen Zweitligavereine aus dem Fricktal also einig. Im Regelfall sind es nicht die jungen Menschen, die in diesen Corona-Zeiten zu den vulnerablen Personen gehören, umso mehr ist gerade von ihnen Solidarität gefragt. Klar würden die vielen jungen Sportler lieber schon längst wieder spielen, sagt Thomas Metzger, nicht ohne zu relativieren: «Alle unsere Teams hatten sich für den Start der Rückrunde gut vorbereitet und dann kam es leider anders. Neben den Matches und Trainings fehlt sicher auch das das Gesellige. Doch die Spieler unserer Mannschaften bringen das nötige Verständnis auf, nicht zuletzt deshalb, weil auch ihr Umfeld teilweise aus Personen der Risikogruppe besteht.» Auch Wallbachs Präsident Florian Guarda windet seinem Rasenpersonal diesbezüglich ein Kränzchen: «Die Spieler, vor allem auch die Jugendlichen, gehen wirklich vorbildlich damit um. Klar trifft es einige sehr hart, da sie sehr eingeschränkt sind, aber so geht es momentan vielen.» Und so heisst es für die Zweitligisten aus Möhlin und Wallbach, genau wie überall im regionalen Fussball und in der Gesellschaft: Zuerst gilt es, ein Spiel zu gewinnen, das weitaus mehr einbringt als bloss drei Punkte.

Der kroatische Verein NK Pajde aus Möhlin spielt eine Liga höher, in der 2. Liga interregional. Pajde startete vergangene Woche mit einem 1:1 gegen das zweitplatzierte Wettingen in die Rückrunde. Pajde belegte in der Meisterschaft den vierten Platz (22 Punkte), sechs Punkte hinter dem Leader FC Muri.


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