Bei Nässe und Kälte haben Jungstörche nichts zu lachen

  19.05.2020 Möhlin

Dennoch ist man in der Storchenstation mit der Nachwuchssituation zufrieden

Die vergangenen nasskalten Tage waren nicht leicht für die frisch geschlüpften Jungstörche. Ein Besuch in der Storchenstation Möhlin gibt Aufschluss über deren derzeitige Situation. Ein Einblick in Adebars Babystube.

Birke Luu

Um die 30 Horste gibt es in Möhlin, allein 20 davon befinden sich im Umfeld der Storchenstation. Ende April waren hier die ersten Storchenjungen geschlüpft und sind nun um die drei bis vier Wochen alt. Dabei sei es schwer, deren genaue Anzahl zu kennen, meint der Leiter der Storchenstation Möhlin Bruno Gardelli, denn in die Nester auf den hohen Bäumen könne er nicht hineinschauen. Er schätzt aber, dass sich momentan zwischen 20 und 30 Jungtiere in diesen Nestern befänden. Allerdings seien diese jetzigen Zahlen nicht relevant, denn es gebe noch laufend Verluste. Konkreter, die vergangene nasskalte Woche war der Gesundheit und Entwicklung der Störche nicht förderlich. Die Kälte sei nicht das Problem gewesen, so Bruno Gardelli, «aber Kälte und Nässe zusammen, das ist ungünstig für den Nachwuchs.» Besonders wenn diese Situation längere Zeit anhalte und dann noch Wind hinzukomme, würden einige Storchenjunge, beispielsweise an einer Lungenentzündung, sterben. Ein dauerhaft nasses Nest plus das feuchte Gefieder der Altvögel sei eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Jungtiere. Die Eltern versuchten ihren Nachwuchs mit den eigenen Körpern zu wärmen und vom Regen abzuschirmen. Dies gelänge jedoch nur bei einer geringen Anzahl an Jungtieren pro Nest oder wenn diese noch klein seien und alle unter das schützende Federkleid passten.

Bruno Gardelli betont allerdings, dass es in der Natur normal sei, wenn von fünf bebrüteten Eiern eines Storchenpaares letztendlich nur zwei Jungstörche überlebten. Dies sei der Durchschnitt und daher würde sich die Storchenstation auch nicht ins Brutgeschäft einmischen. Man müsse den natürlichen Verlauf akzeptieren, so der Ornithologe.

Fleissige Altstörche im Vorteil
Allerdings, fügt er hinzu, könnten die Altstörche die Überlebenschancen ihres Nachwuchses auch selbst erhöhen, indem sie mit viel frischem Material einen guten Nestrand und wasserdurchlässigen Boden bauen würden. «Manche Störche bauen einfach besser und f leissiger als andere», erklärt er schmunzelnd. Also auch bei den Störchen: Ohne Fleiss kein Preis. Zudem seien ältere Störche aufgrund ihrer längeren Nestbau-Erfahrung im Vorteil gegenüber Erstbrütern. Diese müssten halt noch üben.

Alles in allem ist der Stationsleiter jedoch zufrieden. «Wenn ich sehe, dass in manchen Nestern jetzt noch Drillinge sind, ist dies ein gutes Zeichen.» Denn ab der vierten Lebenswoche nun sprössen den kleinen Störchen Federn statt Daunen, was deren Überlebenschancen noch weiter erhöhe.

Coronero gut eingelebt
Apropos neue Störche, wie geht es eigentlich dem jungen Schwarzstorch, der erst vor acht Wochen in die Möhliner Storchenstation gekommen war? «Er hat sich in seiner Voliere gut eingelebt», zeigt sich Bruno Gardelli auch mit ihm zufrieden. Er fresse gut, halte sein Gefieder sauber und sei gesund. Und
– er hat nun einen Namen: Coronero. Ein Schelm, der da nicht schwarz sieht und an Corona denkt! So hat sich also das spezielle Ankunftsdatum in seinem Namen verewigt. Da die Storchenstation dann auch während der Corona-Hochphase geöffnet war, seien immer mal wieder Leute vorbeigekommen, die den Neuankömmling sehen wollten, freut sich der Stationsleiter.

Freuen, das tun sich nun auch die Jungstörche und zwar über den erneuten Sonnenschein, weil sie sich so mal wieder wärmen und trocknen können. In einem Monat findet dann deren Beringung statt, erst zu diesem Zeitpunkt wird Bruno Gardelli alle genau zählen, auch diejenigen in den allerhöchsten Baumwipfeln.

Per Webcam kann man die Jungstörche auf der Homepage der Storchenstation beobachten:

www.moehlin-natur.ch/ 16-storchenstation


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