«Ob die Gäste kommen, wird sich zeigen»

  06.05.2020 Fricktal, Gastronomie

Gastronomen machen sich viele Gedanken vor dem Neustart am 11. Mai

Für viele etwas überraschend, teilte der Bundesrat letzte Woche mit, dass Restaurants schon ab dem 11. Mai wieder öffnen dürfen. Die NFZ hat mit Fricktaler Gastronomen gesprochen. Bei den einen überwiegt die Freude, bei den anderen die Skepsis im Hinblick auf den Neustart.

Janine Tschopp

Müssen die Serviceangestellten Masken tragen? Dürfen wir das Essen überhaupt servieren oder gibt es nur Selbstbedienung? Wie oft müssen wir die Tische desinfizieren? Müssen wir die Koordinaten aller Gäste aufnehmen? Kommen die Gäste überhaupt?

Viele Fragen waren letzte Woche, ein paar Stunden nach dem Entscheid des Bundesrates, dass Beizen ab 11. Mai wieder öffnen dürfen, noch unbeantwortet. Mit Spannung erwarten die Gastronomen das Schutzkonzept des Branchenverbands Gastrosuisse. Bis anhin ist klar, dass nicht mehr als vier Personen an einem Tisch sitzen dürfen, es sei denn, sie gehören zur gleichen Familie. Zudem muss zwischen den Tischen ein Abstand von zwei Metern eingehalten werden.

Umsatzeinbussen werden erwartet
«Hier können wir drei, höchstens vier Tische platzieren», sagen Nuri und Feriha Sarikus von der «Sonne» in Möhlin und zeigen auf den grösseren Teil ihres Restaurants. Sie hoffen, dass ab 11. Mai schönes Wetter sein wird und sie ihre Gäste auch in der grossen Gartenbeiz bewirten dürfen. Das Wirtepaar erklärt, dass aufgrund der Abstandsregeln viel weniger Gäste bedient werden können, was sich natürlich negativ auf den Umsatz auswirkt. Sie zweifeln, ob die Leute überhaupt Lust haben, unter diesen ungewohnten Umständen ins Restaurant zu kommen. «Wir würden viel weniger Umsatz machen», prognostiziert auch «Rössli»-Wirt Martin Käser aus Zuzgen. Er hat sich am Tag, nachdem der Bundesrat die Beizenöffnung ab 11. Mai bewilligte, noch nicht entschieden, ob er sein Restaurant von Anfang an öffnen wird. «Für mich kam dieser Entscheid fast zu überraschend. Es sind noch viele Fragen ungeklärt», so Martin Käser.

Es sei zum jetzigen Zeitpunkt schwierig abzuschätzen, wie der Betrieb mit den verschiedenen Schutzmassnahmen laufen werde, sagt auch Geri Keller vom «Bären» in Hottwil. Er freue sich, wieder aufzumachen, aber: «Ob die Gäste unter den neuen Voraussetzungen überhaupt kommen, wird sich zeigen. Wir hoffen natürlich, dass es möglichst gut läuft.»

Leute zeigen grosse Solidarität
In den letzten Wochen haben viele Gastronomen eine grosse Solidarität ihrer Gäste erlebt. «Die Leute haben mitgefiebert und gespürt, dass die Krise die Gastronomie stark getroffen hat», sagt Geri Keller. Feriha Sarikus kommt ins Schwärmen: «Wir schätzen die grosse Unterstützung unserer Kundschaft. Wir fühlen uns dadurch richtig sicher, wie in einer Familie. Jedem einzelnen Gast sind wir dankbar.»

In den vergangenen Wochen haben einige Restaurants einen Take-away-Service eingeführt. Auch wenn sie damit den Umsatz eines normalen Betriebs nicht kompensieren können, sind sie zufrieden. «Es kommen viele Gäste aus unserem Dorf», freut sich Michel Schmid von der «Krone» in Wittnau. Einige Gastronomen werden den Takeaway-Service auch ab 11. Mai ergänzend anbieten.

Zum Teil nutzten die Wirte den Lockdown für Renovationsarbeiten. «Derzeit wird bei uns die Gartenwirtschaft erneuert», berichtet Geri Keller. Auch Marcel Geiger vom Restaurant Sonnenberg in Möhlin nutzte die Zwangspause für Renovationsmassnahmen. Er ist erleichtert, dass es bald weitergeht. «Wir freuen uns riesig und haben schon einige Reservationen erhalten. Die Leute haben das Bedürfnis, wieder auswärts essen zu gehen.»

Vorfreude, Respekt und Ungewissheit
Neben Vorfreude sind bei den Wirten im Allgemeinen auch viel Respekt und Ungewissheit zu spüren. Einerseits aufgrund der wirtschaftlichen Situation, aber auch aufgrund der Gesundheit. «Ich hoffe, dass die Fallzahlen dann nicht wieder steigen werden. Sonst sind wir gleich weit wie am 16. März», meint Michel Schmid.

Und neben der Wirtschaft und der Gesundheit ist da auch noch der soziale Aspekt. Viele Menschen gehen ins Restaurant, um dort anderen Menschen nahe zu sein und das spezielle Ambiente zu geniessen. Dazu Martin Käser: «Ein Besuch im Restaurant wird sich verändern und es wird eine harte Zeit geben.» Er und seine Berufskollegen erhoffen sich, dass sie auch in dieser schwierigen Zeit weiterhin auf die Treue ihrer Stammgäste zählen dürfen.


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