Mit viel Einsatz und Herzblut am Puls der Zeit

  27.04.2020 Schupfart

Marcel Amsler ist seit 1993 für Amsler Spielwaren verantwortlich

Es war ein Laden in Schupfart, den Marcel Amsler vor 27 Jahren übernommen hat. Heute gehören zehn Filialen und 80 Mitarbeitende zum Unternehmen.

Janine Tschopp

«Langweilig ist es nicht, aber auch nicht befriedigend», sagt Marcel Amsler in Bezug auf die aktuelle Corona-Zeit. Als Inhaber und Geschäftsführer der Amsler Spielwaren AG erlebt momentan auch er etwas, was er sich in seinen Träumen nie vorgestellt und noch weniger gewünscht hätte. «Jedes Morgen muss neu erfunden werden», sagt der Geschäftsmann.

Seit 17. März sind aufgrund der Corona-Massnahmen alle zehn Filialen von Amsler Spielwaren und der Tochterfirma Zollibolli schweizweit geschlossen. Viele der rund 80 Mitarbeitenden sind zu Hause, und Marcel Amsler hat für das Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Ganz auf Umsatz verzichten muss die Firma nicht, da Amsler Spielwaren schon länger über einen Online-Shop verfügt, der jetzt von der Kundschaft rege genutzt wird. «Die Ware kann in der Filiale in Eiken abgeholt werden, oder sie wird geliefert», erklärt Amsler.

Derzeit seien insbesondere Puzzles oder Badmintonbälle gefragt. «Wie sich die Krise auf die Zahlen im Detail auswirkt, weiss ich erst Anfang Mai. Klar ist: Es läuft viel weniger, wenn die Läden geschlossen sind», betont Marcel Amsler.

Vom Zimmermann zum Unternehmer
Marcel Amsler ist in Schupfart aufgewachsen, wo er heute zusammen mit seiner Frau und den beiden Söhnen noch immer wohnhaft ist. Nach seiner Lehre als Zimmermann unterstützte er seine Grossmutter Marie Amsler, die einen Spielwaren-Laden in Schupfart führte. Er brachte sich immer mehr in das Geschäft ein, insbesondere als Willy, der Mann seiner Grossmutter, aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen war. «Von Willy habe ich viel gelernt.»

Vier Jahre nach dem Eintritt in die Firma übernahm Marcel Amsler, damals 24-jährig, das Geschäft in Schupfart 1993. Zwei Jahre später eröffnete er eine Filiale in Möhlin. In den folgenden Jahren kamen weitere Filialen in Sursee, Brugg und Zürich dazu. 2009 erwarb die Firma die Liegenschaft in Eiken, wo sich heute das Hauptgeschäft und das Zentrallager befinden. 2011 übernahm Amsler-Spielwaren die Firma «Zollibolli», das älteste Spielwarengeschäft der Schweiz, und eröffnete in den folgenden Jahren zwei zusätzliche «Zollibolli»-Filialen sowie eine weitere Amsler-Filiale in Spreitenbach. Entsprechend sind es heute zehn Filialen, die zum Unternehmen gehören.

«Erfolg heisst tun»
«Erfolg heisst tun», meint Marcel Amsler, angesprochen auf sein Erfolgsrezept. Ausser einem grossen Einsatz sei es auch wichtig, immer auf dem aktuellsten Stand zu sein und Wert auf die Qualität der Produkte zu legen. «Wenn die Qualität nicht stimmt, nehmen wir das Produkt sofort aus dem Sortiment.» Es sei auch wichtig, immer neue Ideen zu haben und dass das Geschäft Freude bereite. «Wenn man den Ehrgeiz nicht mehr hat, vorne dabei zu sein, muss man aufhören», ist der Unternehmer überzeugt. Das Geschäft mit den Spielwaren sei in all den Jahren nicht einfacher geworden. Insbesondere was die Beschaffung anbelangt, gibt es laut Marcel Amsler grosse Unterschiede zu früher. Aufgrund der Globalisierung seien die Lieferanten grösser und viel unflexibler geworden. «Es gibt Lieferanten, die hatten früher in jedem europäischen Land ein Lager, heute wird alles noch von einem Ort aus geliefert», erklärt er.

Auch habe sich das Einkaufsverhalten verändert. Früher kauften die Kunden das, was das Geschäft anbot. Heute wissen schon die Kinder ganz genau, was sie brauchen. Entsprechend sei entscheidend, immer auf dem neusten Stand zu sein, welche Produkte gerade im Trend liegen. Er erzählt das Beispiel vom «Fidget Spinner», einem speziellen Kreisel mit Kugellagern, der 2017 für kurze Zeit bei fast allen Kindern top-aktuell war. Marcel Amsler erinnert sich, dass dieser Kreisel an der Spielwarenmesse in Nürnberg, welche jeweils Anfang Jahr durchgeführt wird, noch kein Thema war. Urplötzlich zeichnete sich ein grosser Trend ab. «An einem Freitagnachmittag fuhr ich zum Lieferanten, damit wir am Samstag um 9 Uhr die Ware in allen Filialen anbieten konnten.»

Wenn Marcel Amsler und seine Frau, die sich bei der Firma um die Buchhaltung und die Personalfragen kümmert, einmal frei haben, sind sie gerne auf dem Segelschiff und geniessen die Familienzeit mit ihren Söhnen. Auch Ski- und Velofahren sind Hobbys des 51-Jährigen. Insgesamt habe er immer ein bisschen zu wenig Zeit für Sport.

Mit Blick in die Zukunft meint Marcel Amsler: «Wir wollen weiterhin einen guten Job machen und hoffen, dass das Geschäft ab dem 11. Mai einigermassen normal weitergeht.» Dass seine Läden im Rahmen der Lockerungsstrategie des Bundesrates erst in einem zweiten Schritt öffnen dürfen, begeistert ihn nicht. «Für mich persönlich geht es zu lange, obwohl ich verstehe, dass man Schritt für Schritt vorgehen muss.» Kein Verständnis hätte er, wenn die Grossverteiler ab 27. April bereits ihre ganzen Sortimente wieder anbieten dürften. «Ich glaube, das wird noch korrigiert. Alles andere wäre eine Ungerechtigkeit. Dann wären meine Worte für das Vorgehen des Bundesrates nicht mehr so lobend.»

Insgesamt ist Marcel Amsler zuversichtlich, dass sein Geschäft die Krise überstehen wird, auch wenn es im Detailhandel «rumpeln» und zu vielen Veränderungen kommen werde. Was auch nach der Krise bleiben wird, ist das Leuchten in den Augen der Kinder, die an ihrem Geburtstag oder an Weihnachten die farbigen Päckchen ungeduldig aufreissen und sich über die Spielzeuge freuen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote