Fusswallfahrt abgesagt

  16.04.2020 Fricktal, Hornussen, Religion

Gegen 200 Personen nehmen jeweils an der Fusswallfahrt von Hornussen ins 40 Kilometer entfernte Todtmoos (im Schwarzwald/Deutschland) teil. Am 25. Mai wäre es wieder soweit gewesen und es wäre die 70-zigste seit Kriegsende. Aufgrund der Corona-Pandemie findet sie heuer nicht statt.

Bernadette Zaniolo

Todtmoos entwickelte sich in der Zeit der Pestepidemien im 15. Jahrhundert zum wichtigsten Wallfahrtsziel des Südschwarzwaldes. Seit mehr als 400 Jahren findet die Fricktaler Fusswallfahrt von Hornussen ins 40 Kilometer entfernte Todtmoos statt. Dies jeweils am Montag vor Pfingsten (Rückmarsch am Dienstag). Die Fricktaler setzten sich gegen verschiedene Regierungen zur Wehr, welche diese Fusswallfahrten abschaffen wollten. Jedoch – bis heuer – vermochten einzig die beiden Weltkriege diese Tradition für eine Weile zu unterbrechen. Wie Pilgerleiter Karl Herzog gegenüber der NFZ sagt, wäre es am 25. Mai die 70. Fusswahlfahrt seit dem Zweiten Weltkrieg (ab 1951), also seit Friedenszeiten gewesen. Über Ostern hat sich die Pilgerleitung zur Absage der diesjährigen Fusswallfahrt entschieden. Laut Herzog hätten sich schon vorher ein paar Interessierte, die zum ersten Mal teilgenommen hätten, über die Durchführung erkundigt.

Die Teilnehmerzahl erreichte ihren Höhepunkt 2004 mit 339 Pilgern. Nach kontinuierlicher Abnahme stieg die Pilgerzahl in den letzten Jahren wieder auf zirka 180 Personen. Für den 69-jährigen Pilgerleiter wäre es die 42. Teilnahme ohne Unterbruch gewesen.

Obwohl es bis zum 25. Mai noch fünf Wochen sind, ist für Karl Herzog klar: «Auch wenn der Bund Lockerungen beschliessen sollte, wäre immer noch nicht klar, ob die Grenze bis dahin wieder geöffnet ist.» Zudem wäre die Grösse der Teilnehmerzahl ein weiteres Problem. Für die treuen Pilger ist die Absage – auch wenn sie damit rechnen mussten – bitter.

Dieser besonderen Zeit kann Karl Herzog aber auch einiges Positives abgewinnen. «Es entschleunigt», sagt der Pilgerleiter und Kirchenpflegepräsident von Hornussen sowie Dirigent der Musikgesellschaft Ittenthal. Selbst den Alltag der aktiven Senioren. Er rät dazu, positiv zu denken. Gleichzeitig verrät er aber, dass ihm das Gesellschaftliche schon ein wenig fehle. «Auch das Feierabendbier mit Kollegen».

Übrigens: Im ältesten Hornusser Jahrzeitenbuch von 1520 steht unter dem Jahr 1600, dass die Wallfahrt nach Todtmoos wie seit alters her in gewohnter Weise durchgeführt wurde. Somit, wie Karl Herzog sagt, hat diese Tradition ihren Ursprung bereits vor dem Jahr 1600.


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