Es zählt der Mensch

  21.04.2020 Nordwestschweiz, Bözen

ECHO VOM BÖZBERG

Empathie helfe uns aus der Epidemie von Corona. Die vier Säulen der Empathie, so nennen das die Psychologen und Teamberater, sind zu befolgen. 1. Wahrnehmung: Wie geht es dem Anderen? 2. Verständnis: Warum geht es ihm so? 3. Antizipation: Wie wird der andere reagieren? und 4. Resonanz: wie reagiere ich? Diese vier Pfeiler werden das «Mitenand» stärken. Ende der Theorie. Von einem meiner ehemaligen Ratskollegen bekam ich ein Foto unserer vergangenen Ratszeit. Inspiriert dadurch habe ich nachstehende Zeilen zu Papier gebracht. Nach unseren Sitzungen gingen wir ausnahmslos in den Bären oder in die Post. Bei einem Glas Wein - oder auch zwei - haben wir uns über Inhalte von Traktanden ausgetauscht, ganz besonders dann, wenn nicht Übereinstimmung herrschte. Losgelöst von der Sitzung fanden wir uns beim kollegialen Gespräch wieder. Mir war es ein grosses Anliegen, die unterschiedlichen Naturelle so zu vereinen, dass keiner sein Gesicht verlor. Die Nachsitzungen dauerten ab und zu länger. Je nachdem servierten uns die Wirtsleute einen späten Nachtisch oder einen neukreierten Roten.

In den drei Gemeinderatsperioden haben wir als Team geschlossen gewirkt und für unser Dorf viel Positives geleistet. Jeder pflegte sein Ressort als sein eigenes Refugium, engagiert, mit dem nötigen Herzblut. Das Kollegialprinzip mussten wir nicht dozieren, das lebten wir. Wir machten jährlich unsere Gemeinderatsreise mit unseren Frauen; zwei Tage gönnten wir uns. Hier pflegten wir unsere Kameradschaft. Unsere Frauen schwärmen heute noch von den lustigen Stunden. Nicht vergessen sind die jährlichen Begegnungen mit unseren Ehemaligen. Mit ihnen tauschten wir uns aus, sie waren für uns nicht, trottelige alte Herren und als Ewiggestrige hätten wir sie niemals betitelt. Wir brauchten keine Workshops, keine Teambildungsseminare und keine Mediatoren; wir regelten das unter uns und wir wussten, dass es nur gemeinsam vorwärts ging.

Die Nach-Coronazeit wird uns zur nötigen Empathie zurückführen, reden miteinander und ab und zu auch den Plausch haben, wird wichtiger sein. Die Mailaustausche, die SMS oder sonstiger elektronischer Mitteilungs-Schrott wird an Bedeutung verlieren. Letztlich zählt nur der Mensch, so unvollständig und eigenartig er auch sein mag.

HANS PETER JOSS, BÖZEN


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