«Diese Haltungsform hat grosses Potenzial»

  12.04.2020 Aargau, Frick, Landwirtschaft

 «Es stimmt für die Kälber, es stimmt für die Kühe, es ist wirtschaftlich. Wir haben Freude an diesem System, und es passt für uns.» Diese Bilanz zieht Biobauer Gregor Blattmann zur Kälbermast an Müttern und Ammen. Er bewirtschaftet einen Betrieb mit dreissig Hektaren Grünland im Kanton Zug. Gut vierzig Kühe sind in seinem Stall. Sechs davon sind Ammen, die seine Kälber säugen.

Win-win-Situation

«Das System hat uns zusätzliche Lebensqualität gebracht, weil der Aufwand abgenommen hat», erklärt der Biobauer weiter. Auch das gegenseitige Besaugen der Kälber und Rinder habe aufgehört, sagt er. Diese Entwicklungsstörung kann zu bleibenden Euterschädigungen führen, herrührend aus Zitzenverletzungen im Kälberstadium. Metzgermeister Christian Rogenmoser aus Baar ZG, der Kälber von Blattmanns Betrieb entgegennimmt, erklärt: «Fett- und Fleischqualität sind super. Wir merken, dass ein Kalb von Anfang an das bekommt, was es braucht – Milch.»

«Zwanzig Biobetriebe mit Kälbermast an Müttern und Ammen hat Projektleiterin Claudia Schneider vom FiBL-Departement für Nutztierwissenschaften in den vergangenen zwei Jahren im Rahmen des gemeinsamen Projektes mit Coop untersucht», heisst es in einer Medienmitteilung des FiBL. «Diese Haltungsform hat grosses Potenzial», bilanziert Claudia Schneider.

Fortschritte beim Tierwohl

«Mit der Biokälbermast an Müttern und Ammen erzielen wir grosse Fortschritte beim Tierwohl», zeigt sich auch Lukas Müller, Projektverantwortlicher seitens Coop, überzeugt. «Das entspricht mitunter dem Wunsch von Kundinnen und Kunden. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass es möglich ist, in diesem tierfreundlichen System qualitativ hochwertiges Fleisch zu produzieren.»

«Die grundlegenden Fragen der Bäuerinnen und Bauern zu diesem Haltungssystem werden nun in einem Leitfaden beantwortet», erläutert Claudia Schneider das weitere Vorgehen. Einen Einblick geben bereits drei Videoporträts auf der Online-Plattform Bioaktuell.ch. «Diese zeigen auf, dass die Bäuerinnen und Bauern das Haltungssystem individuell einrichten, je nach ihrem Betrieb, ihrem Stall und ihren Tieren», erklärt sie weiter. Und sie sagt: «Wichtig bei dieser Haltungsform ist, dass jemand seine Tiere gerne beobachtet, zum Beispiel ob die Euter der Mütter und Ammen nach dem Säugen geleert sind und ob die Kälber nach kurzer Zeit bereits wieder nach Milch verlangen.»

Breites Interesse

Auch der Verband der 7100 Knospe-Landwirtschafts- und Gartenbaubetriebe Bio Suisse sowie der Verein Mutterkuh Schweiz zeigen Interesse an den Resultaten. «Wie dieses Haltungssystem, das vor gut zwei Jahren noch eine Nische darstellte, in Zukunft noch stärker gefördert werden und Verbreitung finden kann, wird derzeit abgeklärt», erklärt FiBL-Beraterin Claudia Schneider.

«Wichtig ist eine angepasste Genetik, ein gutes Management und genügend Milch für die Kälber», folgert Lukas Müller. Er sagt: «Mit den positiven Erfahrungen der Bio-Betriebe, die am Projekt teilgenommen haben, und den gewonnenen Informationen haben wir jetzt eine gute Grundlage, um weitere Betriebe über mutter- und ammengebundene Kälberaufzucht zu informieren.»

Partner auf dem Weg zu mehr Bio

Seit über 25 Jahren fördert Coop kontinuierlich die Weiterentwicklung des Biolandbaus in enger Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL. Mit Unterstützung aus dem Coop Fonds für Nachhaltigkeit hat die Detailhändlerin dieses Engagement seit 2003 weiter verstärkt.


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