Vielleicht ein bisschen Meister?

  20.03.2020 Handball

Die sportlichen Leistungen des TV Möhlin, mit einem Schlag zweitrangig geworden, können sich wirklich sehen lassen. Ansonsten herrscht noch Unklarheit.

Ronny Wittenwiler

Vor zwei Wochen war die sportliche Welt noch in Ordnung. Möhlins Handballer schickten sich gerade an, den Gipfel der NLB-Tabelle zu erklimmen, und auch die NFZ stimmte mit ein: Das Team sei akut «aufstiegsgefährdet». Da war er also: Dieser Dorfverein mit seiner Handballtradition und einem Etat, der doch eigentlich so ganz und gar nicht ausreichen würde, um in der Nationalliga A bestehen zu können. Den jungen Wilden aber schien das gänzlich egal zu sein, nur einen Tag später und nach einem deutlichen Heimsieg gegen die Kadetten Espoirs aus Schaffhausen waren sie sensationell Tabellenführer. Und dann kam Corona.

Abbruch
Der TV Möhlin hält offiziell fest, was derzeit auf allen Sportplätzen und in den Hallen des Landes die Devise ist: «Aufgrund der starken Zunahme des Coronavirus rücken sportliche Prioritäten zurzeit klar in den Hintergrund.» Der Schweizerische Handballverband SHV hat die Saison mittlerweile abgebrochen. Es finden keine Meisterschaft- und keine Cupspiele mehr statt und damit geht der Verband einen Schritt weiter als die Fussballer. Dort ist der Meisterschaftsbetrieb in den beiden höchsten Ligen des Landes – Super League und Challenge League – vorerst bis zum 30. April ausgesetzt. Damit zurück zum Handball und dem TV Möhlin.

Hätte, hätte
Der ursprüngliche Modus hätte auf jeden Fall einen Aufsteiger von der Nationalliga B in Nationalliga A vorgesehen. Würde man nun einen Strich ziehen, dann ist die Situation folgende: Der TV Möhlin grüsst als Erstplatzierter von der Tabellenspitze, das Team von Trainer Jürgen Brandstaeter hat nach zwanzig Spielen dreissig Punkte auf dem Konto.

Doch nun wird es knifflig. Der erste Verfolger, der STV Baden, kommt auf einen Punkt weniger, also 29 – hat allerdings auch ein Spiel weniger absolviert. Nach eingerechneten Verlustpunkten wäre Baden damit einen Punkt vor Möhlin. Und ja, das auch noch: Jene zwei Teams, die nach Ende der regulären Meisterschaft die ersten beiden Plätze belegen, hätten sich in einem Playoff-Final duelliert. Jenes Team, das zuerst drei Duelle gewonnen hätte, wäre in die NLA aufgestiegen. Hätte. Hätte. Und dann kam Corona.

Was nun?
Ist der TV Möhlin jetzt ein bisschen Nationalliga-B-Meister? Oder steigt der STV Baden auf, vielleicht aber Möhlin, oder gar keiner? Noch ist diesbezüglich kein Entscheid gefällt. Der Handballverband hält fest: Über das Vorgehen im Hinblick auf die nächste Saison – offene Fragen betreffend Meister, Cupsieger, Absteiger und Aufsteiger – werde zu gegebener Zeit informiert. Notabene, in der Schweizer Eishockeyliga, hier wurde die Meisterschaft ebenfalls abgebrochen, gibt es in dieser Saison weder einen Schweizermeister noch einen Ab- beziehungsweise Aufsteiger. Das hat der Verband mittlerweile entschieden.

Selbstverständlich, es gibt derzeit dringlichere Probleme. Das zeigt sich eben auch im besagten Communiqué, wonach der TV Möhlin all die sportlichen Prioritäten in den Hintergrund rücken lässt. Klar ist gleichwohl: Der TV Möhlin hatte bislang eine ganz starke Saison gespielt. Dann kam Corona. Und jetzt ist noch nicht klar, wie es weitergeht. Das soll die gezeigten Leistungen aber nicht schmälern, ganz egal, ob man jetzt Meister ist oder nicht – oder vielleicht ein bisschen.


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