So funktionieren die mobilen Test-Teams im Baselbiet

  20.03.2020 Nordwestschweiz

Zivilschützer und Mediziner nehmen Abstriche zu Hause vor

Der Kanton Baselland führt als erster Kanton mobile Corona-Tests durch, bei denen den Patienten zuhause eine Probe abgenommen wird.

Jan Amsler

15 Sekunden. So lange müssen die medizinischen Fachleute den Teststab im Rachen des Patienten drehen, um eine aussagekräftige Probe zu erhalten. Im Labor stellt sich dann heraus, ob die getestete Person am Coronavirus erkrankt ist oder nicht. Besonders angenehm ist der Abstrich nicht, zumal der Zugang über die Nase erfolgt. Es kann kurzfristig zu Husten- oder Würgereiz kommen, aber der Vorgang sei gesundheitlich unproblematisch, wie die Baselbieter Kantonsärztin Monika Hänggi sagt.

Ein «Novum»
Zusammen mit Vertretern des Kantonalen Krisenstabs und der kantonalen Zivilschutzkompanie hat Hänggi am Montag ein «Novum in der Pandemiebewältigung» vorgestellt. Bis jetzt gibt es das nur im Baselbiet: «Mobile Teams», bestehend aus jeweils zwei Zivilschützern und einer medizinischen Fachperson, fahren mit einem Kleinbus zu jenen Menschen mit Corona-Verdacht nach Hause, die nicht nach draussen können oder sollen; etwa Personen mit einer körperlichen Behinderung oder mit Vorerkrankungen. Das ganze Prozedere dauert rund 15 Minuten, wie die Demonstration beim Amt für Militär und Bevölkerungsschutz in Liestal zeigt: Das Dreierteam fährt vor; der Fahrer, ein Zivilschützer, bleibt im Fahrzeug. Die beiden anderen treffen noch vor der Haustür die nötigen Einsatzvorbereitungen – der sogenannte Saubermann, ebenfalls ein Zivilschützer, hilft der medizinischen Fachperson dabei, richtig in den Schutzanzug zu steigen. Daraufhin wird geklingelt, und nach ein paar Vorabklärungen kommt im Innern des Hauses der Teststab zum Einsatz. Wieder draussen vor der Tür, hilft der Saubermann, den Einweg-Schutzanzug sicher abzustreifen. Der Test wird in ein Labor geschickt, und das Team macht sich auf zur nächsten Haustür.

Mehr als 100 Tests haben die zwei mobilen Teams, die seit dem 11.März in zwei Schichten unterwegs sind, bis am Montag auf diese Weise durchgeführt. Gut 50 dürften am selben Tag noch hinzugekommen sein. Wenn nötig, könnten die mobilen Teams um eine dritte Einheit verstärkt werden, sagt Patrik Reiniger, der Chef des Kantonalen Krisenstabs. Noch immer gilt: Wer vermutet, infiziert zu sein, meldet sich telefonisch beim Hausarzt – aber nur, sofern die Symptome schwer sind oder man zu einer Risikogruppe gehört. Der Arzt entscheidet über das weitere Vorgehen und kann zum Beispiel ein mobiles Team anfordern. Seit Mittwoch können Baselbieter Ärzte ihre Patienten aber auch in eine der beiden Abklärstationen schicken, die der Krisenstab in diesen Tagen aufgebaut hat. Ein Standort ist das Kuspo in Münchenstein, der andere liegt im Gebiet Stutz in Lausen. Als dritter Bestandteil dieses Massnahmenpakets soll das Bruderholz ab 22. März zum Referenzspital werden. Dort werden die Corona-Fälle gebündelt. Das übergeordnete Ziel lautet, die Spitäler so gut wie möglich freizuhalten für jene, die aufgrund eines schweren Verlaufs der Corona-Erkrankung, aber auch wegen anderer Notfälle und Leiden, auf eine Betreuung angewiesen sind.

Fachleute gesucht
Wie lange die Tests, Masken, Schutzanzüge und anderen notwendigen Mittel noch ausreichen werden, um die medizinische Versorgung im Kanton sicherzustellen, darüber konnte am Montag mit Blick auf die ungewisse Entwicklung niemand Auskunft geben. Um die Situation besser meistern zu können, sind die Behörden bestrebt, dass die exponentielle Verbreitung der Krankheit so stark wie möglich abflacht. Man gibt sich zuversichtlich und scheint sich nicht allzu stark vor einem Materialengpass zu fürchten. Was die personellen Ressourcen angeht, so suchen der Krisenstab und das Kantonsspital Baselland gemeinsam nach Fachleuten, um die Abklärungsstationen in Münchenstein und Lausen betreiben zu können. Reiniger appelliert: «Für den Moment haben wir ausreichend Personal, aber wir brauchen auch in Zukunft sehr viele ausgebildete Leute.» (BaZ)


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