Er will hinter dem stehen, was er macht

  28.03.2020 Hellikon, Natur, Persönlich

Christian Müller trägt als Landwirt Sorge zur Natur

Der Helliker Christian Müller bewirtschaftet seinen Betrieb nach Demeter-Richtlinien und hat damit Erfolg. Synthetische Dünger haben auf seinen Feldern keinen Zugang, Kräuterpräparate schon. Mit seiner guten Beobachtungsgabe und auch der nötigen Geduld hat er damit Erfolg.

Hans Zemp

Wenn man mit Christian Müller, Landwirt auf dem Rüttihof in Hellikon spricht, wirkt er ruhig, besonnen und geduldig. Der heute 57-Jährige kam 1980 aus seiner Landwirtschaftslehre zurück auf den elterlichen Hof. Die Lehre auf dem Bruderholzhof im Baselbieter Oberwil prägte ihn nachhaltig. Er lernte dort die Bewirtschaftung nach Demeter kennen. Diese biologisch-dynamische Bewirtschaftungsmethode findet ihre Wurzeln bei Rudolf Steiner. Nachhaltig beeinf lusst hat den Helliker aber Stan Wawrinkas Grossvater im Waadtland. Dieser führte dort einen Betrieb, und zusätzlich war er Heimleiter für geistig behinderte Jugendliche. Bei den verschiedensten Besuchen sah Christian Müller, wie der dortige Hof betreut wurde. Was bei ihm tief einfuhr war, wie diese jungen Menschen ernst genommen und in die Betriebsbewirtschaftung einbezogen wurden. Das ganzheitliche Denken dort prägte den Fricktaler.

Bevor Christian Müller den elterlichen Betrieb übernahm, begab er sich noch auf Weltreise. Er hat in Kanada, den USA, in Hawaii, Neuseeland und Australien verschiedenste Höfe mit der von ihm favorisierten Bewirtschaftungsform besucht und sich immer wieder weitergebildet.

Seit 1993 gehört der Hof ihm
Nach seiner Hofübernahme konnte Christian Müller all das, was nach seiner Rückkehr von der Lehre auf dem Rüttihof bereits biologischdynamische Wurzeln geschlagen hatte, in Eigenregie weiterführen. Das Credo in der Betriebsweise seiner 38 Hektaren (dazu kommen noch zwei Hektaren Wald) ist, dass man geschlossene Kreisläufe anstrebt und nur soviel Vieh auf dem Betrieb hat, dass die Futtergrundlage ausreichend ist. Synthetische Dünger sind also tabu. Das produzierte Futter muss für den eigenen Betrieb reichen. Einen gewissen Ausgleich kann Christian Müller vornehmen, weil er Brotgetreide wie Weizen, Dinkel und andere produziert. Dieses verlässt den Betrieb und erlaubt darum die Zufuhr von Hühnermist. Mit Kräuterpräparaten werden Ergänzungsstoffe eingebracht. Auf seinen Feldern sieht der Beobachter auch Kunstwiesen, Sudangras, Wicken und Erbsen, aber keinen Mais. Viel von diesem Ackerfutter siliert Christian Müller. In seinem Stall findet man 30 nicht enthornte Kühe, etwa gleichviele Nachzuchttiere und noch einige Kälber. Zu den zwei Pferden, fünf Schafen und einigen Kaninchen schauen normalerweise die Kinder.

Besonders ist auch, dass Christian Müller bei der Bewirtschaftung seines Betriebes auf die Konstellation im Kosmos schaut. Im Volk ist dies etwa bekannt unter «obsigend und nidsgend». Der «Schweizer Bauer» gibt dazu einen Mondkalender heraus. Einige dieser Bewirtschaftungskriterien bilden den wesentlichen Unterschied zum ökologisch-biologischen Landbau.

Landwirt sein gefällt dem Bauern auf dem Rüttihof
Bis vor einiger Zeit wurde auf dem Rüttihof noch ein Hofladen betrieben. Aus Personalgründen hat ihn Christian Müller geschlossen. Er meint, dass man heute überall gute Bioprodukte kaufen kann und er sich als Bauer lieber der Produktion widme und die Verarbeitung anderen überlasse. Darum steht er einer Wiederöffnung eher skeptisch gegenüber.

Das Schöne an der Landwirtschaft ist für Müller, dass man auf einem Stück Erde weitgehend noch selber bestimmen kann, was passieren soll. Arbeitstage lassen sich frei gestalten, auch dem Wetter anpassen. Dank des kurzen Arbeitsweges trifft er keinen Stau hin zum Arbeitsplatz an und nicht zuletzt arbeitet er lieber in der Natur als im Büro. Sein Credo dazu: «Das A4-Format liegt mir weniger als das Hektarenformat». Für ihn sind Bauern wegen der Möglichkeit, Blumenpracht auf die Felder zu bringen, auch Landschaftsmaler. Mühe macht ihm die zunehmende Bürokratie und der Werte- und Wertzerfall der Produkte und damit der ganzen Landwirtschaft.

Wegen der Vielschichtigkeit in der Schweiz wird vieles immer enger. Die Biopreise kommen unter Druck, das Angebot übersteigt in gewissen Bereichen die Nachfrage. Seine «Demetermilch» ist gefragt, es gibt aber in der Region keinen Verarbeiter.

Es freut Christian Müller aber, dass sich die Bodenqualität seines Hofes deutlich verbessert hat und er so gute Erträge herauswirtschaften kann. Es brauche aber schon einige Jahre, bis dies feststellbar sei.

Man hilft einander
Christian Müller kann auf die Unterstützung seiner Frau Ida zählen. Sie hilft ihm viel, vor allem auch beim Vieh. Drei seiner vier Kinder wohnen noch daheim. Die jüngsten beiden versorgen ihre Tiere und greifen den Eltern verschiedentlich unter die Arme. Einer der Älteren hat selber einen Hof, der andere lernt Landschaftsgärtner. Der Jüngste beabsichtigt, einmal in Vaters Fussstapfen zu treten. Ein Lehrling ergänzt das Team auf dem Hof. Auf die Frage, ob er auch Hobbies habe, meint Christian Müller: «Jaja». Er singt im Jodeldoppelquartett Raurach in Augst und sporadisch im Kirchenchor. Daneben hält er Mandate auf breiter Basis inne und steht auch als Berater in landwirtschaftlichen Angelegenheiten im Einsatz.

All dies macht den ruhigen Mann zufrieden. Und diese Zufriedenheit möchte er auch behalten. Und «Ich will hinter dem, was ich mache, auch stehen können» sagt er überzeugt. Weiter hofft er, dass man aus der momentanen Corona-Epidemie Lehren zieht und Europa wieder autarker wird. Nach ihm muss man alles daransetzen, dass die Schweiz weiterhin die Nahrungsmittel für die Bevölkerung bereitzuhalten im Stande ist.


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