Drei Wort-Akrobaten lassen von sich hören

  05.03.2020 Kommende Events, Möhlin

Am Mittwoch, 11. März, lässt die Kulturkommission Möhlin im «SteinliChäller» um 20 Uhr drei Personen zu Wort kommen, die sich alle in ihrer Freizeit dem Schreiben verschrieben haben.

Warum tun sie sich das an, könnte man fragen, diese Tätigkeit bedeutet letztlich Arbeit, bringt aber materiell nichts ein, ist kein gesundheitsfördernder oder gemeinschaftsbildender Sport und hat nur ein sehr kleines Publikum, wenn überhaupt. Trotzdem betätigt sich Artur Hächler als Textarbeiter, Renata Hossli als Wortwerkerin und Matthias Jecker als Einweglyriker.

Schon die Hobby-Bezeichnung, die sie sich die drei Schreibenden selbst gegeben haben, verspricht interessant zu werden. Doch es lohnt sich, den verschiedenen Motivationen noch etwas tiefer nachzuspüren. Warum schreiben sie?

Arthur Hächler, der Textarbeiter
Der ehemalige Sekundarlehrer im Steinli-Schulhaus ist nun schon seit dreizehn Jahren pensioniert. Er schreibt, weil er nicht anders kann. Er bringe damit Ordnung in seine Erfahrungen, erklärt er. Früher konnte er weniger «dran» bleiben, und das Schreiben, dem er schon früh verfallen war, fand eher während der Ferien statt. Er erinnert sich allerdings, schon in der Bezirksschule Gedichte verfasst zu haben. Später wechselte er zur Prosa, in der schon einige Bücher erschienen sind, unter anderem «Türkenbund», «Mit den Beinen der Läuferin», «Schadenmeldung» (Werkpreis vom Aargauer Kuratorium) oder zuletzt «Rüdt: Nachruf auf einen Revoluzzer». Es geht um menschliche Schicksale, wobei Autobiographisches unter der Hand mit hineinfliesst. Die Texte des Textarbeiters am Literatur-Apero werden spannend sein, das ist gewiss.

Renata Hossli, die Wortwerkerin
Seit ihrer Kindheit gehört das Schreiben zu den Lieblingsbeschäftigungen der in Möhlin aufgewachsenen Wortwerkerin. Ihre heutige Schreibtätigkeit bezeichnet sie gerne auch als «Malen mit Worten». Denn immer wieder sind es stark erlebte Bilder aus der Natur, welche auf inneres Erleben treffen und ein Ausgestalten in Sprache geradezu einfordern. Dabei faszinieren sie auch verdichtete Formen, welche zuweilen befremden und sich einer klaren Deutung entziehen. Seit zehn Jahren ist die Kunsttherapeutin und Rhythmuspädagogin beim Verein für Sozialpsychiatrie Baselland (VSP BL) tätig. Dort leitet sie im Bereich Tagesstrukturen im betreuten Wohnen eine Sing- und Rhythmus Gruppe und lädt ein zu Workshops für kreatives Schreiben und freiem Gestalten mit Form und Farbe. «Ich worte, also bin ich» – dies ihre Antwort auf die Frage nach der Motivation zu ihrem eigenen Werken mit Wort und Sprache.

Matthias Jecker, der Einweglyriker
«Wie kommt man dazu, anzufangen mit Wörtern herum zu spielen?» fragt man den Einweglyriker. Die Antwort kommt schlagartig: «Indem mir am Arbeitsplatz der Boden unter den Füssen weggerutscht ist. Ich bin massiv angegriffen worden und als es mir die Sprache verschlug und die erste Beute gesichert war, begann ich zu schreiben!» Matthias Jecker hat sich mit sechzig Jahren vom Schuldienst verabschiedet und nur noch hie und da Stellvertretungen im Fricktal angenommen. Dass er überhaupt als Lehrer sein Leben verbringen sollte, war gar nicht unbedingt erste Priorität, hat er doch mit Freude angefangen, fremde Sprachen zu studieren: Hebräisch, Japanisch und Chinesisch. Er hat zwar die Struktur der Sprachen kennen gelernt, aber damit war noch keine Familie zu ernähren. Also absolvierte er in Liestal das Lehrerseminar. Das Chinesische allerdings ist geblieben: Am Donnerstag ist Singen im Chinesenchor in Basel angesagt. Und auch sonst zieht es ihn in die Fremde: Beim Schwarzwaldverein amtet er als Wegewart. Weshalb aber nun die Gedichte? Könnte es die Angst vor Tod und Vergänglichkeit sein? Oder, wie seine Schüler es ihn lehrten: Kleine Sachen sind oft viel wichtiger als grosse! Wir werden es erfahren.

Die Musik zur Auflockerung der vorgestellten Lyrik und Prosa wird von den beiden jungen Möhliner Musikerinnen Alessia und Meret Zoller beigesteuert. (mgt)


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