«Nicht mein Zukunftsszenario»

  05.03.2020 Kaiseraugst

Corinne Moser und Sebastian Lux, Kaiseraugster Konfirmanden, gehören zur Generation Greta, der Pfarrer, schätzungsweise, zur Generation X. Für einmal versucht man, die Rollen zu vertauschen.

Andreas Fischer *

Die beiden kennen sich seit dem Kindergarten, gingen zusammen in die Primarschule, besuchen jetzt in Parallelklassen die Bez. Im Sommer werden sich die schulischen Wege trennen. Corinne Moser hat sich für eine Lehrstelle entschieden, Sebastian Lux wechselt ins Gymnasium.

Als Schwerpunkt hat sich Sebastian für PPP entschieden, «Philosophie, Psychologie und Pädagogik». Ein Philosoph sei er nicht unbedingt, aber «ich interessiere mich für Menschen, ich will mit Menschen zu tun haben. Kürzlich habe ich einen Kurzfilm gesehen, bei dem die Leute die ganze Zeit nur hinter ihren PCs sitzen. Das ist definitiv nicht mein Zukunftsszenario. Ich finde auch, wenn man einen Job nur wegen des Geldes macht, dann läuft etwas schief.» Die Lehrer, sagt Sebastian, haben den Schülern empfohlen, nicht das zu machen, was ihnen liegt, sondern das, was sie wirklich interessiert. Deshalb, habe er als erste Wahl eben PPP angegeben und nicht Biochemie, obwohl er in diesen Fächern gute Noten hat. Corinne bewarb sich auf verschiedene Lehrstellen und hatte verschiedene Optionen. Die Lehrstelle, die sie nun antreten wird, entspricht dem, «was sie wirklich interessiert», in hohem Mass: Ein KV bei einem grossen Schweizer Reiseanbieter. Corinne liebt das Reisen. Auch die weitere Zukunft ist schon geplant oder zumindest angedacht: Berufsmatura, dann ein Jahr Amerika, auf einer Ranch, wo man mit Tieren zu tun hat und zugleich Englisch lernt. Für Sebastian ist klar: er will mit Menschen zu tun haben, alles andere sei aber offen.

Pfadi, Klavier und Klimastreik
Corinnes Haupthobby ist die Pfadi. Das habe ihr, übrigens, bei der Lehrstellensuche geholfen («die wissen dann schon mal, dass man sozial eingestellt ist und organisieren kann»). Ausserdem spielt sie Gitarre und Tennis. Sebastian hat hobbymässig schon viel gemacht, Hiphoptanzen, Karate und manches mehr. Heute spielt er Klavier und macht Improvisationstheater. Ausserdem ist er politisch engagiert, nimmt an Klimawachen und Velodemos teil. Auch am Klimastreik «Friday for Future» hat er sich schon beteiligt, und neuerdings ist er Mitglied der Jungen Grünen. Beide, Corinne und Sebastian, denken viel über die Zukunft der Menschheit und der Erde nach, besonders unter ökologischem Gesichtspunkt. Wegen des Corona-Virus machen sie sich nicht so Sorgen, das sei übertrieben, dass da alles abgesagt werde, sagen sie unisono. Mehr als das Coronavirus beschäftigt die beiden die Klimakrise. «Dass Drittweltländer darunter viel mehr zu leiden haben als wir, obwohl wir hauptsächlich für den Klimawandel verantwortlich sind, ist unfair», sagt Sebastian.

Star Trek
Was sie persönlich gegen den Klimawandel tun? Sie wisse, dass ihre Lehre nicht ideal fürs Klima sei, sagt Corinne nachdenklich. Kreuzfahrten in die Arktis, so Sachen findet sie absurd und würde sie nie unterstützen. Auch sei es wichtig, dass man weniger fliege. «Es braucht eine CO2-Steuer», fordert Sebastian, der selber seit zwei Jahren nicht mehr geflogen ist. Und Ananas und Avocados aus Südamerika seien halt auch nicht ideal, darauf verzichte er. Und weniger Fleisch esse er auch.

Auf seine Vision für die Zukunft befragt, erzählt er von der Science-Fiction-Serie «Star Trek», die utopisch von einer Menschheit erzählt, die sowohl technologisch wie sozial grosse Fortschritte gemacht hat. Rassismus, Armut, Krieg sind überwunden, auch die Intoleranz. Hier hakt Corinne nochmals nach. Sie wünscht sich für die Zukunft, dass Menschen Toleranz und Akzeptanz lernen, gegenüber den anderen und auch gegenüber sich selbst. «Dass man sich so akzeptiert, wie man ist, ohne sich dauernd an Klischees zu messen.

* Andreas Fischer ist reformierter Pfarrer in Kaiseraugst


Atelier-Gottesdienst zum Thema «Unsere Zukunft»

Am Sonntag, 9. März, 19.15 Uhr, findet im reformierten Kirchgemeindehaus Kaiseraugst ein von Jugendlichen mitgestalteter experimenteller Gottesdienst statt. Sie haben nicht nur das Thema gesetzt, sie werden auch predigen und diverse Ateliers anbieten, in denen man den eigenen ökologischen Fussabdruck testen, Hot Dogs - auch vegane - essen, sich die Schönheit der Berge vor Augen führen und sich über klimafreundliche Transportmöglichkeiten informieren lassen kann. (mgt)


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