«Ich will das Traditionelle mit dem Modernen verbinden»

  18.03.2020 Olsberg, Persönlich

Im Februar ist Barbara Wirth zur neuen Präsidentin der Landfrauen, Bezirk Rheinfelden, gewählt worden. Wer ist diese engagierte Frau und was hat sie nun vor?

Birke Luu

Barbara Wirth wohnt auf einem Hof etwas ausserhalb von Olsberg. «Auf diesem Hof ist mein Mann gross geworden», erklärt die 46-Jährige. Sie selbst sei in Magden aufgewachsen und vor 16 Jahren dann im Zuge ihrer Heirat nach Olsberg gekommen. «Wenn man einen Bauern heiratet, heiratet man gleich den ganzen Betrieb», ergänzt sie lachend. Und so kommt es, dass die Mutter zweier Teenager, die selbst nicht auf einem Hof aufgewachsen ist und eine Ausbildung als Pharma-Assistentin besitzt, doch Stück um Stück in das «Buuren» hineingewachsen ist.

«Bäuerin mit Fachausweis»
Ihr Mann kümmere sich um die Arbeit auf dem Feld und sie selbst helfe überall dort, wo sie gebraucht werde: im Hofladen, bei der Büroarbeit und natürlich auch bei der Ernte. Seit 2018 darf sie sich nun auch «Bäuerin mit Fachausweis» nennen. Die Ausbildung an der Bäuerinnenschule sei äusserst vielfältig gewesen, von der Direktvermarktung über die Buchhaltung bis hin zum Kochen und Gartenbau seien alle relevanten Bereiche abgedeckt worden. Aber eigentlich habe das Bäuerinsein mit ihrer Mitgliedschaft im Landfrauenverein gar nichts zu tun, zumindest nicht zwingend, denn viele Frauen im Verein seien nicht aktive Bäuerinnen. «Unsere Mitglieder sind einfach auf verschiedene Weise dem ländlichen Leben verbunden und finden Traditionen wichtig», erläutert Barbara Wirth.

Einfaches Mitglied
Sie selbst weiss schon gar nicht mehr, wie genau sie zu den Landfrauen gekommen ist, damals vor ungefähr zehn Jahren. Irgendwie war es wohl eine Kombination aus einer Bekannten, die im Verein war, und dem vereinseigenen «Bachhüsli», bei dessen Brotbackdemonstrationen sie gerne mithelfen wollte.

Überhaupt sei sie ein Vereinsmensch, egal ob Frauenverein oder Damenturnverein, es gehe ihr darum, Gleichgesinnte zu treffen und etwas gemeinsam zu unternehmen. Das liebe sie auch an den Landfrauen, die ganz offen und unkompliziert auf jeden zugingen, so dass man sich dort gleich wohl fühlen würde.

Bei den vom Verein angebotenen Kursen und Ausflügen sehe man immer wieder andere Gesichter, aber interessiert und kontaktfreudig wären alle. Ihr schönstes Erlebnis mit dem Verein sei daher der spontane Besuch des Buurelandweg Aargau im Sommer 2018 in Möhlin gewesen. «Thematisch passend, lauter aufgestellte Frauen – einfach ein tolles Erlebnis!» schwärmt Barbara Wirth. Der Buurelandweg Aargau ist ein Rundweg, der die heutige Landwirtschaft auf einfache Weise erklärt und jedes Jahr in einer anderen Aargauer Region aufgestellt wird – dieses Jahr in Freienwil bei Baden.

Ortsvertreterin
Doch vom einfachen Mitglied hin zur Übernahme der Präsidentschaft, oder vielmehr Präsidentinnenschaft, war es dann doch kein leichter Schritt. Obwohl oder vielleicht gerade weil sie schon früher einmal Präsidentin eines anderen Vereins gewesen war, wusste sie, dass dieses Amt nicht ganz ohne ist. «Vor ungefähr drei Jahren wurde ich gefragt, ob ich dieses Amt nicht übernehmen wollte. Diese zeitintensive Freiwilligenarbeit hatte damals aber neben meinem Teilzeitjob in der Spitalapotheke und dem Besuch der Bäuerinnenschule keinen Platz.» Sie engagierte sich jedoch als Ortsvertreterin von Olsberg, das heisst als Ansprechperson für die örtlichen Landfrauen, und erhielt über diesen Zwischenschritt in alle Tätigkeiten des Vorstandes Einblick. So vorbereitet und gut gerüstet meint sie nun heute: «Nun, da ich alle im Vorstand kenne wie auch ihre Hilfsbereitschaft und anpackende Arbeitsweise, da traue ich mir die Präsidentschaft nun zu.»

Eine wichtige Rolle spielt dabei natürlich auch ihre Familie. Ihr Mann sei ebenfalls in Verbänden und Vorständen und ihre Kinder wären inzwischen selbständig genug, so dass mehr Zeit für sie selbst und ihre Hobbys freigeworden sei. Der passende Zeitpunkt also. Das geduldige Warten des Vorstandes hat sich gelohnt.

Präsidentin
Auf der Generalversammlung im Februar wurde sie zur neuen Landfrauen-Präsidentin gewählt und tritt damit in die grossen Fussstapfen ihrer langjährigen Vorgängerin. Wie geht sie damit um? «Ich bin da noch ganz entspannt und mache mir keine Sorgen. Man muss in jeden Job erst hineinwachsen.» Konkrete Erwartungen seien noch nicht an sie herangetragen worden.

Aber natürlich habe sie sich selbst Gedanken gemacht, was ihr als Präsidentin wichtig sei. «Ich möchte auf jeden Fall den Weg meiner Vorgängerin weitergehen. Ich möchte zudem das Traditionelle mit dem Modernen verbinden und allen zeigen, dass Bäuerinnen heutzutage nicht altmodisch sind, sondern auch ganz modern sein können.» Dieses Thema liegt ihr – neben der Stärkung des regionalen und saisonalen Umgangs mit Lebensmitteln – ganz besonders am Herzen.
Ob und wie sehr sie den Landfrauen ihren eigenen Stempel aufdrücken wird, muss sich erst noch zeigen. Sie sei offen für Vorschläge und Ideen und keine, die nur ihren eigenen Willen durchboxe. Sie will vermitteln, alle zusammenhalten.

Barbara Wirth kennt das Leben als Bäuerin wie auch abseits des Hofes. Sie ist eine moderne Frau, jedoch interessiert an Traditionen. Ob ihre Präsidentschaft gelingt, kann erst im Nachhinein bewertet werden. Jetzt allerdings geht es erst einmal ans Einarbeiten und die Aktenübergabe. Sie ist parat loszulegen.


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