Witte's Welt

  21.02.2020 Kolumne

Neuer Arbeitsvertrag

Ronny Wittenwiler

Es gibt ja Tabuthemen, über die man nicht zwingend redet. Der Lohn gehört zum Beispiel in diese Kategorie. Als ich kürzlich einen Vortrag an der Primarschule hielt, kam in der anschliessenden Fragerunde, was natürlich kommen musste: «Wie viel verdienen Sie als Journalist?» Natürlich versuchte ich mich in gewisser Diplomatie: «Das geht dich einen Feuchten an, junger Mann!»

Jetzt muss man wissen: Mein Lohn ist seit diesem Jahr neuerdings eng verknüpft mit dieser Kolumne. Per Vertrag habe ich mit dem Scheff ausgehandelt, dass ich kein Fixum mehr erhalte pro Kolumne, sondern dass ich nach Anzahl geschriebener Zeilen bezahlt werde. Mit anderen Worten: Je mehr ich an dieser Stelle schreibe, desto höher ist mein Lohn und ich finde das eigentlich noch eine richtig gute Idee, denn das Schreiben dieser Kolumne ist natürlich enorm zeitaufwendig und man muss immer schön gut Acht geben, dass nicht plötzlich die Qualität oder die Orthographierechtschreibung darunter leidet, weil man kann ja jetzt nicht einfach schreiben was man will, man stelle sich einmal vor, ich würde aufgrund dieser Neuregelung die Situation ausnutzen und sie gar für Zwecke missbrauchen, die eigentlich nicht an den Arbeitsplatz gehören, sondern ausserhalb der Arbeitszeit erledigt werden müssen. So ein Typ bin ich nicht, auch wenn ich heute noch vier Liter Milch, laktosefrei, eine Schachtel Bioeier, Lyoner, zwei Flaschen Martini und eine Zahnspülung kaufen muss und um 16.30 Uhr keinesfalls die Kontrolle beim Zahnarzt vergessen darf. Wo waren wir stehen geblieben? Ah, genau, ja, einfach, dass ich das noch einmal festgehalten haben möchte: Die Entlöhnung nach Zeilenlänge ist eine Vertrauenssache, und das klappt zwischen mir und meinem Scheff sehr gut, das darf man getrost sagen, da wissen wir beide also schon, was wir aneinander haben. Einen solchen Vertrag kann man jetzt auch nicht mit jedem Mitarbeiter abschliessen. Wer weiss, was da plötzlich für Tricks angewendet werden, nur um einfach mal richtig abzukassieren.

PS: In den Monaten November und Dezember wird an dieser Stelle ziemlich sicher keine Kolumne erscheinen, ich habe mit meiner Familie gerade acht Wochen Urlaub auf den Malediven gebucht.

Leerschlag. Leerschlag. Leerschlag. Leerschlag. Lehrschlag. Lehrschlag.

witte@nfz.ch


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