Seit 30 Jahren Teil der «Drey scheenschte Dääg»

  24.02.2020 Kaisten, Persönlich

Das Herz von Doris Grossenbacher schlägt auch für die Basler Fasnacht

Doris Grossenbacher hat 1988 die Basler Guggenmusik «Ventil Deifel» mitgegründet. Noch heute steht sie der reinen Frauen-Guggenmusik als Major vor. Sich für das Gemeinwohl zu engagieren ist Doris Grossenbacher auch an ihrem Wohnort in Kaisten sehr wichtig.

Susanne Hörth

Die Agenda von Doris Grossenbacher weist zurzeit kaum Lücken auf. Die Koffer von ihrem erst wenige Tage zurückliegenden Kenia-Aufenthalt – notabene für ein Hilfswerk – sind kaum ausgepackt und schon stehen die nächsten, prall gefüllten Taschen für die kommenden Einsätze bereit. Denn vor der Kaisterin liegen die lange erwarteten, «Drey scheenschte Dääg» im Jahr. Wenn Doris Grossenbacher auch schon seit bald 22 Jahren mit ihrer Familie in Kaisten lebt, sich hier engagiert und wohlfühlt, so schlägt zu manchen Zeiten ihr Herz ganz besonders stark für Basel. Eine Stadt, in der sie aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. Eine Stadt auch, in der die Fasnacht alles in den Ausnahmezustand versetzt. Es ist eine Fasnacht, welche Doris Grossenbacher nicht als Zuschauerin von aussen, sondern als ein Teil von ihr mittendrin erlebt. Und das schon seit über 30 Jahren als Mitglied der Basler Guggenmusik «Ventil Deifel». Es ist eine reine Frauen-Formation, gegründet 1988. «Ich bin noch das einzige Gründungsmitglied, das dabei ist», lacht sie und verweist mit einem Augenzwinkern auf die Altersspanne von 26 (die jüngste Tochter von Doris Grossenbacher) bis 61 Jahre (sie selbst) der Guggenfrauen. Auch die zweite Tochter der Kaisterin gehört schon seit Jahren zum «Ventil Deifel»-Team. Präsidiert wurde es viele Jahre lang von Doris Grossenbacher. Seit drei Jahren hat sie das Amt des Vizes inne. Längst ein Markenzeichen der «Ventil Deifel» ist ihr schwarz-rotes Teufelskostüm. Als Takt und Schritt angebender Major unterscheidet sich Doris Grossenbacher von ihren Guggenkolleginnen durch eine wesentlich grössere und auch schwerere (rund zehn Kilogramm) Teufelslarve.

Nicht als Teufelinnen trifft man die Guggenmusik am Cortège von Montag- und Mittwochnachmittag an. «Es ist Pf licht, jedes Jahr ein neues Motto und Sujet zu präsentieren. Letztes Jahr war unser Thema das Fischsterben.» Doris Grossenbacher zeigt ein Foto, auf welchem die Guggenmusik von einem «toten Fisch», sie selbst, angeführt wird. Dieses Jahr wollen die Frauen als Vogelscheuchen die überall herrschende Gewalttätigkeit vertreiben.

Spricht die Kaisterin vom Cortège, vom «Gässle», von den Kellerauftritten und den zahlreichen anderen Basler Fasnachtsaktivitäten, so kommt sie ins Schwärmen. Das Teilnehmen und das Dazugehören sei jedes Jahr wieder etwas Besonderes und vieles bleibe als schöne Erinnerungen im Gedächtnis. Für das alles nehme man gerne die wöchentlichen Proben, die Sujetfindung und Umsetzung oder auch die nicht ganz zu unterschätzenden finanziellen Aufwendungen in Kauf. Dass ein Mitmachen am Umzug auch viel Kondition und Ausdauer verlangt, wird mit ihrer Aussage «letztes Jahr bin ich am Stück 17 Kilometer gelaufen und das mit einer schweren Larve auf den Schultern» deutlich.

Einsatz für Kenia-Hilfswerk
Die «Ventil Deifel» und ein lange geplanter Auftritt am Freitagabend waren es auch, die dafür gesorgt haben, dass Doris Grossenbacher bereits nach zehn Tagen am vergangenen Donnerstag von ihrer Kenia-Reise in die Schweiz zurückkehrte. Hinter ihr liegen keine Ferien, sondern vielmehr ein in sich Hineinschaffen in das grosse Hilfswerk der Elsy-Amsler-Stiftung. Ihr gehört Doris Grossenbacher seit September des vergangenen Jahres an. Die mittlerweile 80-jährige Kaisterin Elsy Amsler engagiert sich seit über drei Jahrzehnten für die Menschen in den ärmsten Regionen Kenias mit Hilfe-zur-Selbsthilfe-Projekten. Spitäler, Brunnen, Kindergärten, Ausbildungsorte, Schulen und mehr sind so im Laufe der Zeit entstanden. Die aktuelle Eröffnung einer weiteren Schule war es, welche die neue Stiftungsrätin Doris Grossenbacher zur bereits in Kenia weilenden Elsy Amsler reisen liess. Voller Eindrücke und mit noch grösserer Hochachtung über das von Elsy Amsler Geleistete flog sie dann nach Hause. Etwas gemischt seien ihre Gefühle beim Hinf lug schon gewesen, erzählt die Kaisterin. Sie und ihr Mann hatten vor zwei Jahren in ihren Afrikaferien einen schweren Autounfall. Es folgten Spitalaufenthalte mit Operationen, zuerst in Afrika, dann in der Schweiz. Angst vor fremden Ländern hat die Mutter von vier erwachsenen Kindern aber keine. Sie reist regelmässig mit ihrem Mann. Mit ihm und den damals schon auf der Welt weilenden Kindern hatte sie vor längerer Zeit vier Jahre lang in Nigeria gelebt.

10 Jahre beim Frauenverein
Sich einsetzen und mitmachen, gehört für Doris Grossenbacher stets dazu. So gehörte sie unter anderem dem OK des Kaister Dorffestes 2017 an. Ganz überrascht war sie, als sie im Januar an der Generalversammlung des Frauenvereins Kaisten für zehn Jahre Mitgliedschaft, neun davon als Präsidentin, geehrt wurde. «Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich es schon so lange mache.» Gerne würde sie das Präsidentenamt in absehbarer Zeit in jüngere Hände legen. Denn wie auch bei den «Ventil Deifel» brauche es immer wieder junge Leute am Ruder, die mithelfen, das Vereinsschiff in die Zukunft zu steuern.


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