«Bei sich vor Ort etwas bewirken, das kann jeder»

  19.02.2020 Eiken, Natur, Persönlich

Thomas Wohldmann bringt breitgefächertes Wissen in den Naturschutzverein ein

Seit 20 Jahren ist Thomas Wohldmann Präsident des Naturschutzvereins Eiken. Dabei trug sein Interesse für Insekten, Amphibien und Reptilien zur Weiterentwicklung des ursprünglich rein auf den Vogelschutz fokussierten Vereins bei.

Birke Luu

Einen Verein umbenennen, das kann nicht jeder, aber Thomas Wohldmann war wohl zur rechten Zeit am rechten Ort. Von klein auf nicht am Fussballspiel, sondern nur an den kleinen Rasenbewohnern interessiert, brachte er sich selbst durch Fachbücher und Naturbeobachtungen viel Wissen über die verschiedensten in Bodennähe lebenden Tiere bei. Mit Ende Zwanzig fühlte sich der mit sieben Jahren nach Eiken Zugezogene von einem ausgeschriebenen Arbeitseinsatz des Vogelschutzvereins angesprochen. Er trat danach dem Verein bei und übernahm wenig später, mit 34 Jahren, als jüngstes Mitglied das Amt des Präsidenten.

Irgendwann in diesen Anfangsjahren, erklärt der heute 54-Jährige, sei dann der Vereinsname geändert worden. Ab dann ging es nicht mehr nur um den Vogelschutz, sondern ganz generell um Naturschutz. Dies hätte einerseits mit dem gestiegenen Problembewusstsein in der Bevölkerung zu tun gehabt, aber andererseits doch auch mit ihm selbst, da er eben ein breitgefächertes Wissen über Insekten, Amphibien und Reptilien in den Verein mit eingebracht hätte.

Lokal aktiv sein
Und so fördert heute der Naturschutzverein Eiken die örtliche Vielfalt aller Tiere und Pf lanzen. Genau darum geht es Thomas Wohldmann: «Ich möchte hier in meiner Gemeinde etwas im Kleinen bewirken. Das kann wirklich jeder!» Sich Gedanken über die Kreisläufe in der Natur zu machen, woher beispielsweise unsere Nahrung komme, und sich dann dementsprechend auch zu verhalten, also der Natur etwas zurückzugeben, das sei für ihn der Sinn seines Vereins. Die dafür notwendigen Arbeitseinsätze draussen seien ihm ein willkommener Ausgleich zu seinem Job als Oberstufen-Lehrer. «Zudem empfinde ich es befriedigend und beruhigend, wenn etwas für die Natur getan wird. Schliesslich verschwindet ja gleichzeitig auch immer noch viel Natur durch unser Tun». Was genau jeder zum Naturschutz beitragen kann, ist sehr vielfältig, oft nicht ganz greifbar. Daher habe sich der NV Eiken für die nächsten Jahre ein Leitthema überlegt: Unter dem Motto «Naturnaher Garten» werden beispielsweise Exkursionen und Workshops für die Bevölkerung, besonders auch für Familien, angeboten. Das jährlich wechselnde Unterthema sei aktuell «Blütenpflanzen», so dass geplant werde, am kommenden Workshop «Blütenoder Samenbomben» zu bauen. Die jungen Leute liegen dem Verein besonders am Herzen, so gibt es auch den Jugendclub «Pirol», um den Nachwuchs für den Naturschutz zu begeistern. Für den Jugendclub Pirol führen die sieben «Naturschutzvereine Regio Frick» jedes Jahr je einen eigenen Anlass durch.

Ziegelburg und Schwalbenhotel
Bei schweizweit merklich abnehmender Insektenzahl und anhaltendem Artensterben ist es umso wichtiger, sich über das gleichzeitig vor Ort Erreichte zu freuen. Solch ein Highlight – oder Wow-Moment wie es auf der Homepage www.nveiken.ch heisst – sei laut Thomas Wohldmann die Akzeptanz des neu beim Gemeindehaus Eiken errichteten Schwalbenhotels gewesen. In diesem begannen schon nach verhältnismässig kurzer Zeit erste Schwalben zu Nisten. «Wir sind zuversichtlich, dass sie auch wieder zurückkommen werden», ergänzt Thomas Wohldmann begeistert. Sehr zufrieden ist der Naturverbundene auch mit der Erschaffung neuer Kleinstrukturen, sprich Rückzugsorte für kleinere Tiere. Neben typischen Ast- und Steinhaufen gibt es durch Thomas Wohldmann – den «Erfinder der Ziegelburg», wie er sich lachend bezeichnet – nun eben auch Rückzugsorte aus aufgeschichteten Ziegel-Sand-Komplexen. «Es hat sich gezeigt, dass diese von den Tieren gerne angenommen werden. Die Erfindung ist also gelungen und kann in jedem Garten realisiert werden», freut er sich nicht ohne Grund, denn er bevorzugt dieses aktive und produktive Schaffen im Freien.

Als Vereinspräsident ist er jedoch auch für administrative Aufgaben zuständig, ist weiterhin das Bindeglied zur Gemeinde, da er seit langem schon in der Natur- und Landschaftskommission von Eiken mitarbeitet. Aber mit begeisternder Wissensvermittlung auf Exkursionen und konkreter Biotop-Pflege könne der präsidiale Aufgabenbereich einfach nicht mithalten, schmunzelt er, und ist froh über die tatkräftige Mitarbeit der weiteren Vorstandsmitglieder.

«Man muss es selbst wollen»
Der Rückhalt im Dorf sei gut, überlegt Thomas Wohldmann, «man kennt uns und nimmt uns wahr.» Am Vereinskasten beim Volg Laden, können alle Passanten sehen, womit sich der Verein gerade beschäftige, was angeboten werde. Noch proaktiver, gar drängend möchten die Vorstandsmitglieder nicht auf die Bevölkerung zugehen, nicht den Menschen zu nahetreten. «Hier liegt ein Problem unserer Arbeit», erklärt Thomas Wohldmann vorsichtig, «wir können zwar die Leute ansprechen, aber diese müssen von sich aus dazu bereit sein, aktiv zu werden». Man müsse es also selbst wollen. In Bezug auf das Thema «naturnaher Garten» heisst das also: «Wir wollen nicht selbst als Gartengestalter bei anderen aktiv werden, sondern sind nur die Wissensvermittler und bieten Anregungen, während die Besitzer die konkrete Umsetzung in ihrem Garten dann selbst machen müssen.» Eigeninitiative statt passiver Konsumhaltung fordert der engagierte Vereinspräsident. Auch er sei kein reiner Öko, kämpfe beispielsweise mit der Ambivalenz, gerne mobil zu sein und sich an Oldtimern zu erfreuen, während er eigentlich ökologisch handeln und regional einkaufen wolle. Aber er kämpft, setzt sich engagiert ein, macht sich Zusammenhänge bewusst und versucht, nachhaltig zu leben.

«Es gibt keine andere Erde, kein zweites Fricktal! Daher ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen und mit staunendem Blick vor der eigenen Haustüre die Natur zu beobachten. Das möchte ich allen mit auf den Weg geben.» Denn bei sich vor Ort oder im eigenen Garten etwas bewirken, das könne im Kleinen jeder.


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