Zwei Sportskanonen und ihr grosser Traum von Südafrika

  22.01.2020 Fricktal, Persönlich, Sport

Im März wollen die beiden Fricktaler Tom Deiss und Michèle Mahrer an einem achttägigen Mountainbike-Etappenrennen in Südafrika teilnehmen. Das Rennen zählt mit einer Länge von 647 Kilometern, rund 15 500 Höhenmetern und keinem einzigen Ruhetag weltweit zu den härtesten.

Janine Tschopp

«Wenn wir dann angekommen sind, trinken wir eine feine Flasche südafrikanischen Rotwein», scherzt Tom Deiss. Anstatt Wein fliessen bei Tom Deiss und Michèle Mahrer, die im März als Zweierteam am Cape Epic in Südafrika teilnehmen, derzeit viele Schweisstropfen. Die beiden Fricktaler, die privat kein Paar sind, befinden sich in der Vorbereitung für das wohl härteste Mountainbike-Rennen weltweit. Vom 15. bis 22. März gilt es ernst. In acht Tagen, ohne Ruhetage, werden sie 647 Kilometer und 15 500 Höhenmeter absolvieren. «Fast zweimal vom Meeresspiegel auf den Mount Everest», sagt Tom Deiss.

Cape Epic: schon lange auf der Wunschliste
Tom Deiss (47) ist in Ueken aufgewachsen und wohnt zwischenzeitlich in Frick. Michèle Mahrer (32) stammt aus Möhlin und wohnt heute im aargauischen Staufen. Kennengelernt haben sich die beiden bei der Arbeit und beim Handball spielen. Unabhängig voneinander entdeckten sie vor einigen Jahren den Ausdauersport und absolvierten mehrere Gigathlons, Triathlons, Läufe und Bikerennen. Die Leidenschaft, an besonders harten Sportevents dabei zu sein, wurde bei beiden im Laufe der Zeit immer grösser. Tom Deiss und Michèle Mahrer liebäugelten schon länger damit, am Cape Epic in Südafrika dabei zu sein.

«Michèle fragte mich letzten Sommer, ob wir als Zweierteam das Rennen am Cape Epic in Angriff nehmen wollen. Wir meldeten uns spontan an und erhielten einen Startplatz», erzählt Tom Deiss. Erst danach hätten sie sich intensiv mit dem Rennen auseinandergesetzt. So spontan wie die Anmeldung war, so ernst verfolgen sie nun ihr Ziel. Seit Oktober trainieren sie streng nach einem Trainingsplan, welcher durch Spezialisten erarbeitet wurde. Der Plan beinhaltet verschiedene Einheiten: von Krafttraining über Joggen, Velofahren und Schwimmen. Sehr wichtig sei auch die regelmässige Regeneration. Auch achten die beiden Sportler auf gesunde Ernährung und genügend Schlaf. Zur Vorbereitung gehört auch ein einwöchiges Trainingslager auf Gran Canaria. «Bisher läuft es gut», sagt Michèle Mahrer, «es geht bestens auf. Entsprechend vertraue ich auf den Trainingsplan und bin sehr zuversichtlich.» Zu den grössten Herausforderungen in Südafrika zählt Tom Deiss den unberechenbaren Wind, die Wärme und natürlich die Länge des Events und die zu absolvierenden Höhenmeter. Es sei schwierig, während acht Tagen die Leistung abzurufen. «Aus meinem Umfeld kenne ich niemanden, der am Cape Epic dabei war», sagt Tom Deiss. Er weiss, dass bekannte Schweizer Mountainbiker wie zum Beispiel Nino Schurter und Esther Süss das Rennen absolvierten.

Ein teurer Spass
Tom Deiss und Michèle Mahrer gehen beide einem 100-Prozent-Job nach. Michèle Mahrer ist Polizistin bei der Stadtpolizei Baden, Tom Deiss arbeitet im Deeskalationsmanagement bei den Psychiatrischen Diensten des Kantons Aargau.

In ihrer Freizeit setzen sie derzeit alles auf eine Karte, nämlich auf ihre Teilnahme am Cape Epic. «Ausser arbeiten, trainieren, essen und schlafen mache ich im Moment nicht viel», sagt Deiss. Bewusst verzichtet er diese Saison zum Beispiel aufs Skifahren. Einerseits aus Kostengründen, aber auch um das Risiko einer Verletzung zu minimieren.

Mit Startgeld, Reise, Übernachtungen und Ausrüstung haben sich die beiden Auslagen von je 11 000 bis 12 000 Franken «eingebrockt». Es sei sehr wichtig, über eine gute Ausrüstung zu verfügen. Sie freuen sich, «Sponsoren» für ein speziell für den Anlass produziertes Trikot gefunden zu haben. «Wir sind allen sehr dankbar, die uns bei unserem Abenteuer in irgendeiner Form unterstützen», sagen die Sportbegeisterten.

Was reizt sie, am Cape Epic teilzunehmen? «Es ist die Herausforderung, das wohl härteste Bike-Rennen zu absolvieren. Seit ich bike, reizt mich dieser Event und ich träume seit längerem davon, eines Tages mit dabei zu sein», sagt Michèle Mahrer. Die Teilnahme an mehrstündigen, sogar mehrtägigen Sportevents kann auch zu einer Qual werden. Warum melden sich Sportler wie Mahrer und Deiss immer wieder an? «Es kann auch süchtig machen, und man wird kribbelig, wenn man es nicht tut», beschreibt Tom Deiss und ergänzt: «Zudem gibt es nichts Schöneres, als draussen in der Natur zu sein, Sport zu treiben und ein bisschen links und rechts zu schauen. Es gibt Energie, macht Spass und es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl, im Ziel anzukommen.» Beide betonen, dass es für sie sehr wichtig sei, jederzeit auf ihren Körper zu «hören» und die Freude am Sport nicht zu verlieren.

Team «Oldie & Goldie» in Südafrika
Schon bald, nämlich am 9. März, fliegen die beiden Fricktaler nach Südafrika. Am 15. März starten «Oldie & Goldie», wie sich die kleine Formation nennt, in Stellenbosch. Anschliessend sind sie während acht Tagen als eines von 650 Zweierteam unterwegs. «Wir dürfen nie weiter als zwei Minuten auseinanderfahren», erklärt Tom Deiss. Eine Herausforderung? «Das Rennen an und für sich wird eine grosse Herausforderung. Aber ich habe keine Bedenken, dass es ein Problem wird, zusammenzubleiben. Wir als Team harmonieren schon jetzt sehr gut», sagt Michèle Mahrer.

Für beide wird sich Mitte März mit der Teilnahme am Cape Epic ein grosser Traum erfüllen. Wie fühlen sie sich ein paar Wochen vorher? «Voller Vorfreude und mit einer zünftigen Portion Respekt.»


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