Von Geistern und Ungeheuern

  22.01.2020 Ueken

An langen Winterabenden wurden sie früher erzählt, die Sagen von Geistern und Ungeheuern. Heute sind sie Geschichte und kaum jemand kennt sie noch. In der Dorfchronik von Ueken werden allerdings einige wieder ins Leben gerufen.

Miriam Häusler

Es war einmal ein Bauer aus Ueken, der im Besitz eines Vermögens in Form von Grundstücken war. Er war beim Erlangen dieses Reichtums sehr skrupellos. So stahl er seinen Nachbarn das Obst und änderte bei Nacht und Nebel die Landgrenzen zu seinen Gunsten. Nach seinem Tod wurde er für seine schlechten Taten bestraft und musste in der Gestalt eines Hundes, eines Schafs und der eines Ziegenbocks umhergehen und weiter Unrechtes tun. Er lud weitere Schuld auf sich und konnte nie erlöst werden. Obwohl ihn die Bewohner verachteten und fürchteten, war er auch hilfreich. Sah man ihn Früchte pflücken und Zaunpfähle in den Boden schlagen konnte man sich sicher sein, dass es am nächsten Tag regnen würde, so diente er den Leuten als Wetterprophet.

Es wird erzählt, dass er sich tagsüber bis zum Abend hinter dem Ofen eines Nachbars versteckt hält und erst abends mit der Betglocke in Richtung Frick loszieht. Oberhalb von Frick macht er dann halt und lauert den Reisenden auf, um sie in die Irre zu führen. Die einzige Möglichkeit ihn loszuwerden ist es, aus einer Pfeife Feuerfunken zu blasen und ihn so zu verscheuchen. Eines Tages stellte sich der Bauer in Gestalt eines schwarzen Zottelhundes zwei Fremden gegenüber. Sie begannen zu beten und das Dorfungeheuer zu verfluchen, um es loszuwerden. Aber nichts davon nützte etwas. Es liess sie erst gehen, als einer der Fremden einwilligte, dass er das Ungeheuer in seiner Rocktasche mit nach Ueken zurücknehmen wird. Auch in der Rocktasche liess es den Fremden nicht in Ruhe. Das Dorfungeheuer jagte den törichten Fremden die ganze Nacht über durch die Wiesen und Felder, ohne ihn zur Ruhe kommen zu lassen.

Bestrafung nach dem Tod
Auch wenn diese und andere Sagen schon lange nicht mehr erzählt werden, so sind sie trotzdem noch von bleibender Aktualität und ermahnen die Menschen, nichts Böses zu tun, schreiben die Autoren der Dorfchronik. Diese Sage als Beispiel befasst sich mit dem Rechtsbruch und erzählt von dessen Bestrafung. Sie warnt die Menschen vor bösen Taten und hilft, sie davon zu bewahren, da niemand so wie das Dorfungeheuer enden möchte.

Das Dorf leben war früher von der Landwirtschaft geprägt und die Erträge des Obstes und des Bodens bildeten die Lebensgrundlage für die Bauern. Wer also Obst oder Land stahl, der vollführte ein schweres Delikt. Wer dies aber auch noch bei Nacht tat, der verschuldete sich noch schlimmer und musste schwer bestraft werden. Da man den Bauern vor seinem Tod nie bestrafen konnte, wurde er in dieser Sage nach dem Tod für seine Untaten bestraft. Er musste sich Nacht um Nacht weiterverschulden und sich in Tiere verwandeln, die dem Teufel verfallen waren, wie der schwarze Zottelhund oder der Ziegenbock. Mit dieser Sage wurde früher deutlich gemacht, dass man für seine schlechten Taten immer bestraft wird, auch wenn man längst gestorben war.


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