Stillschweigen im Rathaus

  23.01.2020 Leserbriefe

Wussten Sie, dass es im Rathaus von Rheinfelden ein Nirwana gibt? Ich selber wusste das bis vor einiger Zeit auch nicht. In diesem Nirwana verschwinden nämlich auf unerklärliche Weise Unterlagen, Dokumente usw. Im Fall, der mich interessiert, sind es etliche, beschriebene Flip-Charts, die von einer Veranstaltung für Senioren anfangs 2018 im Kurbrunnen-Saal stammen, also vor zwei Jahren. Die rund 100 anwesenden Senioren nahmen im Januar 2018 an zirka 12 runden Tischen Platz mit je einer Moderatorin. Es wurde darüber diskutiert, was man in Rheinfelden im Seniorenalter gut findet, was weniger. Zum Beispiel wurde das ungeordnete Velofahren in der Markgasse erwähnt, der Mangel an bezahlbaren und rollstuhlgängigen Alterswohnungen, das Fehlen eines Senioren-Treffpunkts. Hingegen wurden der Wald mit den schönen Spazierwegen, der Rhein und speziell der alte Park lobend erwähnt. Anschliessend wurden die Flip-Charts an einer langen Wand aufgehängt und die Stichworte von den Teilnehmern mit farbigen Punkten bewertet. Es war eine durchaus gelungene Übung. Es gab auch eine Kaffee-Pause mit Gipfeli und am Ende einen Apéro, der sich sehen lassen konnte. Uns Senioren tat es gut, dass von der Gemeinde aus endlich ein sinnvoller, interessanter Anlass für ältere Generationen veranstaltet wurde. Zum Schluss versprach man uns, dass die Flip-Charts bis Ende 2018 ausgewertet sein würden und uns dann im gleichen geselligen Rahmen das Resultat der Auswertung vorgestellt würde. Also im Januar 2019 hätte das ein sollen. Aber es herrscht seither Stillschweigen im Rathaus. Der versprochene Anlass mit Feedback lässt seit einem Jahr auf sich warten. Sind wir Senioren nicht einmal eine öffentliche Erklärung wert, nur noch gut genug zum Steuern zahlen? Gibt es da nicht das Wort «Diskriminierung»? Deshalb denke ich, es gibt tatsächlich doch ein Nirwana im Rathaus, oder wurde die Auswertung schlichtweg «vergessen», weil die zuständigen Beamten so überlastet sind? In unserer egoistischen Gesellschaft zählen die Senioren offenbar kaum. Aber muss die Rheinfelder-Stadtverwaltung diese traurige, ungerechte Haltung selbst auch einnehmen?

JÜRG HAUSMANN, EIN ENTTÄUSCHTER VIGILANT UND SENIOR, RHEINFELDEN


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