Sie bitten um Entschleunigung

  23.01.2020 Möhlin, Bücher

Bibliothek Möhlin: ein Hoch aufs Buch

Nehmen Sie sich kurz die Zeit und lesen diesen Artikel in aller Ruhe durch – dann wissen Sie, was die Bibliothek Möhlin dieses Jahr im Schilde führt.

Ronny Wittenwiler

Die Lesekompetenz, so die jüngste Pisa-Studie, befindet sich in Schieflage. Und als hätten sie all das von langer Hand geplant, treten jetzt die Möhliner Bibliothekarinnen auf den Plan und bitten ihre Klientel um Entschleunigung. Doch jetzt mal schön der Reihe nach.

Genussvolles wieder entdecken
Das Jahresprogramm 2020 der Bibliothek Möhlin liegt vor. Beim Durchblättern fällt auf, dass dabei das Buch herausragt. Vieles dreht sich in den kommenden zwölf Monaten um das geschriebene Wort und das nicht ohne Grund. «Wir möchten die Leute darauf aufmerksam machen, wie genussvoll ein Buch sein kann», sagt Andrea Fischler, Leiterin der Bibliothek Möhlin. Es sind kleine, aber feine Veranstaltungen, die das zum Ausdruck bringen sollen. Während des Gesprächs mit Fischler erkundet gerade eine Schulklasse zusammen mit ihrer Lehrperson die Bibliothek. Sowas kommt öfters vor. «Was mir ein wenig Sorgen macht», sagt Fischler jetzt: «Uns fehlen mittlerweile die ganz kleinen Kinder im Kindergartenalter, die mit ihren Eltern hier vorbeikommen.» Dabei, sagt sie, sei gerade das ein Anliegen: Kindern von klein auf Tür und Tor zu öffnen für eine Welt des Lesens. «Wie wichtig Worte sind, zeigt sich in so vielen Belangen. Wenn wir Worte nicht mehr lesen können, sie nicht mehr verstehen, fehlt uns die Möglichkeit, mit anderen Menschen kommunizieren zu können. Auch kann ich noch so gut sein in Mathematik – wenn ich allein beim Lesen die mir gestellte Aufgabe nicht verstehe, dann bringt mir das nichts.»

Nahrung für die Sinne
Dass es hierzulande mit der Lesekompetenz hapert, davon zeugt die jüngste Pisa-Studie. Ohne sich in tiefgreifende Analysen verstricken zu wollen, sagt Nadja Soder von der Bibliothek: Man nehme wahr, dass sich viele Schülerinnen und Schüler beim Lesen gar nicht die Zeit nehmen. «Sie lesen die ihnen gestellten Aufgaben falsch oder gar nicht.» Das Lesen ist vielleicht in der heutigen Zeit manchmal das geworden, was dem Gehetzten die Fertigsuppe von der Tankstelle ist: eine schnelle Konsumware. Mit den vielen Veranstaltungen in der Bibliothek rund ums Buch wollen die Verantwortlichen gerade auch Erwachsene abholen und bei ihnen eine Begeisterung we-

Gemeinsam lesen – an Worten wachsen

MÖHLIN. Kommenden Montag, 27. Januar, 19 Uhr bis 20.30 Uhr, findet in der Gemeindebibliothek ein erster Anlass im Rahmen der Veranstaltungsreihe Bücher(T)Räume statt. Es wird gemeinsam eine Kurzgeschichte und ein Gedicht gelesen und man tauscht sich darüber aus. Alle sind willkommen, es ist keine Vorbereitung nötig. (mgt) cken fürs Lesen und fürs Vorlesen, wovon schliesslich auch die Kinder profitieren mögen.

Kür statt Pflicht
«Ich glaube, das Bewusstsein wecken für die Sprache kann nicht allein Aufgabe der Schule sein», sagt Andrea Fischler. Ohnehin, so Nadja Soder, solle die Bibliothek Möhlin kein Ort sein, den Kinder und Jugendliche zwingend mit der Schule in Verbindung bringen. «Eltern sollen mit ihren Kindern hierherkommen können und sich einfach so auch mal ein Büchlein anschauen dürfen.» Die Bibliothek als Erlebnis. Ein Ort mit ganz vielen gedruckten Menüvorschlägen zur bewussten Entschleunigung.

www.bibliothek.moehlin.ch


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