Grosser Einsatz für kleine Studenten

  02.01.2020 Persönlich, Stein

Benie Ankli ist zuständig für den Schweizer Part der Kinderuni Hochrhein

Seit 2013 können Kinder zwischen acht und zwölf Jahren bei der Kinderuni Hochrhein das Studentenleben entdecken. Initiiert wurde das grenzüberschreitende Projekt von Stein und Bad Säckingen von Helmar Burkart aus Bad Säckingen. Teamleiterin der Kinderuni für die Gemeinde Stein ist Schulgemeinderätin Benie Ankli.

Hildegard Siebold

2012 trat die Stadt Bad Säckingen mit der Idee einer grenzüberschreitenden Kinderuni an die Gemeinde Stein heran. Als zuständige Gemeinderätin für die Ressorts Schule, Kindergarten und Jugendarbeit war Benie Ankli von Anfang an mit involviert. Und sie fand die Idee richtig gut, eine solche Kinderuni aufs Land zu bringen. In Universitätsstädten wie Basel und Zürich gab es das schon längst. Nach dem Modell der richtigen Universitäten können Kinder zwischen acht und zwölf Jahren Neues lernen. «Wir haben geschaut, wie wir das auf die Beine stellen können», erzählt sie. Helmar Burkart, Professor an der Uni Basel und Ideengeber der Kinderuni Hochrhein, stellte das Programm zusammen und wählte die Dozenten aus. Benie Anklis Part war es, die Kinder für die Kinderuni zu gewinnen. Mit Unterstützung von Steins Gemeindeschreiber Sascha Roth schrieben sie sämtliche Schulen im Fricktal an. Das tun sie bis heute und gerade hat die sechste Auflage der Kinderuni, die sich wegen der unterschiedlichen Schulferienzeiten beider Länder mittlerweile auf die Monate Oktober bis Dezember konzentriert, einen grossartigen Erfolg verbucht. Annähernd 300 Kinder kamen zur Abschlussvorlesung der «Physikanten» mit ihrer Naturwissenschaftsshow. Doch darauf ruhen sich die Macher nicht aus. Jedes Frühjahr treffen sich die Mitglieder des OK, um das neue Programm auszutüfteln und zu schauen, was sie Neues und Zusätzliches anbieten können.

Ein Begleitbuch, T-Shirts oder ein Fotoalbum sind daraus in der Vergangenheit bereits entstanden. Zudem gab es 2018 mit den Kindern erstmals einen gemeinsamen Ausflug. Hochinteressant sei das Mint-Projekt der Firma Roche in Kaiseraugst für die Kinder und für die Erwachsenen gleichermassen gewesen, so Benie Ankli. Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, die im Schullabor Experio Roche hautnah erlebt werden konnten. Wie jeder Kinderuni liegen auch der Kinderuni Hochrhein in jedem Semester vier Vorlesungen zugrunde. Ziel ist es, dass die Kinder alle Vorlesungen besuchen, bei drei besuchten Vorlesungen gibt es das Uni-Diplom. Rund ein Drittel der Uni-Kinder kommen aus dem Fricktal, zwei Drittel aus Deutschland. Das bedingt sich für Benie Ankli einerseits aus dem grösseren Einzugsgebiet auf deutscher Seite, andererseits aus dem Vorlesetag, der jeweils auf einen Mittwoch fällt. Da haben die Fricktaler Schüler ihren freien Nachmittag in der Woche. «Darauf konzentrieren sich alle Freizeitaktivitäten», erklärt Benie Ankli, die bei jeder Vorlesung dabei ist und die Kinder mit weiteren ehrenamtlichen Helfern betreut. «Das ist einfach spannend, wie kindgerecht komplexe Themen aufbereitet werden», gerät sie in Schwärmen. Das müsse den Referenten gegeben sein, denn es sei das A und O der Kinderuni. Dann saugen die Kinder das Gehörte in einer Dreiviertelstunde geradezu in sich hinein. «Und im Anschluss, bei der Fragerunde, rasselt es richtig», schmunzelt Benie Ankli. Manche Kinder, so erzählt sie, bereiten sich auf die Vorlesung vor, andere kommen einfach und hören zu. Und genau das macht für sie die Kinderuni aus: «Es soll ein Bildungsangebot sein, das sich nicht an Leistung orientiert, sondern offen ist für alle Kinder», sagt Benie Ankli. Seit jeher ist es ihr Anliegen, Kindern die besten Möglichkeiten zu bieten. Das liegt ihr am Herzen als Gemeinderätin und als Mutter.

Tochter Vivien ist 24 Jahre alt und studiert Psychologie, Sohn Patrick zählt 21 Lenze und studiert Wirtschaftsingenieur. Beide haben ihren Weg gefunden, auch weil es immer ein Grundsatz von Benie Ankli war, dass Bildung längst nicht nur in der Schule stattfindet. Es war ebenso immer ein Thema im Alltag wie auf Reisen, und als ihr Sohn mit zwölf Jahren nach einer Reise nach Tansania und Sansibar einmal sagte: «Wenn hier nur die Hälfte der Leute wüssten, wie schön wir es haben», war das für sie Bestätigung, ihren Kindern das Richtige mit auf den Weg zu geben.

Apropos Reisen: Die Reiselust packte Benie Ankli schon früh. Geboren und aufgewachsen in Schupfart, machte sie nach der Schule eine kaufmännische Ausbildung bei einer Bank. Danach ging sie zum ersten Mal ins Ausland, um Sprachen zu erlernen. Auf London folgte Hyeres in Südfrankreich, Nerja in Spanien und schliesslich die Karibikinsel Martinique, wo sie ihr Französisch auffrischte. Die Sprachaufenthalte, die sie alle gemeinsam mit einer Freundin absolvierte, waren immer verbunden mit Reisen. Auch ihr Mann Urs, den sie 1993 heiratete, teilt ihre Reiseleidenschaft. Bevor sie 1998 den Heizungs- und Sanitärbetrieb seiner Eltern in Stein übernahmen und weiterführten, reisten sie noch einmal nach Australien. Dort erfuhr sie, dass sie in die Schulpflege in Stein gewählt worden war. Seit 2010 ist sie als Gemeinderätin zuständig für das Ressort Bildung.

Auch mit den beiden Kindern erkundeten Benie und Urs Ankli die Welt, bereisten Südafrika, Namibia, Tansania, Mauritius, die Malediven und viele Städte. Jetzt steht ein weiterer Reisetraum kurz bevor. «Am 17. Januar fliegen wir nach Südamerika», erzählt sie. Brasilien, Ecuador mit Galapagos, Peru, Bolivien und Chile sind Stationen ihrer dreimonatigen Reise. Und die Freundin von einst und Taufpatin ihrer Kinder ist wieder mit dabei.

Alle Infos zur Kinderuni gibt es im Internet unter www.kinderuni-hochrhein.eu/">https://www.kinderuni-hochrhein.eu/


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