Bereit, Verantwortung zu übernehmen

  19.01.2020 Frick

Christoph Möri, 20, Automatiker, Musiker, Kirchenpfleger

Mit dem Schwyzerörgeli kam er zu einem Auftritt im Schweizer Fernsehen. Doch wichtiger als das Scheinwerferlicht ist dem frisch gewählten Kirchenpfleger in der reformierten Kirchgemeinde Frick, mehr Junge zum Mitmachen zu motivieren.

Simone Rufli

FRICK/GIPF-OBERFRICK. Die Schiebetür zum reformierten Kirchgemeindehaus in Frick ist an diesem Nachmittag verschlossen. Per Knopfdruck wird sie von innen geöffnet. Doch zur Schiebetüre später mehr. Der Grund für den Besuch im Kirchgemeindehaus ist Christoph Möri. Der wohnt zwar in Gipf-Oberfrick, das Fricker Kirchgemeindehaus und die benachbarte Kirche sind aber so etwas wie das erweiterte Wohnzimmer des 20-Jährigen und damit ein naheliegender Ort für ein Treffen mit dem neugewählten Kirchenpfleger.

Der Faden darf nicht reissen
Zwischen IT-Sitzung und offizieller Amtseinführung, zwischen E-Mail-Account-Einrichten und Aktensichten erzählt er aus seinem jungen Leben: Von seinem Interesse an politischen Prozessen – ohne, dass er aktiv in die Politik gehen möchte. Von der Sonntagsschule, die es heute nicht mehr gibt – die er aber immer gerne besucht hatte. Von seiner Aufgabe als Verantwortlicher für die Technik beim Krippenspiel und von der Arbeit als Leiter beim kirchlichen Ferienplausch. Von der Arbeit auf dem Hof der Grosseltern in Hornussen, wo er noch heute seine Ferien am liebsten umgeben von Tieren und mit körperlicher Arbeit verbringt. Vom Austausch mit anderen jungen Leuten in einer Bibelgruppe in Wettingen. Und natürlich von seiner Motivation für die neue Aufgabe als Kirchenpf leger. «Ich habe lange überlegt, ob ich diese Verantwortung übernehmen soll. Ich bin sehr jung und entsprechend in vielen Dingen noch unerfahren. Offensichtlich sind trotzdem zahlreiche Leute der Meinung, dass es für die Zukunft der reformierten Kirchgemeinde gut ist, wenn auch die Jugend in der Kirchenpflege vertreten ist.»

Zeit hat Möri jetzt. Im letzten Sommer hat er die Ausbildung zum Automatiker als Gesamtbester der Libs abgeschlossen. Jetzt arbeitet er in einem Vollzeit-Pensum als Automationstechniker bei der Zweifel Pomy-Chips AG in Spreitenbach. In seiner Freizeit aber engagiert er sich gerne in der kirchlichen Gemeinschaft. Speziell am Herzen liegt ihm die Jugendarbeit. «Wir müssen versuchen, die Kinder übers Krippenspiel und den Ferienplausch hinaus weiter in der Kirche zu behalten. Es darf nicht sein, dass mit der Konfirmation der Faden abreisst.» Cool findet er, dass im Zuge des Neuaufbaus der Kirchgemeinde bereits eine Projektstelle Jugendarbeit geschaffen wurde.

Fasziniert von Schiebetüren
Dass er nach der Bezirksschule in Frick im Ausbildungsunternehmen Libs, und danach in dessen Partnerbetrieb General Electric, Automatiker gelernt hat und heute bei seinem Arbeitgeber in einem Vierer-Team für die steuerungstechnischen Belange der hauseigenen Anlagen zuständig ist, hängt eng mit seiner Begeisterung für Schiebetüren zusammen. «Von klein auf faszinierte mich alles, was automatisch ist. Insbesondere Schiebetüren haben es mir angetan. Jede Schiebetüre musste aufgehen.» Möri lacht.

Zur Begeisterung für Schiebetüren gesellte sich früh jene fürs Schwyzerörgeli. «Ich habe noch kaum übers Örgeli gesehen, da wollte ich darauf spielen können.» Das war im grossen Kindergarten und der Christoph sowohl zu klein als auch zu jung, um von der Musikschule Unterricht zu bekommen. So erhielt er zu Beginn Privatstunden von Priska Herzog. Denn Schwyzerörgeli musste es sein. «Ich habe jeweils völlig fasziniert zugeschaut, wenn die Husmusig Effige bei uns daheim geprobt hat und Grossmutter auf dem Schwyzerörgeli spielte.»

Möris Grossmutter und Mutter sind Gründungsmitglieder der «Husmusig Effige», die 1988 als Begleitmusik der Trachtengruppe Effingen gegründet worden war und sich dann immer mehr auch anderen Anlässen öffnete. Von 2013 bis 2018 bildete der Nachwuchs eine eigene Jugend-Formation. Mit dabei natürlich die Brüder Christoph und Pascal Möri. An einen Auftritt mit der Jugend-Formation wird sich Christoph Möri sein Leben lang erinnern, und zwar an den Auftritt in der Sendung «Potz Musig» des Schweizer Fernsehens im Jahr 2015. «Das war ein ganz spezielles und wunderschönes Erlebnis.» Damit hatte es sich für ihn aber auch, denn eins ist dem jungen Mann klar: «Wenn man sich nicht auf dem Niveau von ‹Oesch’s die Dritten› bewegt, kann man in der Schweiz nicht von der Volksmusik leben. Zudem wollte ich nie Musik machen müssen. Für mich soll Musik immer ein Ausgleich zur Arbeit bleiben.» Möris sind musikalisch. Alle Möris? Christoph winkt ab, lächelt: «Der Vater gehört unserem Fanclub an und er fotografiert bei unseren Auftritten.»

Der Verkehr bestimmt den Stil
Als die Jugend-Formation im September 2018 aufgelöst wurde, gründeten die Möri-Brüder mit Andreas Liebi zusammen das «Echo vom Fricktal». Seither fahren sie zweigleisig. Mit der «Husmusig Effige» begleiten sie Volkstänze, mit dem «Echo vom Fricktal» spielen sie Unterhaltungsmusik. Das Chinderjodlerchörli Frick, welches Möri von 2012 bis 2018 regelmässig und sporadisch bis heute musikalisch begleitet, sei eine sehr wertvolle Erfahrung, die er nicht missen möchte. Und welche Musik hört Christoph Möri gerne, wenn er nicht selber in die Tasten greift? «Dann höre ich am liebsten querbeet und zwar aus dem Autoradio.» Und schmunzelnd fügt er hinzu: «Die Stilrichtung hängt jeweils von der Staulänge ab.»

An Geduld fehlt es dem jungen Mann auf jeden Fall nicht. Weder im Strassenverkehr, noch im Umgang mit Kindern, wenn er kirchliche Freizeitaktivitäten leitet. «Das hat sicher auch mit meiner Arbeit zu tun. Oft findet sich ein Fehler in der Steuerungstechnik nicht auf Anhieb. Dann braucht es Geduld und Ausdauer.» Vielleicht mache er mal eine Weiterbildung im Informatik-Bereich und ja, ab und zu sei er auf sozialen Netzwerken unterwegs. «Um Kontakt zu halten mit Freunden. Viel lieber aber habe ich den persönlichen Kontakt.» Dann ist auch das Foto gemacht, Christoph Möri verabschiedet sich und langsam schliesst sich die Schiebetür im Kirchgemeindehaus.


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