Wie Lehrkräfte den Lernprozess der Schüler unterstützen können

  17.12.2019 Fricktal, Schule

Vorbereitung auf den neuen Lehrplan

Die Schulen Bözen-Elfingen, Effingen, Herznach, Hornussen, Oeschgen, Olsberg und Zeihen spannen bei der Umsetzung des neuen Lehrplans zusammen. Ganz nach dem Prinzip «Learning-bydoing» wurden kürzlich in der Turnhalle Oeschgen im Rahmen einer Fortbildung Entwicklungsvorhaben präsentiert und ausgetauscht.

Die Turnhalle Oeschgen durchlebt an diesem frühen grauen Mittwochnachmittag einen wahren Verwandlungsprozess. Eine Vielzahl von Lehrerinnen und Lehrern machen sich an Tischen und Stellwänden zu schaffen: Plakate werden an der Sprossenwand befestigt, bunte Lernlandkarten zieren die Stellwände, Arbeitshefte, Forscherberichte und Fotos werden auf den Tischen anschaulich drapiert. Eine Viertelstunde später ist es soweit: Der «Markt der Möglichkeiten» der Schulen Oeschgen, Effingen, Bözen-Elfingen, Hornussen, Herznach, Olsberg und Zeihen steht bereit.

Zusammengekommen sind die Lehrerinnen und Lehrer der Schulen, um Entwicklungsarbeiten und Erfahrungen hinsichtlich der Einführung des neuen Lehrplans im kommenden Sommer auszutauschen. Die Fricktaler Schulen haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten intensiv mit dem Entwicklungsschwerpunkt «Lernbegleitung» auseinandergesetzt: Wie können die Schülerinnen und Schüler über ihre eigenen Lernprozesse nachdenken und wie stehen die Lehrpersonen ihnen dabei zur Seite? Wie können Kinder und Jugendliche ihr Lernen und Arbeiten immer eigenständiger führen und dokumentieren? Wie holt man das Vorwissen und die Interessen der Kinder ab, um einen möglichst nachhaltigen Lernprozess zu initiieren? In beinahe zwanzig Unterrichtsteams haben sich die Lehrerinnen und Lehrer mit solchen und ähnlichen Fragestellungen ganz praktisch im Unterrichtsalltag auseinandergesetzt.

Lernhüte und Taschenmesserdiplome
Der «Markt der Möglichkeiten» ähnelt während den nächsten zwei Stunden tatsächlich einem geschäftigen Basar: Ideen werden feilgeboten, Produkte kritisch unter die Lupe genommen. Es wird diskutiert, argumentiert, hinterfragt, aber auch gewürdigt. Grosse Aufmerksamkeit zieht ein Stand aus Effingen auf sich: Papierhüte zieren die Stellwand, darüber der Slogan «Den richtigen Lernhut aufsetzen». Jeder Hut trägt ein Schlagwort: Fehler zulassen, aufpassen, Fragen stellen, Bock haben, wiederholen, Ordnung halten. Die Lehrpersonen haben diese Schlagwörter zu Lerntagebüchern weiterentwickelt und den Kindern damit ein Instrument zur Verfügung gestellt, das ihnen hilft, anhand zentraler Kriterien über die eigene Arbeitshaltung im Klaren zu werden.

Handfest wird es am Stand der Kindergartenlehrpersonen aus Zeihen: Was ist nötig, damit die ganz jungen Lernenden selbstständig mit einem Taschenmesser umgehen können? Und wie stellen die Kinder dies unter Beweis? Zusammen mit den Kleinsten hat man nach Kriterien gesucht, diese mit passenden Fotos veranschaulicht und alles auf einem Diplom zusammengestellt. So können die Taschenmesser-Anwärterinnen und Anwärter ganz selbständig ihre erfolgreich gemeisterten Ziele deklarieren: Ja, ich kann einen Stecken schälen. Und ja, auch mein Znüni kann ich selber schnitzen.

Schule des Gelingens
Die Vielfalt der präsentierten Entwicklungsvorhaben scheint beinahe grenzenlos. Ihnen gemein ist die Auseinandersetzung mit dem zentralen Element des Lernens: dem Kind. Es ist das Material der Kinder, das den «Markt der Möglichkeiten» dominiert. Keine geschliffenen Lehrmittel, keine Ratgeber im Hochglanzformat gab es zu bestaunen, dafür die Lernspuren der Kinder in ihrem ganz eigenen Gewand: manchmal wirsch, radiert, durchstrichen. Gabi Bühler, Schul- und Weiterbildungscoach der Pädagogischen Hochschule FHNW, bringt es in der Schlussrunde auf den Punkt: «Kinder dürfen zeigen, was sie machen und was sie können!» Der «Markt der Möglichkeiten» hat den Anwesenden aufgezeigt, was es heisst, wenn man sich am Können und Gelingen orientiert, ganz im Sinne des neuen Lehrplans: Motivation, Selbstwirksamkeit und Kompetenz halten Einzug in den Unterricht. Dies gilt für die Kinder, aber auch für die Lehrpersonen. (mgt)


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