Vreni Schreiber gibt Mittagstisch ab

  09.12.2019 Wegenstetten

Seit vielen Jahren kennt man Verena oder Vreni Schreiber, wie sie genannt wird, als eigentliche Mutter des Wegenstetter Mittagstisches für Senioren. Sie wolle nun doch etwas kürzertreten, meint die interessierte Frau, die auch lange Jahre im familieneigenen Sportgeschäft anzutreffen war.

Hans Zemp

«Es gibt doch gar nicht so viel zu sagen», meint Vreni Schreiber einleitend im Gespräch mit der Neue Fricktaler Zeitung. Damit zeigt die rüstige Seniorin, dass es nicht ihr Ding ist, sich selber hervor zu tun. Sie ist die ruhige, stille Schafferin, die es gewohnt ist, ihre Arbeit zu verrichten. Wenn sie zu etwas einmal ja gesagt hat, ist sie die echte Zuverlässigkeit in Person. Man durfte auch beobachten, dass sie Engagements über lange Jahre ernst nahm.

Am 10. November 1983 übernahm sie in ihrer Wohngemeinde die Organisation des Mittagstisches für Senioren. Mit der Stiftung Pro Senectute kam man damals zur Ansicht, dass dieser Event doch auch etwas für Wegenstetten sein könnte. Für viele Gemeinden war dieser Anlass damals etwas ganz Neues. «Und weil dies niemand machen wollte, übernahm ich das halt auch noch», meint Vreni Schreiber, die in dieser Zeit auch Leiterin des Altersturnens, heute nennt man es Seniorenturnen, war. Dieses Seniorenturnen betreute sie ab Januar 1975 während ziemlich genau 22 Jahren. Und weil man damals auch in der Frauen- oder Damenriege Leute suchte, die bereit waren, den Mittagstisch zu organisieren, landete die Anfrage schnell bei Vreni Schreiber.

Der Mittagstisch war ein Erfolg
Schon am Anfang fanden rund zwanzig Seniorinnen und Senioren den Weg zum Mittagstisch und liessen ihn zu einem Erfolg werden. Vreni Schreiber meint dazu, dass die Nachfrage stieg und sank, aber nach dem Wechsel vom damaligen Schlüssel in den Adler deutlich an Beliebtheit gewann und in Spitzenzeiten 28 Personen an den Tisch brachte. Vreni Schreiber verfolgte immer das Ziel, die älteren Leute aus dem eigenen Haus zu bringen und mit ihnen gemeinsam gesellige Zeit zu gestalten. «Pro Senectute zahlte nichts an den Mittagstisch, aber anfänglich erhielten wir das Mittagessen für weniger als zehn Franken», lacht sie. Heute koste das volle Menü auf dem Gründelehof achtzehn Franken.

Wenn man Vreni Schreiber auf das besonders Schöne dieser Veranstaltungen anspricht, meint sie: «Schön war, wenn man sah, wie die Leute eine Freude hatten und wie diese Zusammenkünfte geschätzt wurden.» Man hat jeweils nicht nur gegessen, auch das Singen, Diskutieren und Jassen wurde gepflegt. Sogar Lotto habe man gespielt. Dies alles sei schön gewesen und entsprechend gut aufgenommen worden, freut sich Vreni Schreiber. Es habe sie selber auch glücklich gemacht, wenn sie sah, wie man in der Runde zufrieden, ja eben auch glücklich gewesen sei. Darum und weil die Zusammenarbeit mit der Pro Senectute Rheinfelden immer tip-top war, habe sie diesen Job so lange gemacht. Sie will nun auf den Jahreswechsel die Verantwortung abgeben und in die Hände von Heidi Maurer–Reuter legen.

Und die neuen Pläne?
Sehr gerne spielt Vreni Schreiber zusammen mit ihrem Gatten Gerhard und interessierten Leuten auf der Zither. Sie werde nun 79 Jahre alt und alles gehe halt etwas langsamer und so müsse sie nicht mehr «jufeln». Gelegentlich trifft man die rüstige Seniorin noch in der Werkstatt des Sportgeschäftes an. Zusammen mit der heutigen Inhaberin hilft sie mit, Abläufe in den richtigen Bahnen zu halten. Daneben kocht sie ganz gerne und sie schätzt es, wenn sie aus ihrem Garten Gemüse holen kann. Jäten möge sie allerdings nicht mehr besonders, lacht sie. Auch wenn sie fast alles Essen liebt, schätzt sie Steak und Kroketten besonders.

Mit leuchtenden Augen erzählt Vreni Schreiber aber auch über ihre Ausflüge, vor allem in die Berge. Dabei dürfen aber Besuche in gemütlichen Restaurants nicht fehlen, weil Kaffee und Gipfeli oder beim Mittagessen etwa ein Stück Torte obligatorisch auf den Tisch gehören. «Gemütlichkeit muss sein», lacht sie.

Soziale Kontakte und Pflichterfüllung haben hohen Stellenwert
1968 heiratete Vreni Schreiber, die gebürtige Frau aus Basel, ihren Gerhard. Zusammen bauten sie ein Sportgeschäft auf. So wurde es ganz selbstverständlich, dass sie im Laden und in der Werkstatt Aufgaben übernahm. Und weil sich das Geschäft erfreulich entwickelte, wurde die Arbeit nicht weniger. So wurde 1984 der heutige Laden gebaut und eingerichtet. Dort war Vreni Schreiber bis vor zehn Jahren, bis zur Geschäftsübergabe, die Hauptperson, die Verantwortliche. Die Pflichterfüllung, wo auch immer, hatte bei ihr einen hohen Stellenwert. Wenn man irgendwo zusagt, war es bei ihr immer ernst gemeint und wurde auch gemacht. «Aber das machte ich gerne», meint die gelernte Verkäuferin dazu. Sie konnte sich dort auch so richtig entfalten, dafür sorgen, dass sich die Kunden bei ihr wohl fühlten, viele Gespräche führen und sich an den leuchtenden Augen der Kinder freuen. Bis zum Schluss wurde sie den laufend neuen Ansprüchen und der Entwicklung der Technik mit vielen Kursbesuchen gerecht.

Vreni Schreiber kann aber auch ganz gut umstellen. «Wenn ich mit etwas aufhöre, mache ich halt etwas anderes», bringt sie es auf den Punkt. Dies ist sicher ein Grund dafür, dass sie sich fit fühlt und sich an Kontakten freut. Bei der von ihr und ihrem Gatten gebauten Kapelle pflegt sie die Blumen und sie freut sich am guten Familienleben, an den Kindern und ihren Besuchen. Zur Nichte sagte sie einmal: «Du kaufst keine Kaffeemaschine, du kommst den Kaffee bei mir trinken!» So ein paar «Reisli» mit dem Schiff, aber nicht auf hoher See, Bergwanderungen wenn die Sonne lacht und Besuche von Wallfahrtsorten werden ihr auch in Zukunft Abwechslung bescheren. Sie betont, dass sie das Leben auf dem Land hochachte. Sie bekomme nicht ständig Kopfschmerzen wie in der Stadt und die Natur sei toll. Sie ist gerne in Wegenstetten. Und weil ihr Wohndorf im Fricktal liegt, trägt sie an besonderen Anlässen die Fricktaler Tracht.


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