Von der «Schaffney» zum «Kornhaus»

  06.12.2019 Frick

Die ehemalige Schaffnerei in Frick ist ein Blickfang. Es ist aber noch vielmehr ein Gebäude, das während der vergangenen 300 Jahre viel Geschichte geschrieben hat. Wo heute eine Dialysestation und verschiedene Kleinbetriebe eingemietet sind und ein Kulturkeller betrieben wird, wurde einst verwaltet und unterrichtet.

Susanne Hörth

Das Kornhaus fällt auf. Nicht nur durch seine imposante Grösse. Sein Markenzeichen sind vor allem die vielen, von grünen Holzläden gesäumten Fenster. Dicht an dicht, teils über vier übereinander liegenden Reihen, dominieren sie alle vier Hausfassaden. Die Gemeinde Frick hat 2001 die denkmalgeschützte Liegenschaft erworben und sie in den Jahren 2005/2006 umfassend restaurieren lassen. Zu den Gründen des Kaufes sagt Gemeindeschreiber Michael Widmer: «Dem damaligen Gemeinderat ging es in erster Linie darum, das sehr schöne und historisch wertvolle Gebäude für die Nachwelt zu erhalten.» Heute sind eine Zahnarztpraxis und die Dialysestation sowie verschiedene Kleinbetriebe eingemietet. «Es ist erfreulich, dass das historische Gebäude an zentraler Lage nicht nur erhalten werden konnte, sondern zugleich komplett vermietet ist.» Widmer weist zudem auf den grossen Gewölbekeller hin, in dem seit 2007 regelmässig kulturelle Anlässe stattfinden.

300-Jahr-Jubiläum
Der letzte Kulturanlass in diesem Jahr findet am 20. Dezember statt. Ein Konzert, so die Kulturkommission Frick in ihrer Vorschau, das passend zum Jubiläum «300 Jahre Kornhauskeller» sei. Und hier setzt die Vergangenheit an. So mächtig das Gebäude beim Kreisel Richtung Bahnhof daherkommt, so intensiv und wechselvoll ist auch seine Geschichte. Eine Geschichte, die sich auch im druckfrischen Kunstdenkmäler-Band, herausgegeben von der Gesellschaft für schweizerische Kunstgeschichte, wiederfindet. Wann die einstige Schaffnerei, das heutige Kornhaus, erbaut wurde, ist nicht abschliessend geklärt. Bei der Restaurierung des Gebäudes hatte man 2005 eine Mauerpartie mit einem zugemauerten spätgotischen Fenster des 16./17. Jahrhunderts entdeckt und die Jahrzahl 1719 im Keller über einem Türbogen freigelegt. «Die heute ‹Kornhaus› genannte ehemalige Schaffnerei diente der Verwaltung und Kontrolle der umfangreichen Güter und Rechte, die der Deutschritterorden Beuggen seit dem 14. Jahrhundert in der Gegend um Frick besass», wird im Kunstdenkmal-Band zum einstigen Zweck des Gebäudes erklärt.

Als die Kommende Beuggen aufgehoben wurde, gelangte das Haus 1806 in den Besitz des Kantons Aargau. Die Idee der Ortsbürgergemeinde, die Liegenschaft als Armenhaus zu nutzen, scheiterte 1865 an einem zu tiefen Steigerungsangebot. Das Gebäude wurde 1866 zum Bezirksschulhaus umgebaut. Hier wurde bis zum Bezug der neuen Bezirksschule Ebnet im Jahre 1924 unterrichtet. Später ging der Barrockbau in Privatbesitz bis er 2001 von der Gemeinde Frick erworben werden konnte.

2007 wurde der Geschichte des Kornhauses auch in der Chronik «Frick – Gestern und Heute» ein umfangreiches Kapitel gewidmet. Heinz Schmid, Chronik-Redaktionsmitglied, führt in seinem Vorwort zur Namensgebung Kornhaus aus: «Vom Deutschritterorden gebaut und als Verwaltungsgebäude genutzt, wurde es von der Bevölkerung kurz als ‹Schaffney› bezeichnet, dann als ‹Bezirksschule› und schliesslich als ‹alte Bez›, nachdem auf dem Ebenet 1924 ein grösseres Bezirksschulhaus entstanden war. Als auch dieses mit dem Bezug des Oberstufenzentrums 1968 zur ‹alte Bez› mutierte, musste eine neue Bezeichnung gefunden werden.» Der Eigentümer habe sich mit Bezug auf die vermeintliche ursprüngliche Zweckbestimmung für «Kornhaus» entschieden. «Und wählte damit einen ebenso kurzen wie verständlichen Sammelbegriff für die Naturalien, die den Zehntherren einst abgeliefert werden mussten.» Heute ist das «Kornhaus» ein fester Begriff.


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