Vom Appenzellerland über Amerika ins Fricktal

  21.12.2019 Möhlin, Persönlich

Offiziell im Ruhestand, aber sehr engagiert: Stephan Koller aus Möhlin

Stephan Koller aus Möhlin stammt ursprünglich aus dem Appenzellerland. Dass er so weltoffen sei und sich gerne für das Wohl anderer Menschen einsetze, habe stark mit seiner Herkunft zu tun, ist der pensionierte Banker überzeugt.

Janine Tschopp

Von Ruhestand hat der ehemalige Banker Stephan Koller seit seiner Pension 2016 nicht viel gemerkt. Für ihn käme es nicht in Frage, zu Hause zu sitzen und zu warten, bis die Zeit vergeht. «Mir ging es beruflich immer sehr gut. Jetzt ist es Zeit, dass ich den Menschen mit ehrenamtlicher Arbeit etwas zurückgebe», sagt er.

Stephan Koller engagiert sich seit 2016 als Stiftungsrat für die Finanzen bei der Stiftung MBF in Stein. «Insbesondere die Finanzierung der neuen Überbauung ‹Widacher› war eine grosse finanzielle Herausforderung. Ich sehe meine Aufgabe nicht nur als ehrenamtliche Tätigkeit, sondern auch als eine grosse Ehre und als Pflicht, mein Know-how zur Verfügung zu stellen», sagt Koller. Zudem ist er Stiftungsratspräsident bei der Stiftung Behindertenfahrdienst in Rheinfelden und engagiert sich auch gerne selber als Fahrer. «Der Behindertenfahrdienst ist eine wichtige Institution im unteren Fricktal. Die Fahrerinnen und Fahrer sind während 365 Tagen pro Jahr mit Herzblut ehrenamtlich im Einsatz. Die Wertschätzung erfahren wir jeweils, wenn wir unsere Fahrgäste irgendwohin fahren und die Freude der beeinträchtigten Menschen erleben dürfen», sagt Stephan Koller.

Vom Appenzellerland in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten
Aufgewachsen ist Stephan Koller im appenzellischen Herisau. «Mein Vater war Banker, aber ein sehr künstlerischer Typ. Er war lokal engagiert und setzte sich unter anderem als Beistand für die Gemeinde ein.» Schon als Bub war es für Stephan Koller selbstverständlich, so sah er es bei seinen Eltern, sich sozial zu engagieren und für andere Menschen da zu sein. «Das ist auch eine Eigenart von uns Appenzellern», sagt Koller. Beruflich entschied sich Stephan Koller für eine Banklehre beim schweizerischen Bankverein in St. Gallen. Um seine Französisch-Kenntnisse aufzubessern, arbeitete er nach der Lehre auf einer Filiale in der Romandie. «In Nyon hat es mir sehr gut gefallen und ich wollte nicht mehr in die Deutschschweiz zurück.»

Er erhielt dann das Angebot eines speziellen Ausbildungsprogramms in Amerika. Aus einem ursprünglich zweijährigen Stage wurden drei Jahre New York und sechseinhalb Jahre Los Angeles. Er arbeitete für den Bankverein im kommerziellen Kreditgeschäft und absolvierte verschiedene Ausbildungen. In Amerika zu leben und zu arbeiten gefiel dem Appenzeller sehr. «Als Swiss Banker in Amerika war man damals gesucht. Ich kam nur ungern in die Schweiz zurück.» Von der Oberflächlichkeit, die bei den Amerikanern oft kritisiert wird, habe er gar nichts gespürt. Im Gegenteil.

Anpassungsschwierigkeiten in der Schweiz
Nach seinem Amerika-Aufenthalt erhielt Stephan Koller eine Stelle beim Bankverein-Hauptsitz in Basel und zog mit seiner Familie ins Fricktal, nach Rheinfelden. Obschon ihm Rheinfelden sehr gut gefiel, hatte er, zurück in der Schweiz, grosse Anpassungsschwierigkeiten. «Mir war hier alles zu kleinkariert und zu bürokratisch. Zum Beispiel hatte ich Mühe damit, dass man am Abend nicht einkaufen konnte und dass vorgeschrieben war, bis wann man Rasenmähen darf.»

Nach einem halben Jahr in der Schweiz wollte er wieder zurück in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Seine Frau, die aus der Innerschweiz stammt und ihn nach Amerika begleitete, fühlte sich im Fricktal schnell sehr wohl. Das Paar traf die Abmachung, dass er sich für die Akklimatisierung in der Schweiz insgesamt ein Jahr Zeit gebe. «Ich fand dann beim Bankverein wieder eine Tätigkeit, bei welcher ich mich entfalten konnte und ich begann mich langsam zu integrieren», erzählt der Banker.

Später, ab 1996, durfte er die Bankverein-Geschäftsstelle in Rheinfelden leiten. Danach hatte er seinen Arbeitsplatz in Liestal und war für das Marktgebiet Baselland und Fricktal zuständig. Er realisierte bald, dass eine grosse Präsenz im Fricktal sehr wichtig war. «Ich war wachstumsorientiert und wollte etwas bewegen.» Stephan Koller ist stolz darauf, dass aufgrund seiner Initiative in Frick die erste Geschäftsstelle seit der Fusion zur UBS (1998) eröffnet wurde.

Später leitete er das Rayon Fricktal und lernte die Region immer besser kennen. Er engagierte sich lokal, unter anderem auch im Gewerbeverein, und genoss es, nahe bei den Kunden zu sein. So war er auch federführend, als die UBS den Verein Openairkino in Rheinfelden während einiger Jahre als Hauptsponsor unterstützte.

«Durch meine berufliche Tätigkeit lernte ich das Fricktal richtig kennen.» Ab 1986 lebte er mit seiner Familie in Rheinfelden. Seit 1997 wohnt er an der Säntisstrasse in Möhlin. Das passt zu dem Mann, der sehr stolz ist, Appenzeller zu sein, obschon er sich an vielen Orten auf der Welt wohlfühlt.

Ein aktiver Rentner
Um sich ehrenamtlichen Engagements anzunehmen, liess sich Stephan Koller 2016 frühpensionieren. Der 64-Jährige geniesst es, sich die Zeit heute selber einzuteilen. «Montags, dienstags und freitags widme ich mich meinen Ämtern, den Donnerstag verbringen wir mit unseren Enkeln und mittwochs unternehme ich etwas mit meiner Frau», erzählt Stephan Koller von seinem strukturierten Wochenablauf. Neben den Engagements für die MBF und den Behindertenfahrdienst ist der ehemalige Banker unter anderem als Friedensrichter tätig. «Diese Tätigkeit schätze ich sehr. Oftmals geht es bei Streitigkeiten um Geld, und da hilft mir auch meine berufliche Erfahrung. Es ist eine Art Lebensschule und eine grosse Befriedigung, den Leuten beim Lösen ihrer Probleme zu helfen.»

Als Hobby treibt der aktive Rentner gerne Sport wie zum Beispiel Wandern und Skifahren. Zudem ist er Mitglied beim Veloclub Zeiningen. «Ich habe dieses Jahr schon 4500 Kilometer auf dem Velo zurückgelegt», sagt Stephan Koller. Auch beim Betreiben seiner Hobbys macht er keine halben Sachen.


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