Salziges

  06.12.2019 Kolumne

Das ist doch mal eine charmante Idee: Weil es in unserer Gesellschaft immer mehr einsame Menschen gibt, hat eine holländische Supermarkt-Kette in einem seiner Läden eine so genannte «Plauder-Kasse» eingeführt. An der «Kletskassa», wie es auf Niederländisch heisst, können die Kundinnen und Kunden, die vielleicht sonst niemanden zum Reden haben, ungeniert mit der Kassiererin plaudern. Sie darf sich Zeit nehmen.

Was für viele gestresste Zeitgenossen, denen es nie schnell genug geht im Leben, wie ein Alptraum klingt, ist für einsame Menschen ein Segen. Jedenfalls fällt der erste Testlauf derart positiv aus, dass der Supermarkt nun noch einen Schritt weiter geht und sogar eine gemütliche Sitzgelegenheit anbietet, wo sich die Kundschaft zu einem Kaffeeklatsch treffen kann: der Supermarkt als Ort der Begegnung.

Neulich sah ich im Fricktal einen Coiffeur-Salon, der auch eine schöne Sitzbank bietet. Dort tummelte sich ein halbes Dutzend junger Männer. Sie warteten geduldig, bis sie an die Reihe kamen. Hätte eigentlich auch gemütlich sein können – doch ohne Ausnahme starrten alle auf ihre Smartphones. Wenn man sich nichts zu sagen hat, dann nützt halt selbst eine «Kletskassa» nichts.

DER SALZSTREUER

salzstreuer@nfz.ch


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