Musik verbindet – oder auch nicht?

  31.12.2019 Leserfotos, Zeiningen, Musik

In der NFZ fragt Walter Herzog mit Recht, warum sich die Menschen während der Adventszeit anders verhalten als sonst? Was ist passiert?

Plötzlich nehmen sie sich mehr Zeit für Gespräche, haben Lust auf ein Lächeln, sind grosszügiger. Was für eine wunderbare Welt! Grosszügiger? Stimmt das, oder gilt das nicht für alle?

Sie sitzen im Stammlokal, rege Diskussionen, tolle Stimmung. Und dann kommt noch der Star-Akkordeonist von den Silverbirds in den Gasthof Blume. Freude herrscht!

Sofort die lautstarke Frage: Küss – häsch d’Handorgele bii der? Natürlich! Gerne würde er aufspielen, wenn alle einverstanden sind. Ja – alle – bis auf eine. Die junge Frau erhebt Einspruch. Sie dulde keinen Lärm! Musik = Lärm? Der Dame und ihrem Begleiter wurde kundgetan, dass in der Schweiz die Regel der Mehrheit gelte. Ihr wurde angeboten, sie könne ja im Saal Platz nehmen. Nein, das sei nicht zumutbar – sie wolle rauchen.

Als dann noch Befürworter von dem lärmempfindlichen Paar als intolerante Leute bezeichnet wurden und auch der Musiker nicht alle Menschen in seinen Bann ziehen konnte, zwang sich ein Lokal-Wechsel auf.

Und was dort? – häsch d’Handorgele bii der? Aber dem Akrobaten auf dem Akkordeon ist die Lust vergangen. Eine sofort durchgeführte Abstimmung ergab aber ein einstimmiges Ergebnis: Dafür – 100%!

Somit soll Jede/r, der Musik als Lärm empfindet, sich an den Strassenrand setzen und der Musik der dröhnenden Motoren und den quietschenden Reifen lauschen.

Aber leider geben sich auch während der Adventszeit jene lieben, netten und guten Menschen zu erkennen: was ich nicht will – hast du auch nicht zu wollen und was ich will – hast du zu bezahlen! Oh du fröhliche Weihnachtszeit.

WERNER MEIER, ZEININGEN


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