Kriminaltourismus wirkungsvoll stoppen

  05.12.2019 Leserbriefe, Rheinfelden

In zwei breit angelegten Aktionen gelang es der Aargauer Kantonspolizei Ende November, siebzehn mutmassliche Einbrecher auf ihrem Kantonsgebiet festzunehmen. Die Nachricht über diesen Erfolg wurde in der Folge auch in rumänischer, serbischer und albanischer Sprache auf dem Facebook-Account der Kantonspolizei publiziert – in der Absicht, eine abschreckende Wirkung auf weitere Kriminaltouristen zu erzielen. Der Aargau soll als Ort gelten, in dem es Einbrechern nicht leicht gemacht wird. Für das Vorgehen gebührt der Aargauer Kantonspolizei Lob. Das Potential einer zielgenauen Bekämpfung von Einbruchstourismus wird aber nicht ausgeschöpft. Eine lokale Aktion eines einzelnen Kantons wird wohl bestenfalls zu einer Verlagerung der Einbrüche in andere Regionen der Schweiz führen – so wird das Problem zwischen den Kantonen verschoben. Die Bekämpfung von importierter Kriminalität muss schweizweit, zumindest aber in gesamten Landesregionen erfolgen, zum Beispiel in der Nordwestschweiz. Kriminaltouristen sind wohl kaum auf die Social-Media-Kanäle der Aargauer Polizei abonniert. Wirksame Meldungen über derartige Aktionen müssen in Medien erscheinen, die von den Kriminellen beachtet werden – Zeitungen, Internet-Portale oder Fernsehsender in den betreffenden osteuropäischen Sprachen – mit gegenseitigen Verweisen zwischen den klassischen und den digitalen Kanälen. Zudem reagieren Facebook-Nutzer wenig auf reine Textmeldungen. Professionell produzierte, leicht verständliche Videos würden die Polizei-Aktionen in ihrer Wirkung deutlich stärken.

Eine wirkungsvolle Prävention von Kriminaltourismus muss weiter gehen. Mein Projektvorschlag einer Abschreckungs- und Aufklärungskampagne vor drei Jahren ist bis anhin daran gescheitert, dass sich keine staatliche Stelle für zuständig erachtet, weder kantonal noch auf Bundesebene. Die Aktionen der Aargauer Polizei könnten der Beginn eines Umdenkens sein – hin zu einem Staat, der nicht nur Verbrechen ahndet und Täter bestraft, sondern Kriminaltourismus zum Schutz der Bevölkerung frühzeitig unterbindet.

MICHAEL DERRER, GLP, BEZIRKSRICHTER, RHEINFELDEN


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