«Die Krippe ist für mein Gemüt»

  08.12.2019 Persönlich, Wittnau, Wohltätigkeit

Im Atelier von Isabella Schmid ist immer Weihnachten. Seit vier Jahren gibt sie Kurse, in denen sie Interessierten aus der Region zeigt, wie man selber Krippenfiguren herstellt. Auch für sich selber macht sie jedes Jahr eine neue Figur, um die Szenerie rund ums Jesuskind zu ergänzen. Während der Adventszeit ziehen alle Figuren in die grosse Krippe im Wohnzimmer.

Karin Pfister

Seit einigen Jahren steht bei Familie Schmid in Wittnau der geschmückte Weihnachtsbaum draussen auf dem Sitzplatz. Grund dafür ist die zirka vier Meter lange und einen Meter breite Krippe in der Stube. «Die Krippe wurde immer grösser und irgendwann war für den Baum kein Platz mehr», erzählt Isabella Schmid. Die 56-jährige hat vor rund 25 Jahren damit angefangen, selber Krippenfiguren herzustellen. Gelernt hat sie das Handwerk damals in einem Kurs der Fricktaler Handarbeitslehrerin Ottilie Reimann aus Oeschgen. Inzwischen leitet sie selber Kurse. «Krippenfiguren sind einfach etwas Schönes. Ich stelle die Krippe in unserer Stube jeweils für mich auf; für mein Gemüt.»

Von Anfang Dezember bis fast Mitte Januar wird das Wohnzimmer von Maria und Josef, dem Jesuskind, Hirten, Königen und vielen weiteren Figuren wie Frauen, Kindern und Tieren bevölkert. Die heiligen drei Könige müssen jeweils auf dem Kachelofen warten, bis sie am 6. Januar zum Jesuskind an die Krippe dürfen, um ihre Geschenke vorbeizubringen. Maria und Josef starten auf der Treppe zum ersten Stock und nähern sich über die Fenster langsam dem Stall, wo sie dann am 24. Dezember ankommen.

Ein Abend nur für Schafe
Isabella Schmid hat alle Figuren in ihrer Krippe selber hergestellt; nur der Engel war ein Geschenk. Sie gibt das ganze Jahr Kurse für interessierte Frauen (auch Männer wären willkommen) und stellt Figuren her, die sie an den Märkten in der Region verkauft. Für die Krippenfiguren hat sie ein eigenes Atelier im Dachgeschoss der Schwiegereltern. «Meine Schwiegermutter ist eine grosse Unterstützung. Sie stellt mein Zubehör her und näht mir im Notfall auch Kleider.»

Mit fachkundiger Anleitung könne jeder selber Krippenfiguren machen, so Isabella Schmid. Fünf Abende dauert ein Kurs und während dieser Zeit entstehen Maria und Josef, das Jesuskind und ein Hirt. Ein Abend sei jeweils der «Schöfliabend». Die Schafe werden aus echter Alpakawolle gemacht. An den Krippenfiguren gefällt Isabella Schmid das Handwerkliche, das Selbergemachte und auch einfach, dass es eine besinnliche und friedliche Tätigkeit sei. «Ich bin mit Herzblut dabei.» Die Herstellungstechnik hat sich über die Jahre verändert. Früher waren die Hände jeweils starr und konnten nicht bewegt werden; inzwischen arbeitet Isabella Schmid mit Elektrikerdraht, der sich biegen lässt. Dies gibt ihr die Möglichkeit, den Figuren auch etwas in die Hand zu drücken. Auch wenn mal eine herunterfalle, sei nichts kaputt. Vor allem wenn Kinder damit spielen, sei das ein Vorteil, so Schmid. Die Wittnauerin hilft auch sehr gerne bei der Restaurierung von Figuren. «Manchmal kommen Leute zu mir an den Stand und sagen, dass bei ihnen auf dem Estrich irgendwo in einer Kiste noch alte Krippenfiguren liegen. Mir tut dann jeweils das Herz weh und ich sage, sie sollen die Figuren doch wieder aufstellen und falls sie nicht mehr gefallen, mit mir zusammen restaurieren.»

Der Gewinn wird gespendet
Unterstützt wird Isabella Schmid an den Märkten jeweils von ihrem Mann Stephan. Isabella Schmid, die Mutter zweier erwachsener Kinder, ist nicht nur in Sachen Krippenfiguren viel unterwegs. Sie engagiert sich im Dorf seit einigen Jahren für den Pfarreirat, war lange im Samariterverein und leitet seit vielen Jahren das Wittnauer Skilager. Die letzten drei Jahre war sie beruflich als Leiterin des Fricker Mittagstisches angestellt, bevor sie die Stelle aufgrund von Umstrukturierungen aufgegeben musste. «Das war schwer für mich. Ich habe sehr gerne dort gearbeitet und hatte auch Angst, dass ich mit 56 keine andere Stelle mehr finde.» Aber die Krise sei eine Chance gewesen. Inzwischen ist Isabella Schmid in der Hotellerie im Unispital Basel tätig und «ich bin sehr glücklich dort und gehe jeden Tag gerne zur Arbeit.»

Den Reinerlös aus dem Krippenfigurenverkauf spendet Isabella Schmid jeweils für einen guten Zweck; vor drei Jahren hat sie das Geld den Erdbebenopfern in Italien zukommen lassen. Damals ist sie sogar selber nach Norcia in Umbrien gefahren und hat eine Woche lang vor Ort geholfen. «Ich hatte einfach der Caritas gemailt und meine Hilfe angeboten und dann konnte ich dahin.» Der Reinerlös vom letzten und diesem Jahr geht an eine Schweizer Familie mit zwei behinderten Kindern. «Ich möchte ihnen einen speziellen Ausflug ermöglichen.»

 


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