Wer soll das bezahlen?

  22.11.2019 Aargau

Fachveranstaltung Spitex Verband Aargau

Mit dem ehemaligen Zürcher Gesundheitsdirektor und jetzigen Präsidenten von Spitex Schweiz, Thomas Heiniger, und Barbara Hürlimann, Leiterin der kantonalen Abteilung Gesundheit, war das Podium prominent besetzt. Thomas Heiniger griff sodann auch gleich den «Elefanten im Raum» auf, als er sagte, dass es zwar (noch?) keine Ausschreibungspflicht für Spitex-Leistungen gäbe, dass es aber jeder Gemeinde zustünde, dies zu tun. Die über 130 Gemeindevertreter, Grossräte und Spitex-Präsidenten im Saal horchten auf. Die Haltung des Präsidenten von Spitex Schweiz überraschte. Die NPO-Spitex sei gut aufgestellt, arbeite wirtschaftlich und mit höchster Fachkompetenz. Sie brauche einen Vergleich bei Ausschreibungen nicht zu scheuen. Diese Vergleiche müssten aber nebst den finanziellen Aspekten auch qualitative Kriterien und Aussagen zur Spitex als Arbeitgeberin sowie Ausbildungsaktivitäten beinhalten. Damit gab er den Ball an die Gemeinden. Aus dem Publikum ging der Vorwurf von Gemeindevertreten an den Kanton, die Strategie von «ambulant vor stationär» entlaste die Staatskasse zu Ungunsten der Gemeinden. Bei Spitalaufenthalten trägt der Kanton einen Finanzierungsanteil von 55 Prozent. Findet die Pflege hingegen zu Hause durch die Spitex statt, kommen die Gemeinden für die Restkosten auf. Dass die Arbeit der Spitex wertvoll ist – und dies nicht nur im volkswirtschaftlichen Sinne –, bestritt keiner der Anwesenden. Durch verkürzte Spitalaufenthalte und mehr ambulante Eingriffe steigen die Kosten für die Gemeinden jedoch immer weiter an.

Barbara Hürlimann, die bereits in ihrem Referat diese Vorwürfe an den Kanton angesprochen hatte, sprach sich denn auch deutlich für eine einheitliche Finanzierung der Gesundheitskosten durch den Kanton aus. Sie appellierte an die Politiker im Saal, diese Einheitsfinanzierung voranzutreiben. Es brauche Einfachheit, Klarheit und Transparenz: «Das System muss so ausgestaltet sein, dass man sich keinen Schwarzen Peter mehr zuschieben kann», ist Hürlimann überzeugt. Anstatt auf den Bund zu warten, soll der Kanton jetzt eine Lösung für den Aargau erarbeiten.

Die Grenzen zwischen ambulanten und stationären Pflege- und Betreuungsmodellen werden in Zukunft verschwimmen. Schon heute entstehen Mischformen, wie betreutes Wohnen, und dies wird aufgrund der demographischen Entwicklung und der sich verändernden Bedürfnisse der zukünftigen Seniorinnen und Senioren weiter zunehmen. Mit dem Aufruf von Barbara Hürlimann an alle Player zur Zusammenarbeit endete die diesjährige Fachveranstaltung. (nfz)


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