Während vier Jahrzehnten im Einsatz für die Natur

  25.11.2019 Natur, Zeiningen, Persönlich

Urs Jakober pflegte den Wald in guten wie in schlechten Zeiten

Er kennt den Forstbetrieb Zeinigerberg-Looberg wie seine eigene Hosentasche. Nach 40 Jahren im Einsatz für rund 1000 Hektaren Wald geht der Förster Urs Jakober Ende Jahr in Pension.

Janine Tschopp

«Im Herbst ist er speziell schön, insbesondere am Morgen», sagt Urs Jakober, während ihn die NFZ in den Zeininger Wald begleitet. Der Förster kennt hier jeden Baum und zeigt der Journalistin eine von vielen Stellen, die ihm besonders gut gefällt. Er und sein Team haben hier oftmals Hand angelegt. «Hier präsentiert sich ein vielfältiger Jungwald, welcher durch entsprechende Lichtdosierung unter dem Schirm der älteren Waldbäume herangezogen wurde», erklärt der Förster. Die Waldwirtschaft sei eine durchwegs kreative Tätigkeit. Ziel sei, einen standortgerechten Wald, bestehend aus wertvollen Baumarten, zu erhalten und dabei die Anliegen des Naturschutzes und der Wohlfahrtsleistungen des Waldes zur berücksichtigen.

Als Leiter des Forstbetriebs Zeinigerberg-Looberg ist er in den Gemeinden Zeiningen, Hellikon, Zuzgen, Mumpf, Obermumpf und Schupfart sowie einem Staatswaldteil für insgesamt 1000 Hektaren Wald verantwortlich.

Seit 1979 im Amt
Nach einer Lehre als Forstwart besuchte Urs Jakober die Försterschule und absolvierte 1978 ein Praktikum im Zeininger Wald. Der damalige Förster Erhard Guthauser fiel aus gesundheitlichen Gründen aus, und Jakober übernahm noch während der Försterschule Verantwortung. Am 8. Januar 1979 wurde der junge Zuzger vom Zeininger Gemeinderat als Förster-Stellvertreter gewählt. Im Mai 1981 übernahm Urs Jakober offiziell die Stelle des Leiters des Forstbetriebs, der damals lediglich aus der Gemeinde Zeiningen bestand.

«Ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange bleiben würde», sagt der Förster heute, 40 Jahre später. Damals hätte es ihn zum Beispiel auch interessiert, sich als Förster bei einem Entwicklungshilfeprojekt der Helvetas in Südamerika oder im asiatischen Raum zu engagieren. Auch hätte er sich vorstellen können, in den Bergen tätig zu sein. «Andererseits», sagt er in Bezug auf seine 40-jährige Amtszeit, «dauert es auch einige Zeit, bis man sich in einem Betrieb eingelebt hat.» Es sei wichtig zu wissen, wie das Gefüge Wald als wertvoller Lebensraum im eigenen Betrieb auf Eingriffe reagiere. «Und irgendwann hatte ich keine Lust mehr abzuwandern.» Er ist sesshaft geworden, hat in Zeiningen 1984/1985 gebaut, geheiratet und eine Familie gegründet.

Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel
Urs Jakober hat seine Arbeit in all den Jahren immer sehr gut gefallen. Aufgrund der tiefen Holzpreise und der hohen Kosten müsste er sich heute gut überlegen, ob er den gleichen Beruf wieder wählen würde. «Zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel», beschreibt er die schwierige finanzielle Situation, die seit Jahrzehnten im Forst herrscht. Die Gründe für diese Situation seien sehr vielfältig. Naturereignisse wie die Stürme Vivian, Wiebke und Lothar in den 1990er Jahren sowie die trockenen und heissen Sommer wie 2003, 2018 und 2019 verursachten gravierende Schäden im Waldbestand. Mehraufwendungen, Qualitätsverluste beim Holz, Verzerrungen im Holzmarkt und Folgeschäden im Wald führten jeweils zu starken Belastungen der Waldrechnungen. Einige Naturereignisse führt Urs Jakober klar auf die Klimaveränderung zurück. Als Förster sei einem bewusst, dass man auch im Wald nur begrenzt Einfluss nehmen könne.

Weitere Gründe für die schwierige, finanzielle Situation der Forstbetriebe seien der starke Frankenkurs, günstige Holzimporte und relativ hohe Fertigungskosten in der Holzindustrie. «Zudem führte die Konzentration zu grösseren holzverarbeitenden Betrieben auch nicht zu besseren Preisen.» 2003 schlossen sich die Gemeinden Hellikon, Zuzgen, Mumpf, Obermumpf und Schupfart der Gemeinde Zeiningen an und bildeten den Forstbetrieb Zeinigerberg-Looberg. «Der Zusammenschluss kam in einer schwierigen Zeit. Der heisse und trockene Sommer 2003 führte zu einer Massenvermehrung von Borkenkäfern, deren Schäden wir auch in den folgenden Jahren noch spürten.»

Zusammenschluss mit Möhlin
Aufgrund der wirtschaftlichen und der personellen Situation, Urs Jakober geht Ende 2019 in Pension, suchten und fanden die Waldbesitzer eine Lösung für die Zukunft. Per 1. Januar 2020 fusioniert der Forstbetrieb Zeinigerberg-Looberg mit dem Betrieb in Möhlin und bildet den Forstbetrieb Region Möhlin (die NFZ berichtete). Möhlin schrieb bis anhin im Gegensatz zu vielen anderen Forstbetrieben schwarze Zahlen. Dies nicht aufgrund der reinen Holzproduktion, sondern in erster Linie aufgrund rentabler Dienstleistungen für Dritte.

Mit dem neu geschaffenen Forstrevier, das sich über eine Fläche von knapp 2000 Hektaren erstreckt, wird künftig mit einem jährlichen Gewinn von 110 000 Franken gerechnet. Durch den Zusammenschluss erhofft man sich viele Vorteile und Chancen personeller und finanzieller Art. «Es macht Sinn, anders wäre es nicht möglich. Aber auch der neue Betrieb kocht nur mit Wasser, und es wird für alle eine Herausforderung werden», sagt Urs Jakober.

Weiterhin viel Zeit im Wald
Urs Jakober wird auch nach seiner Pension viel Zeit im Wald verbringen. Er freut sich, seinem grossen Hobby, der Jagd, nachzugehen. Wandern in den Bergen und Skifahren sind weitere Hobbys, die er vermehrt pflegen möchte. Auch freut er sich mehr Zeit für Haus und Garten und für seine Familie zu haben. Zudem steht eine Reise nach Australien auf seiner Wunschliste. «Zuerst möchte ich jetzt hier aber noch alles gut zu Ende bringen und mich dann neu orientieren», sagt er. Der Schritt in die Pension ist nach 40 Jahren sicher auch mit Wehmut verbunden. Aber eben, der Wald bleibt ihm erhalten, und seine Liebe zur Natur wird der 63-Jährige auch im nächsten Lebensabschnitt pflegen.


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