Geschichtsvergessenheit der Klimastreikenden

  14.11.2019 Leserbriefe, Herznach

Staatseingriffe und weitreichende Verbote werden von Fridays for Future, Extinction Rebellion und anderen als Massnahmen zur Rettung der Welt gefordert. Der «Kapitalismus» gilt vielen als die tiefere Ursache der Umweltprobleme, und es ist von Systemveränderung die Rede. Die Politik zeigt sich trotz mancher Angriffe erfreut, denn der Vorwurf der Untätigkeit in der Vergangenheit verspricht zugleich neue Zuständigkeiten in der Zukunft.

Unabhängig davon, wie zutreffend die Annahmen über die Ursachen und Folgen des Klimawandels sind, sollte hinterfragt werden, ob die geforderten Schritte zielführend sind. Ein Rückblick in die Geschichte könnte dabei helfen.

Vernichtend sind die Erfahrungen, die im letzten Jahrhundert mit dem Gegenteil von Marktwirtschaft gesammelt wurden: Die sozialistischen Planwirtschaften in weiten Teilen der Welt haben nicht nur Millionen von Todesopfern gefordert. Sie haben auch mit beispielloser Rücksichtslosigkeit die Natur zerstört, als sie versuchten, schneller und gezielter als der Westen Wohlstand zu schaffen. Nicht zufällig trug Bitterfeld-Wolfen in der DDR den unrühmlichen Titel der dreckigsten Stadt Europas. Die hochtrabenden Wohlstandsziele wurden nur übertroffen vom Ausmass des Scheiterns. Und zwar ausnahmslos.

Ein Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Wohlstand bzw. Marktwirtschaft bestätigt sich damit nicht. Vielmehr gilt: Die chronische Ineffizienz planwirtschaftlicher Konzepte führt auch zu einem Raubbau an der Natur. Im Unterschied dazu lässt sich beobachten, dass der Markt zu einer effizienten Nutzung von Ressourcen anspornt. Er ermuntert dazu, nach neuen Lösungen zu suchen, und er ermöglicht es, durch das eigene Konsumverhalten Einfluss zu nehmen. Durch einen historisch einmaligen Massenwohlstand hat die Marktwirtschaft zudem dazu beigetragen, dass langfristige Fragen des Umweltschutzes überhaupt ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken konnten. Gute Lösungen benötigen auch in einer Marktwirtschaft Zeit, aber eine schnellere Alternative dazu haben wir nicht.

Falsche Rezepte werden auch in der Not nicht besser. Gerade, wenn die Lage so ernst ist, wie vielfach behauptet, sollten wir staatlich-planwirtschaftliche Irrwege vermeiden. Nutzen wir die Möglichkeiten, die der Markt uns bietet. Geben wir den Menschen mehr und nicht weniger Freiraum, vermeiden wir staatliche Fehlanreize und sorgen wir für Kostenwahrheit.

TIMO RAGER, HERZNACH


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