Die Trompeterin von Säckingen

  27.11.2019 Musik, Persönlich

Melanie Bächle bringt ihren Gästen die Geschichte der Stadt näher

Die Trompete ist ihr Handwerkszeug, die bekannten Liedzeilen des «Behüt’ Dich Gott» sind ihr Markenzeichen. Seit vielen Jahren ist Melanie Bächle einer der «Trompeter von Säckingen» und als Stadtführerin bringt sie den Gästen die Geschichte der Trompeterstadt auf ganz persönliche «alemannische Weise» näher.

Hildegard Siebold

BAD SÄCKINGEN. «Behüt’ Dich Gott»: Der Text des berühmten Liedes entstammt Scheffels «Trompeter von Säckingen», die Melodie komponierte Victor Ernst Nessler für die gleichnamige Oper. Das Lied ist bis heute die Erkennungsmelodie für Bad Säckingen. Einst empfing ein prachtvoll gekleideter Trompeter die Feriengäste am Bahnhof der Stadt mit dem Lied. Bis 1994 gebührte die Rolle des Trompeters von Säckingen ausschliesslich männlichen Mitgliedern der Stadtmusik. Dann folgte mit Pia Schanz die erste weibliche Trompeterin. Derzeit ist Melanie Bächle neben Heinz Blum offiziell einer der zwei Trompeter von Bad Säckingen. «Die Säckinger Männer sind wohl etwas schwach auf der Brust», scherzt sie mit dem ihr eigenen Humor.

Der Schalk sitzt in den Augen von Melanie Bächle, ihr Lächeln ist einnehmend. In der Ecke knistert der Kaminofen und strahlt behagliche Wärme aus, auf dem Esszimmertisch fällt ein Scherenschnitt mit den Darstellern der Bad Säckinger Narrenspiegelabende ins Auge. Aber dazu später mehr. Erst kommt die Trompeterin zu Wort. Der erste öffentliche Auftritt von Melanie Bächle als «Trompeter von Säckingen» reicht ins Jahr 1996 zurück. Da war sie gerade 17 Jahre alt. Zum Abschluss eines Promenadenkonzerts spielte sie das Lied des Trompeters, in Vertretung von Pia Schanz. Die lieh ihr damals auch das Kostüm, ein eigenes hatte sie noch nicht. Wie aber wird man Trompeter von Säckingen?

Manche warten darauf
«Grundvoraussetzung war, der Stadtmusik Bad Säckingen anzugehören», erzählt Melanie Bächle. Und natürlich sei es eine Ehre gewesen. Und natürlich hatte sie Lampenfieber. Das sei bis heute nach 23 Jahren so geblieben. Wobei das Stück selbst gar nicht so schwer zu spielen sei. «Das Schwierige ist, dass jeder Säckinger das Lied kennt und jede Unebenheit im Vortrag sofort bemerkt», schmunzelt Melanie Bächle und fügt hinzu: «Manche warten geradezu auf einen Fehler.» Rund 100 Auftritte pro Jahr absolviert sie, hauptsächlich in Bad Säckingen und der nahen Region. Dabei erlebt sie immer wieder Schönes: Etwa eine 100-jährige Seniorin, die bei ihrem Spiel das Trompeterlied mitsang, obwohl sie sonst kaum noch sprach, oder bei einer Jumelage-Feier in der südfranzösischen Partnerstadt Sanarysur-Mer, die sehr emotionsreich war.

Die Liebe war geweckt
Dass Melanie Bächle so verbunden mit der Stadt Bad Säckingen ist, resultiert aus ihrer Kindheit: Sie ist hier geboren und hier aufgewachsen – in der Scheffelstrasse, wo auch sonst. Die Altstadt war ihr Zuhause, die Eltern Jutta und Fritz Egle im Stadtgeschehen engagiert. Mag es Zufall sein, dass ihre erste Berührung mit einer Trompete die des einstigen Trompeters von Säckingen, Edgar Kaiser, war. An Fasnacht im Gallusturm durfte sie als Mädchen einmal hineinpusten – und die Liebe war geweckt. Edgar Kaiser war dann auch ihr erster Trompetenlehrer, bevor sie ihr Spiel in der Stadtmusik Bad Säckingen weiter verfeinerte.

Die Trompeter-Stadtführungen
Nach Schule und Abitur wählte sie den Beruf der Bankfachwirtin. Dort begegnete Melanie Bächle ihrem Mann Andreas, die beiden heirateten und kurze Zeit später kam Sohn Fabian auf die Welt. Seither konzentriert sie sich auf die Rolle als Mutter und als Trompeterin von Säckingen. Seit 2011 gibt es mit ihr die besonderen Trompeter-Stadtführungen in Bad Säckingen – für Kinder und Erwachsene. Da galt es schon, sich einzulesen und schlau zu machen über die Geschichte der Stadt, die ihr schon immer am Herzen lag.

Spannend findet sie bis heute, wenn alte Bad Säckinger bei ihren Stadtführungen dabei sind und ihr Geschichten von früher erzählen, die weit vor ihrer Geburt 1979 lagen. Die nimmt sie mit und baut sie in ihre Stadtführungen ein. Eineinhalb Stunden dauert so eine Führung. In der Gestaltung ist sie relativ frei, orientiert sich an der jeweiligen Gruppe. Unterhaltsam und spannend muss es sein. Aber natürlich gebe es Dinge, die man einfach gesehen haben muss in Bad Säckingen, wie das Münster, die Holzbrücke, den Schlosspark. Grossen Spass hätten etwa die Gäste aus den Norden, die sich über den alemannischen Dialekt amüsieren.

Kater Hiddigeigei
Ein vertrautes Heimatgefühl löse dieser hingegen bei Schweizer Gästen aus. Grundsätzlich ist für Melanie Bächle ein Dialekt Heimat: «Er öffnet Türen», weiss sie aus Erfahrung. Das hat sie auch früh ihrem Sohn Fabian nahegebracht, der als kleiner Kater Hiddigeigei im Alter von fünf Jahren die Herzen der Narrenspiegelbesucher mit breitestem Alemannisch im Sturm eroberte. Früher stand sie selbst als Darstellerin auf der Bühne in der Rolle als Maroni-Verkäufer auf dem Münsterplatz. Bei der nächsten Auflage 2020 führt sie das neunte Mal Regie und findet es spannend, aus den Akteuren das Bestmögliche heraus zu kitzeln. Und wer könnte das besser, als eine, die in Bad Säckingen beheimatet ist, mit der Stadt verwurzelt ist.

Der Schlosspark ist ihr absoluter Lieblingsplatz, dort wo sie als Kind mit den Schulkameraden hinter den Büschen Verstecken spielte, in der Kleinstadtperle, die so viel Gemütlichkeit ausstrahlt und alles bietet, was ihr gefällt. Für sie ist es eine Stadt mit offenen Menschen: «Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, finde ich immer jemanden, mit dem ich ein Käffelchen trinken kann», sagt sie. Wobei das ganz sicher zuvorderst der offenen und fröhlichen Art von Melanie Bächle selbst geschuldet ist.

Infos und Buchung: Tourismus- und Kulturamt Bad Säckingen, Telefon 00497761/56830, E-Mail: tourismus@badsaeckingen.de


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